PRESSEMITTEILUNG
BBAW/PR-07/006
26. April 2006
Von Mai 2005 bis Mai 2006 wurden 14 Mitglieder neu in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften gewählt. Ihr gehören damit 156 Ordentliche und 49 entpflichtete Ordentliche Mitglieder, 70 Außerordentliche Mitglieder sowie ein Ehrenmitglied an, 23 Mitglieder sind Frauen. Die neuen Mitglieder werden am 5. Mai 2006 in der Wissenschaftlichen Sitzung zum Leibniztag der Akademie vorgestellt.
Neu gewählt sind:
Jg. 1948, Mittelalterliche Geschichte
Leiter des Instituts für vergleichende Geschichte Europas im Mittelalter,
Humboldt-Universität zu Berlin
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Michael Borgolte hat Geschichte, Germanistik und Philosophie in Münster/Westfalen studiert, dort promoviert und sich in Freiburg/Br. mit einer verfassungsgeschichtlichen Schrift zum frühen Mittelalter habilitiert. 1991 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte I an der Humboldt-Universität zu Berlin an und baute Ende der 1990er Jahre hier das Institut für vergleichende Geschichte Europas im Mittelalter auf, das er bis heute leitet.
Michael Borgoltes Forschungen prägten die deutsche und internationale Mediävistik nachhaltig und eröffneten der Geschichtswissenschaft wesentliche Perspektiven. Er versteht es als die Aufgabe der modernen Mediävistik, die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse, die heute Europa ebenso wie die Welt fundamental umgestalten, mit dem reichen Schatz historischer Erfahrungen kritisch zu begleiten.
Weitergehende Informationen
Michael Borgolte hat Geschichte, Germanistik und Philosophie in Münster/Westfalen studiert, dort promoviert und sich in Freiburg/Br. mit einer verfassungsgeschichtlichen Schrift zum frühen Mittelalter habilitiert. Es folgte eine Lehrtätigkeit als Privatdozent und eine Professur in Freiburg/Br., Frankfurt/Main, Basel und Bamberg. Im Rahmen eines Heisenbergstipendiums entstanden die Monographien „Petrusnachfolge und Kaiserimitation. Die Grab-legen der Päpste, ihre Genese und Traditionsbildung“ (1989/2.A.1995) und „Die mittelalterliche Kirche“ (1992/ 2. A. 2004).
1991 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte I an der Humboldt-Universität zu Berlin an und baute Ende der 1990er Jahre hier das Institut für vergleichende Geschichte Europas im Mittelalter auf, das er bis heute leitet.
Michael Borgoltes Forschungen, mit denen er die deutsche und internationale Mediävistik nachhaltig prägte und der Geschichtswissenschaft wesentliche Perspektiven eröffnete, konzentrieren sich seit Anfang der 1990er Jahre vor allem auf drei Felder:
- Forschungen zur Geschichte und Theorie der Mittelalterhistorie, besonders in den beiden deutschen Staaten nach 1945 – hierzu erschienen die Publikationen „Mittelalterforschung nach der Wende“ (1995) und „Sozialgeschichte des Mittelalters. Eine Forschungsbilanz nach der deutschen Einheit“ (1996);
- die Institutionen-, Sozial- und Kulturgeschichte des mittelalterlichen Stiftungswesens sowie der mittelalterlichen Kirche im Allgemeinen;
- die Geschichte des mittelalterlichen Europa, und zwar insbesondere in interkulturell-vergleichender Perspektive. Dabei vollzieht er eine kritische Wende hin zur Geschichte als historischer Kulturwissenschaft und versteht es als Aufgabe der modernen Mediävistik, die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse, die heute Europa ebenso wie die Welt fundamental umgestalten, mit dem reichen Schatz historischer Erfahrungen kritisch zu begleiten (dazu besonders seine europageschichtliche Gesamtdarstellung „Christen, Juden, Muselmanen. Die Erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes, 300-1400 n. Chr.“, 2006).
