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Das antike Griechenland – eine gescheiterte Nation?
Peter Funke zur Rezeption und Bewertung der griechischen Geschichte in der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts.
Aufzeichnung vom 25.02.2022
Karl Christ hat 1988 die „Politisierung der Antike“ sowie die „Idealisierung der Antike“ und die „Verwissenschaftlichung der Antike“ als typische Eigenarten der Antiken-Rezeption der deutschen Altertumswissenschaft im 19. Jahrhundert herausgestellt. Alle drei Erscheinungsformen standen dabei keineswegs unvermittelt nebeneinander, sondern bildeten durchaus ein sich gegenseitig bedingendes Beziehungsgeflecht, in dem aber der Politisierung eine ausschlaggebende Rolle zukam. So erfuhr die Beschäftigung mit dem antiken Griechenland durch die zeitgenössischen politischen Debatten um die staatliche Neugestaltung Deutschlands im 19. Jahrhundert eine ganz spezifische Prägung.
Das nationalstaatliche Denken im 19. Jahrhundert wurde nicht nur, aber insbesondere in den deutschen Altertumswissenschaften zu einem wirkkräftigen Deutungsmuster der Geschichte der antiken griechischen Staatenwelt. Es entwickelte sich die Vorstellung, dass die griechische Poliswelt ein geschlossener Raum nationaler Gesinnung und daher ihrem Wesen nach auch zu einer entsprechend umfassenden politischen Einheit bestimmt gewesen sei. Die politische Unfähigkeit der Griechen habe diese jedoch nicht zustande kommen lassen. Der Verlauf der antiken griechischen Geschichte wurde damit als Geschichte einer gescheiterten Nation gedeutet. Erst im Verlaufe des 20. Jahrhunderts setzte ein grundlegender Perspektivwechsel ein. Im Vortrag sollen die Genese und die durchaus wechselhafte Ausgestaltung dieser Deutungsmuster im 19. Jahrhundert nachgezeichnet werden.