In ihrer heutigen Sitzung wählten die Ratsmitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Philosophin Weyma Lübbe als Ordentliches Mitglied in die Geisteswissenschaftliche Klasse. Zum Mitglied kann berufen werden, wer sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet hat.
Weyma Lübbe ist eine der profiliertesten deutschsprachigen Vertreterinnen der angewandten und systematisch ausgerichteten Praktischen Philosophie. Ihre Themen haben stets einen aktuellen Bezug, lassen aber in der Art der Bearbeitung grundlagentheoretische Dimensionen sichtbar werden. Mehrfach hat sie rechts-, sozial- oder wirtschaftswissenschaftliche Beiträge zu bestimmten Fragen intensiv rezipiert und damit die Auseinandersetzung über die gemeinsamen Grundbegriffe der Normwissenschaften gefördert. Im deutschen Sprachraum gilt sie als Mitbegründerin der Allokationsethik, die sich im Schnittbereich von philosophischer Ethik und medizinischen, ökonomischen und juristischen Fragestellungen bewegt. In anderen Projekten hat sie Verknüpfungen zwischen analytischer Handlungstheorie und Strafrecht oder zwischen Verfassungsrecht und moralphilo¬sophischer Grundlagendebatte hergestellt und fruchtbar gemacht. Mehrfach hat sie sich zu medizinethischen Fragen wissenschaftlich oder gutachterlich geäußert, etwa zur Präimplanta-tionsdiagnostik, zur Organspende, zur Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln oder zur Katastrophenmedizin. Ihr aktuelles Projekt untersucht ethische Grenzen effizienzorientierten Entscheidens bei der Verteilung von knappen gesund¬heitsrelevanten Gütern. Politische Kontroversen bezieht sie dabei ebenso ein wie ungelöste Fragen zu den axiomatischen und ideengeschichtlichen Grundlagen des Effizienzgedankens.
Weyma Lübbe, Jg. 1961, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Zürich, Konstanz und München. In Konstanz wurde sie 1989 mit der Arbeit „Gibt es eine Legitimität kraft Legalität? Über Sinnverstehen und Institutionenanalysen bei Max Weber und seinen Kritikern“ promoviert und habilitierte sich 1997 im Fach Philosophie mit einer Arbeit über „Verantwortung in komplexen kulturellen Prozessen“. Sie war Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Heisenberg-Stipendiatin und erhielt 2007 das Opus Magnum-Stipendium der VolkswagenStiftung. 1999 folgte sie einem Ruf an die Universität Leipzig; seit 2009 ist sie Professorin für Praktische Philosophie an der Universität Regensburg. Von 2008 bis 2012 gehörte sie dem Deutschen Ethikrat an. Im Jahr 2009 wurde sie mit dem Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gestiftet von der Commerzbank-Stiftung, ausgezeichnet.
Neben Weyma Lübbe wurden sieben weitere Mitglieder dazu gewählt: Martin Carrier, Hartmut Döhner, Philip van der Eijk, Michael Quante, Christian Rehtanz, Constance Scharff und Melanie Trede. Damit gehören der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 168 Ordentliche und 89 entpflichtete Ordentliche Mitglieder sowie 68 Außerordentliche Mitglieder an. Die Akademie wählt ihre Mitglieder aus allen Wissenschaftsgebieten und aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus dem Ausland.
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