
Strukturbildungsprozesse in der Technik, wie etwa die eines künstlich erzeugten Werkstoffs, eines Bauwerks, einer Logistikkette, scheinen bei oberflächlicher Betrachtung nicht durch gemeinsame Mechanismen gekennzeichnet zu sein. Technische Strukturen werden in ihrer Vielfalt eher als Ergebnisse individueller Schöpfungsakte wahrgenommen, ohne gemeinsamen inneren Zusammenhang. Damit stünden sie im Gegensatz zur biologischen Evolution. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch auch Ordnungsprinzipien, die denen in der natürlichen Evolution analog sind.
Wollen wir z. B. ein optimales Kraftwerk strukturieren, so beschreiben wir die Wechselwirkungen zwischen den Kraftwerkskomponenten, also Turbinen, Pumpen, Rohrleitungen und Arbeitsmedium, und suchen letztlich durch Versuch und Irrtum aufgrund von evolutionär entstandenen Erfahrungsregeln diejenige Struktur, die unter den vorgegebenen technischen Umgebungsbedingungen Strom optimal produziert. In historischer Perspektive ist hierbei allerdings keine eindeutige Zielfunktion definierbar. Kraftwerke entwickeln sich über lange Zeiträume vielmehr durch Anpassung an zeitlich veränderliche Umgebungsbedingungen, hier Ressourcenverfügbarkeit oder Akzeptanz durch die Gesellschaft. Der jeweilige Selektionsprozess führt zu der Verbreitung eines speziellen Phänotyps in der Population, also z. B. der Population der Kraftwerksstrukturen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Innovation. Dies gilt für alle technischen Entwicklungsprozesse und ist der biologischen Evolution vollkommen analog.
Technische Entwicklungsprozesse stehen also nicht im grundsätzlichen Gegensatz zu denen der lebendigen Welt. Sie sind vielmehr ein Teil von ihr. Der wesentliche Unterschied liegt in den Zielvorgaben der einzelnen Mutationen für die kurzfristigen Entwicklungsschritte, für die es in der biologischen Evolution keine Analogie gibt.
Leibniz-Saal
10.00 Uhr
Begrüßung
Günter Stock
Akademiepräsident
Klaus-Peter Schmitz
Sekretar der Technikwissenschaftlichen Klasse, Rostock
10.15 Uhr
Technik in einer Leonardo-Welt
Technische und gesellschaftliche Evolution – wer treibt wen?
Jürgen Mittelstraß
Akademiemitglied, Zentrum Philosophie und Wissenschaftstheorie, Konstanz
10.45 Uhr
Biomimetik in der Förderung der DFG
Chancen interdisziplinärer Zusammenarbeit
Matthias Kleiner
Akademiemitglied, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft
11.15 Uhr
Evolution der Mikroelektronik
Hans-Günther Wagemann
Akademiemitglied, Universitätsprofessor für Halbleitertechnik Technische Universität Berlin
11.45 Uhr
PREISVERLEIHUNG
Technikwissenschaftlicher Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestiftet von dem Unternehmen BIOTRONIK
durch Günter Stock, Akademiepräsident
Laudatio
Klaus Lucas, Vizepräsident
12.15 Uhr
Mittagspause
13.00 Uhr
Luft- und Raumfahrttechnik – revolutionär oder evolutionär?
Johann-Dietrich Wörner
Akademiemitglied, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Köln
13.30 Uhr
Emergente Softwaresysteme:
Adaptive Systeme der Künstlichen Intelligenz
Wolfgang Wahlster
Akademiemitglied, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz GmbH, Saarbrücken
14.00 Uhr
Nachhaltige Entwicklung – Fallbeispiel Klimawandel
Reinhard F. Hüttl
Akademiemitglied, Präsident der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
14.30 Uhr
Kaffeepause
15.00 Uhr
homo technicus –
Passt sich die Technik an den Menschen an oder die Menschen an die Technik?
Olaf Dössel
Akademiemitglied, Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart
15.30 Uhr
Technik und Natur: Verbindendes – Trennendes
Ortwin Renn
Akademiemitglied, Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart
16.00 Uhr
Podiumsgespräch
Volker Gerhardt
Klaus Lucas
Axel Meyer
Moderation: Ortwin Renn
16.45 Uhr
Schlussworte
In Zusammenarbeit mit dem Institut für ImplantatTechnologie und Biomaterialien e.V., Rostock-Warnemünde
Weiterführende Links:
Institut für ImplantatTechnologie und Biomaterialien e.V., Rostock-Warnemünde
BIOTRONIK