Während es schon einige Veröffentlichungen über Leibniz und China gibt, erschienen bisher kaum Arbeiten über Leibniz’ Äußerungen zum anderen „Orient“, dem Nahen Osten. Der Vortrag wird auf Leibniz’ Einstellung zum Islam und den Muslimen eingehen. Nicht erst seitdem die Furcht vor den Türken, die vor den Toren Mitteleuropas standen, seit Mitte seines Lebens immer mehr an Bedeutung verloren hatte, betrachtete Leibniz den Islam vor allem als ein theologisches System. Er kommentierte, soweit sie ihm bekannt wurden, mit zunehmendem Interesse islamische und arabische Quellen. So zeichnet sich allmählich ein kohärentes Bild der Position ab, die Leibniz gegenüber dem „anderen“ – dem nicht-chinesischen – Orient einnahm. Je mehr wir diese näher untersuchen, umso besser können wir auch sein Bemühen um einen Dialog zwischen den Christen und anderen Religionen verstehen, für den er zeitlebens eintrat. Auf der anderen Seite wird hieraus auch etwas von der Bedeutung sichtbar, die der islamischen Theologie innerhalb des europäischen Verständnisses von Religion zukommt. Schließlich kann Leibniz’ Einstellung zum Islam als repräsentativ für viele Gelehrte im Europa der frühen Aufklärung gelten.
Vortrag
Daniel J. Cook
Professor em. Brooklyn College, City University of New York (CUNY)
Einführung
Michael Marx
Corpus Coranicum
Koreferat
Hartmut Rudolph
Hannover/Potsdam
Daniel J. Cook wurde 1968 von der Columbia University in New York City zum Doktor der Philosophie promoviert. Es folgten Stipendien der Heinrich-Hertz-Stiftung für Forschungen an der Universität Bonn und am Hegel-Archiv der Universität Bochum (1971-1972). Cook ist Professor emeritus der Philosophie am Brooklyn College der City University of New York. Zahlreiche Publikationen in vergleichender Philosophie und zur neuzeitlichen Philosophiegeschichte, vor allem zu Hegel und Leibniz, darunter die Bücher Language in the Philosophy of Hegel und (zusammen mit Henry Rosemont) G. W. Leibniz: Writings on China. Er veröffentlichte Aufsätze unter anderem in 'The Journal of the History of Philosophy', 'Philosophy and Phenomenological Research', 'Studia Leibnitiana' und 'Religious Studies'. Gegenwärtig arbeitet er als Mitherausgeber an einer englischen Edition der Korrespondenz von Leibniz mit Joachim Bouvet, dem französischen Missionar in Peking.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Wenchao Li
Tel.: 0331-2796123
e-mail: li@bbaw.de
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.