PRESSEMITTEILUNG
BBAW/PR-14/2005
26. September 2005
Kants "Critik der reinen Vernunft" (1781, 1787), "Critik der practischen Vernunft" (1788) und "Critik der Urtheilskraft" (1790) werden im Rahmen der Akademieausgabe "Kants gesammelte Schriften" von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften neu ediert. Die finanzielle Unterstützung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ermöglicht es, die Texte nach Ansprüchen moderner historisch-kritischer Ausgaben zu bearbeiten.
Durch kritisch gesicherte Textfassungen, die die Erkenntnisse von über einhundert Jahren Kant-Philologie berücksichtigen, wird für die internationale Forschergemeinschaft eine verbindliche Grundlage geschaffen. Neu an ihr gegenüber den vorliegenden Bänden der Akademieausgabe sowie anderen verbreiteten Editionen ist vor allem der Aspekt der Originaltreue, und daher wird man, so der Vorsitzende der Kant-Kommission der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Projektleiter, Prof. Dr. Volker Gerhardt, "nach dieser Edition Kritik vermutlich allgemein wieder mit C schreiben". Neben der Präsentation der Texte in der ihnen eigenen sprachlichen Gestalt bezweckt die Neuausgabe die Erläuterung des historischen Kontextes durch sachliche Anmerkungen. Ferner werden die erste und zweite Auflage der "Critik der reinen Vernunft" in der Hälfte des Textes, die Kant stark überarbeitet hat, erstmals vollständig auf gegenüberliegenden Buchseiten dargestellt. Die Parallelanordnung des ursprünglich veröffentlichten Textes und der laut Titelblatt "hin und wieder verbesserte(n) Auflage" eröffnet einen neuen Blick auf Kants Arbeit an diesem wirkungsmächtigen Text.
Nach umfangreichen Vorbereitungen haben die Mitglieder der Kant-Kommission (Prof. Dr. Reinhard Brandt; Prof. Dr. Konrad Cramer; Prof. Dr. Eckart Förster; Prof. Dr. Volker Gerhardt; Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann; Prof. Dr. Rolf-Peter Horstmann; Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß; Prof. Dr. Susan Neiman) im Januar 2005 die Richtlinien der Neuausgabe beschlossen, die nun ab September 2005 mittels Zuwendung der ZEIT-Stiftung in Höhe von € 155.000,- (für Personal- und Sachkosten) umgesetzt werden können. Die von dem Verleger, Publizisten und Politiker Gerd Bucerius gegründete ZEIT-Stiftung fördert seit Jahren die Erforschung des Werks von Immanuel Kant, beispielsweise durch die Vergabe des Internationalen Kant-Preises an renommierte Wissenschaftler oder die Einrichtung eines Kant-Stipendienprogramms. Auch für die Edition des Werks innerhalb der Akademieausgabe hat sich die ZEIT-Stiftung bereits sehr engagiert und über zwei Jahre durch Personal- und Sachmittel die Neuedition des Opus postumum gesichert. Mit der Unterstützung der Neuausgabe der drei Kritiken Kants folgt, laut Dr. Klaus Asche und Prof. Dr. Michael Göring aus dem Vorstand, die Stiftung weiterhin dem Anliegen, "dieses gewichtige Editionsvorhaben der deutschen Geistesgeschichte" auf dem inzwischen erreichten Niveau von Editionswissenschaft und Forschung zu vervollständigen.
Für die Arbeiten an der Neuedition konnten als Herausgeber, die nicht an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt sind, Prof. Dr. Andrea Esser (Aachen) und Prof. Dr. Jens Timmermann (St Andrews, Schottland) gewonnen werden. Mit der soeben erfolgten Unterzeichnung der Bandherausgeberverträge zwischen diesen und der Akademie kann das Unternehmen termingenau an den Start gehen. Geplant ist der Abschluß der Arbeiten Ende 2008; die neuen Bände von "Kants gesammelte Schriften" erscheinen beim Verlag Walter de Gruyter.
Bei Rückfragen steht Ihnen der Vorsitzende der Kant-Kommission und Projektleiter, Prof. Dr. Volker Gerhardt, unter der Tel.-Nr. 030-2093 2831 zur Verfügung.