Ziel von „IMAGNUM“ ist es, mit der Erarbeitung eines hierarchischen ikonographischen Thesaurus auf der Basis von Linked Open Data das Potential antiker Münzen für bildwissenschaftliche und kulturhistorische Fragestellungen aufzuschließen. Diese doppelte Perspektive, die Münzen gleichermaßen als Bildträger und historische Quelle auffasst, besitzt ein hohes Erkenntnispotential, das weit über den Forschungsgegenstand selbst hinausreicht: Mit den Münzen liegt ein antikes Bildmedium vor, das es in besonderer Weise erlaubt, Bildanalysen und kontextuelle Informationen systematisch aufeinander zu beziehen. Auf diese Weise können zentrale Bildfragen zu einer historisch und räumlich definiten Münzproduktion und -verwendung in Beziehung gesetzt werden: das Verhältnis von Bild und Bedeutungen, von Bild und Bildträger, von Bild und Text, von Bildproduktion und Bildkonsumption sowie von Serialität und Originalität. Das Projekt startet 2025 und hat eine vorgesehene Laufzeit von 25 Jahren.
Das Vorhaben „KIŠIB“ hat zum Ziel, ein repräsentatives digitales Korpus von ca. 80.000 Siegeln zu erstellen, die aus dem, was heute als Naher Osten oder Westasien bekannt ist, erhalten geblieben sind. Die auf den Siegeln eingravierten Miniaturdarstellungen und Inschriften ermöglichen detaillierte Einblicke in antike Netzwerke sozialer, politischer, wirtschaftlicher, religiöser und künstlerischer Interaktion sowie in die Weitergabe von kulturellem Wissen, sich entwickelnde Formen visueller Kommunikation und sich wandelnde Ideologien. Das Vorhaben erweitert den bislang stark beschränkten Zugang zu diesem Bereich auf einer digitalen Plattform für benachbarte Disziplinen wie Geschichte, Sozialwissenschaften, Anthropologie, visuelle Kultur und Medienwissenschaften sowie für eine außerakademische Öffentlichkeit. Die artefakt-, bild- und textbezogenen Daten werden unter Einsatz maschinellen Lernens gesammelt, segmentiert und annotiert. Der so erstellte strukturierte und kommentierte Datensatz von Bild- und Textkomponenten der Siegel wird vereinigt mit siegelbezogenen Daten aus verschiedenen Quellen in enger Zusammenarbeit mit siegelbesitzenden Institutionen, anderen Projekten der digitalen Altorientalistik und Kolleg:innen aus westasiatischen Ländern. Das Vorhaben startet 2025 mit je einer Arbeitsstelle an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der BBAW in Berlin und hat eine vorgesehene Laufzeit von 16 Jahren.
Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien – das Akademienprogramm – dient der Erschließung, Sicherung und Erforschung des kulturellen Erbes weltweit. Es ist derzeit das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands und international einzigartig. Seit 1979/80 wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert und von der Akademienunion koordiniert. Mit den in den Forschungsstellen erarbeiteten Editionen, Wörterbüchern und Textkorpora schaffen die Akademien zentrale Wissensspeicher für die Zukunft, die der Wissenschaft und der Öffentlichkeit – zunehmend auch digital – zur Verfügung stehen.
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