Vor zwei Forschergenerationen hat Cyril Mango das Schriffttum der Byzantiner als 'Zerrspiegel' bezeichnet und dessen historischen Aussagewert in Frage gestellt. Ein halbes Jahrhundert später gibt dies Anlass zur Reflexion über die Entwicklungen von neuen Fragestellungen und neuen Methoden in jüngerer Zeit, auch im digitalen Bereich.
Aufzeichnung vom 01. März 2022
Der Vortrag verbindet einen Rückblick auf die Innovationen der Forschungslandschaft mit einer Bestandsaufnahme neuer Einsichten. Vergleiche aus der Optik — zusätzlich zu Zerrspiegeln, Streiflichtern und Seitenblicken werden auch blinde Flecken und das periphere Sehen thematisiert — dienen dabei als roter Faden.
Was steht im Mittelpunkt des Forschungsinteresses und was wird auf diese Weise nicht, oder nur sehr selektiv wahrgenommen? Wie hat die Byzantinistik von neuen Impulsen in anderen Fachdisziplinen profitiert? Welche Erkenntnisse sind nur dann möglich, wenn das Augenmerk auf nicht-byzantinische Quellen gelenkt wird? Welche Rolle spielt der Wandel der akademischen Publikationskultur und die digitale Revolution in diesem Zusammenhang? Ziel ist es zu zeigen, wie der verstärkte Dialog mit anderen Forschungsrichtungen die Byzantinistik auf neue Wege des Sehens gebracht hat.
Claudia Rapp studierte an der Freien Universität Berlin Geschichte, Altgriechisch und Byzantinistik und wurde 1993 in Oxford promoviert. Von 1993 bis 2011 hatte sie Professuren in den USA inne und lehrt seither als Professorin für Byzantinistik an der Universität Wien. Sie war Gastwissenschaftlerin und Fellow u. a. in Utrecht, Princeton, Jerusalem und Oxford und ist Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Eine Veranstaltung des Mittelalterzentrums der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).
PROGRAMM
Einführung
Vortrag