Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 7. November beschlossen, neun Projekte neu in das Akademienprogramm von Bund und Ländern aufzunehmen. Zwei der Projekte sind Neuvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: „Friedrich Schleiermacher in Berlin (1808-1834). Briefwechsel, Tageskalender, Vorlesungen“ und „Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina (CAGB). „Diese beiden Vorhaben“, betonte Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, „sind eine wichtige Ergänzung für die zwei Zentren „Preußen“ und „Alte Welt“ der BBAW.“
Voraussetzung für die Aufnahme eines Vorhabens in dieses Programm ist, dass es von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse ist. „Das von Bund und Ländern im kommenden Jahr mit 54,4 Mio. Euro finanzierte Akademienprogramm ist weltweit einzigartig“ – sagte Günter Stock, „und für geisteswissen-schaftliche Forschungsvorhaben von unschätzbarem Wert“. Die Finanzierung ist in Anlehnung an den Pakt für Forschung und Innovation erneut um 5 Prozent angehoben worden. „Die in der Union der deutschen Akademien zusammengeschlossenen Akademien sind“, so Günter Stock, „für diese Zuwendung außerordentlich dankbar“.
Die geförderten Neuvorhaben sind:
Das Vorhaben Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina (CAGB) hat die kritische Edition und philologische Erschließung spätantiker und vor allem byzantinischer Kommentare, Paraphrasen, Kompendien und Scholien zu den Schriften des Aristoteles zum Ziel. Auf diese Weise wollen die CAGB Grundlagen für das Studium des wohl einflussreichsten philosophischen Œuvres der Antike erweitern und einen Beitrag zur Erforschung der nur unzureichend bekannten byzantinischen Philosophie und Bildungsgeschichte leisten.
Die CAGB knüpfen an die große Berliner Tradition Aristotelischer Grundlagenforschung im 19. und frühen 20. Jahrhundert an (I. Bekker, H. Diels, W. Jaeger). Das Vorhaben wurde aufgrund eines extern gestellten Antrags in das Akademienprogramm aufgenommen und wird in enger Zusammenarbeit mit dem Aristoteles-Archiv der Freien Universität Berlin durchgeführt. Die Ressourcen des 1965 von Paul Moraux gegründeten Archivs ermöglichen erst die angemessene Berücksichtigung heuristischer, handschriftenkundlicher und prosopographischer Aspekte. Zu den innovativen Ansätzen des Unternehmens gehört außerdem, mittelalterliche Kommentierungspraxis anhand individueller Manuskripte und mit Hilfe von Bildspecimina digital zu erschließen. Die dazu erforderliche technische Infrastruktur wird durch die Kooperation mit dem TEUCHOS-Zentrum der Universität Hamburg verfügbar.
Die vorgesehene Laufzeit ist auf 25 Jahre angelegt, von 2012 bis 2036.
Das Vorhaben „Friedrich Schleiermacher in Berlin (1808–1834). Briefwechsel, Tageskalender, Vorlesungen“ widmet sich einem Theologen, Philosophen und Philologen, der zu den bedeutendsten Gestalten des geistigen Lebens in Deutschland in der klassischen Epoche um 1800 und am Anfang des 19. Jahrhunderts gehört. Wesentliche Impulse seines Werkes wirken fächerübergreifend und international bis auf die Gegenwart.
Das Vorhaben erschließt im Kontext der Biographie die wissenschaftliche, kirchliche und politische Tätigkeit Schleiermachers in der Zeit der Vorbereitung der Berliner Universitätsgründung sowie im Rahmen seiner gleichzeitig wahrgenommenen Ämter als Prediger (seit 1809), Professor der Theologie und Akademiemitglied (beides seit 1810). Im Mittelpunkt stehen die Edition des überlieferten Briefwechsels im Rahmen der Kritischen Schleiermacher-Gesamtausgabe (KGA) sowie der theologisch und philosophisch grundlegenden Vorlesungen über die Philosophische Ethik und die Praktische Theologie, ebenfalls im Rahmen der KGA. Darüber hinaus werden für die Biographie Schleiermachers besonders aufschlussreiche Tagebücher (Notizkalender) in einer Datenbank-Edition zugänglich gemacht. Die Laufzeit ist auf 14 Jahre projektiert, von 2012 bis 2025.
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