Menschen streiten sich beständig darüber, welche Handlungen moralisch richtig und welche falsch sind, welche gut und welche böse, welche geboten und welche verboten sind. Wie sind beispielsweise Abtreibungen oder die gleichgeschlechtliche Ehe zu bewerten? Oder: Sind wir moralisch dazu verpflichtet, einen Großteil unseres Einkommens zur Bekämpfung der Weltarmut zu spenden?
Es stellt sich die Frage, ob solche Probleme unter Verweis auf objektive moralische Wahrheit entschieden werden können. Wie ließe sich eine solche erkennen? Welche Rolle spielen die Naturwissenschaften bei der Bestimmung von moralischer Wahrheit? Was bedeutet die Vielfalt und die kontinuierliche Veränderung von Moralvorstellungen? Wie viel Toleranz ist gegenüber abweichenden moralischen Urteilen angebracht und wann ist Kritik gerechtfertigt?
Seit Max Weber ist es zu einem tópos innerhalb und außerhalb der Wissenschaft geworden, dass Wertfragen wissenschaftlich nicht geklärt werden können, dass Wissenschaft wertfrei zu sein habe. In einem gewissen Spannungsverhältnis dazu steht einmal die Erwartung wissenschaftlicher Politikberatung und zum anderen die Existenz normativer Disziplinen wie Jurisprudenz oder Ethik. Wenn normative Fragen wahrheitsfähig wären und mit einem vergleichbaren Anspruch objektiver Geltung beantwortbar wären, dann könnte dieser tópos als widerlegt gelten. Sogenannte moralische Realisten vertreten diese Auffassung. Julian Nida-Rümelin wird in seinem Vortrag versuchen diesen Streit beizulegen, die Rolle von Wahrheitsansprüchen in der Moral und in der Wissenschaft zu klären und damit auch die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Politikberatung abstecken.
Akademievorlesung "Moral, Wissenschaft und Wahrheit" | 02.05.2013
Akademievorlesung "Moral, Wissenschaft und Wahrheit" | 16.05.2013
Akademievorlesung "Moral, Wissenschaft und Wahrheit" | 06.06.2013
Akademievorlesung "Moral, Wissenschaft und Wahrheit" | 20.06.2013