Die antike Region Thrakien, die sich über das heutige Bulgarien, Nordgriechenland und den europäischen Teil der Türkei erstreckte, zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft, eine ereignisvolle Geschichte und eine vielfältige Münzprägung aus.
Anlass für die Ausstellung im Bode-Museum ist die Bearbeitung der thrakischen Münzen im Besitz des Berliner Münzkabinetts (www.smb.museum/ikmk). Sie ist verbunden mit deren Veröffentlichung in einem sammlungsübergreifenden Internet-Portal, das im Rahmen eines DFG-Projektes gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften entwickelt wurde www.corpus-nummorum.eu.
Ausstellung und Portal präsentieren thrakische Münzen von der griechischen Archaik bis in die römische Zeit (ca. 530 v. Chr.-268 n. Chr.), die nicht nur von zahlreichen Städten, sondern auch von indigenen Stämmen und lokalen Dynasten geprägt wurden. Die Münzbilder geben einerseits Aufschluss über das Selbstverständnis der in dieser Region zusammenlebenden unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und andererseits über das Bild, das diese von sich durch ihre Münzen vermittelten. Dabei können die Bildthemen der thrakischen Münzen aber nicht nur unser historisches Wissen über die Region vergrößern, sondern sie illustrieren teils auch deren topographische Gegebenheiten. Eine wichtige Rolle spielt auf den thrakischen Münzen auch die Darstellung der griechisch-römischen Götterwelt und von Mythen, die die lokalen Bedürfnisse an Teilhabe an der griechisch-römischen Koiné reflektieren. Münzen erweisen sich als gut auswertbares Medium zur Untersuchung von sozialen, ökonomischen und verwaltungstechnischen Veränderungsprozessen.
Der Ausstellungstitel ‚Thrakien 3.0’ ist erklärungsbedürftig. Mit der Web-Site www.corpus-nummorum.eu betreten wir methodisches Neuland. Es ist das erste Mal in der griechischen Numismatik, dass ein sammlungsübergreifendes Dokumentationssystem für eine Region der antiken Welt entwickelt wird. Es basiert auf dem Prinzip der open linked data und der Teilhabe von Numismatikern auf der ganzen Welt, die sich im semantischen Web bewegen. Deswegen auch ‚Thrakien 3.0’. Für die wissenschaftliche Numismatik zählt nicht die einzelne Münze, sondern das Prägesystem, und genau dieses bildet das neue Spezialportal zu Thrakien ab. So entsteht auch ein Mehrwert an Information für die musealen Datenbanken, die ein ganzes Universum an objektbezogenen Informationen vieler Zeiten, Völker in heterogenen Objektgruppen zu erfassen haben. Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin etwa ist für 540.000 Münzen und Medaillen verantwortlich, die die letzten 2.700 Jahre Menschheitsgeschichte spiegeln.
Kooperationspartner für diese Ausstellung ist die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Unterstützt wurde sie durch Museums & Locations, das Exzellenzcluster TOPOI, die Numismatische Gesellschaft zu Berlin und die Erivan & Helga Haub-Stiftung.
Thrakien 3.0. Münzprägung im Land des Orpheus
Ausstellung im Bode-Museum vom 16.10.2015 bis 30.3.2016
Eröffnung: 15. Oktober, 18 Uhr (gleichzeitig Pressetermin)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Prof. Dr. Bernhard Weisser
b.weisser@smb.spk-berlin.de
Tel.: 266 42 5401
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / TOPOI
Dr. Ulrike Peter
peter@bbaw.de
Tel. 20 370 501