Der Salon Sophie Charlotte ist eine öffentliche Abendveranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Besucher werden eingeladen, die Ergebnisse renommierter Wissenschaftsprojekte auf vielfältige Weise kennenzulernen. In diesem Jahr wurde der Salon unter dem thematischen Schwerpunkt „Rebellionen, Revolutionen oder Reformen?“ ausgerichtet. Erstmalig beteiligte sich auch die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) mit einem eigenen Programm daran.
Mit den Schlagworten „Rebellion, Transformation, Re-Konfiguration“ beleuchtete AGYA aus arabisch-deutscher Perspektive Aspekte des sogenannten Arabischen Frühlings. Dabei nahmen die Themen „Musik und Popkultur“ einen wichtigen Stellenwert im Programm ein. Die 2010 von Tunesien ausgegangene Protestbewegung war in weiten Teilen eine Jugendbewegung, die popkulturellen Aspekte wie Musik und Mediennutzung mit einer politischen Dimension und Botschaft verband. Popsongs, aber auch Rap und Hip-Hop wurden zum Sprachrohr einer jungen Generation, die so an die gemeinsame Sprache einer globalen Jugendkultur anknüpfte und über kulturelle Grenzen hinweg Nähe und Sympathie füreinander schaffte. Der Arabist Stephan Procházka erläuterte den enormen Stellenwert von Popsongs während und nach der ägyptischen Revolution – einem Kernland des „Arabischen Frühlings“. Mit der Musikinstallation „Pro – Contra – In between“ wurde die Zerrissenheit und Polarisierung der ägyptischen Gesellschaft, die sich in Befürworter und Gegner der „Arabellion“ aufspaltet, für die Besucher auch akustisch erfahrbar gemacht.
Die AGYA-Mitglieder Hanan Badr (Kommmunikations- und Medienwissenschaft), Sarhan Dhouib (Philosophie), Fatima Kastner (Rechtssoziologie) und Florian Kohstall (Politikwissenschaft) berichteten im Gespräch mit der Journalistin Anne Françoise Weber davon, wie sich die politischen Umbrüche in weiten Teilen der arabischen Welt auf einzelne wissenschaftliche Disziplinen ausgewirkt – und sogar kleinere „Revolutionen“ in der Theoriebildung einzelner Fächer bewirkt haben. Ihre Erkenntnisse sind bereits in Teilen unter dem Titel „Academia in Transformation “ online verfügbar.
Ein weiterer Schwerpunkt des Abends waren die Auswirkungen der Flucht- und Migrationsbewegungen, die gemeinsam bewältigt werden müssen. In interdisziplinären und gesellschaftsrelevanten Projekten haben sich AGYA-Mitglieder mit Migration und deren Auswirkungen auf Bildungssysteme, Hochschullandschaft, Wissenschaftler sowie dem Thema Migration im Zusammenhang mit Ernährungssicherheit und Klimawandel befasst. Mit Fokus auf die Rolle von Wissenschaftsinstitutionen präsentierte AGYA-Mitglied Vanessa Lux eine Reihe politischer Handlungsempfehlungen zur Bewältigung all jener Herausforderungen im Wissenschaftsbetrieb, die mit den jüngeren Flucht- und Migrationsbewegungen einhergegangen sind. Diese Empfehlungen wurden von mehr als 200 arabischen und deutschen Wissenschaftlern und hochrangigen Universitätsrepräsentanten auf Einladung von AGYA entwickelt. Der in diesem Zusammenhang erarbeitete „AGYA Policy Report on Migration“ wurde erstmals einer breiten Berliner Öffentlichkeit vorgestellt.
Ein weiteres Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Thema „Flucht und Migration“ innerhalb der Akademie ist das Projekt „Adopt an Academic“, das ebenfalls auf dem Salon präsentiert wurde. Das von AGYA-Mitglied Florian Kohstall ins Leben gerufene Mentorenprogramm zielt darauf ab, geflüchtete und gefährdete Wissenschaftler mit etablierten Akademikern zusammenzubringen. Die AGYA-Mitarbeiter Sherry Basta und Mark Halawa-Sarholz gaben eine Übersicht über erste Erfolge bei der Integration geflüchteter Wissenschaftler in die deutsche Wissenschaftslandschaft.
Gastgeberin der AGYA-Veranstaltung und AGYA-Projektleiterin Verena Lepper zeigt sich äußerst zufrieden: „Gerade die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) kann aus ihrer arabisch-deutschen Perspektive die Debatte zu den Themen Migration und Transformation bereichern. Unsere Mitglieder begeisterten das hoch interessierte Salon-Publikum mit der Vielfalt sowie der Aktualität und Relevanz ihrer Projekte“, so Lepper.
Auf viel Interesse beim Publikum stieß auch das Gespräch mit dem syrischen Star-Koch Fadi Alauwad. Er gab einen Eindruck von seiner persönlichen Migrationsgeschichte und zugleich eine Kostprobe seines kulinarischen Könnens.
Das Programm wurde musikalisch mit der deutsch-ägyptischen Band TARKIBA abgeschlossen. Die Band lud die Besucher ein, den Klang der „Arabellion“ live zu erleben und präsentierte eine musikalische Auseinandersetzung mit eigenen Revolutions- und Migrationserfahrungen.
Die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) bringt exzellente Nachwuchswissenschaftler aus arabischen Ländern und Deutschland zusammen, um Lösungen für gemeinsame Herausforderungen im Rahmen von Forschungskooperationen zu erarbeiten. AGYA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Pressemitteilung als PDF (PDF, 209KB)
Mehr Informationen:
www.agya.info
Twitter @AGYA_events
Kontakt:
Prof. Dr. Verena Lepper (Projektleiterin)
Dr. Sabine Dorpmüller (German Managing Director)
Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA)
an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Jägerstr. 22-23
10717 Berlin
E-Mail: agya@bbaw.de
Tel.: 030 20370281