Johannes A. Buchmann
Jg. 1953, Theoretische Informatik
Vizepräsident der TU Darmstadt
Technikwissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Johannes A. Buchmann hat in Köln Mathematik, Physik, Philosophie und Pädagogik studiert, legte 1979 die erste und 1984 die zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien ab. 1982 promovierte er in Köln mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Zahlentheorie. Er habilitierte sich für das Fach Mathematik an der Universität Düsseldorf und folgte einem Ruf an die Universität des Saarlandes. Seit 1996 ist er Professor für Informatik an der TU Darmstadt, seit 2001 deren Vizepräsident. 1993 wurde er mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Johannes A. Buchmann verfaßte weltweit beachtete Beiträge zu Problemen der algorithmischen Zahlentheorie und Kryptographie. Derzeit arbeitet er an der Entwicklung von Verfahren der Public-Key-Kryptographie, die gegen Angriffe mit Quantencomputern sicher sind.
Weitergehende Informationen
Johannes A. Buchmann hat in Köln Mathematik, Physik, Philosophie und Pädagogik studiert, legte 1979 die erste und 1984 die zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien ab. 1982 promovierte er in Köln mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Zahlentheorie. Nach einem Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Köln und einem Studienaufenthalt als Feodor-Lynen-Forschungsstipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Ohio State University ging er 1986 an das Mathematische Institut der Universität Düsseldorf, habilitierte hier 1988 für das Fach Mathematik und folgte einem Ruf an die Universität des Saarlandes. Seit 1996 ist er Professor für Informatik an der TU Darmstadt, seit 2001 deren Vizepräsident. Johannes A. Buchmann ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. 1993 wurde er mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Johannes A. Buchmann arbeitet auf dem Gebiet der algorithmischen Zahlentheorie und der Kryptographie. Er befaßte sich in seiner Arbeitsgruppe zum Beispiel mit der Lösung des Faktorisierungsproblems für natürliche Zahlen, der Sicherheitsgrundlage des sogenannten RSA-Verfahrens, einem Verfahren zur Verschlüsselung von Informationen. Er erforschte neue kryptographische Verfahren und entwickelte Hard- und Software für deren Implementierung. In der Kombination von Theorie und durch diese Systeme gestützten Experimenten entstanden weltweit beachtete Beiträge zu Problemen der algorithmischen Zahlentheorie und Kryptographie. Er erweiterte sein Interesse auf die praktische Anwendung von Kryptographie und Public-Key-Infrastrukturen (PKI) und entwickelte das Projekt „FlexiPKI“, dessen Ziel in der Konstruktion von Public-Key-Strukturen mit leichter Austauschbarkeit der kryptographischen Funktionen besteht - eine Schlüsselfrage bei der Gewährleistung langfristiger PKI-Sicherheit. Über die von Johannes A. Buchmann zusammen mit anderen gegründete FlexSecure GmbH wird FlexiPKI vermarktet und bei der Bundesnetzagentur und zur Absicherung der Bundesreisepässe eingesetzt. Derzeit arbeitet er an der Entwicklung von Verfahren der Public-Key-Kryptographie, die gegen Angriffe mit Quantencomputern sicher sind.
Erika Fischer-Lichte
Jg. 1943, Theaterwissenschaft
Professorin am Institut für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Erika Fischer-Lichte hat Theaterwissenschaft, Slavistik, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der Universität Hamburg studiert. 1972 promovierte sie an der FU in Slavistik. 1973 ging sie als Professorin ans Institut für deutsche Sprache und Literatur der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, 1986 übernahm sie den Lehrstuhl für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Bayreuth, 1990 wechselte sie als Direktorin an das neu gegründete Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Mainz. Seit 1996 ist sie Professorin des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin.
Erika Fischer-Lichtes umfangreiches Œuvre umfaßt die Kompetenzbereiche Philosophie im Sinne einer semiotisch fundierten Ästhetik, Theater- und Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte. Grundlegend für ihre Forschungen zu Theater und Kultur ist die Unterscheidung zwischen einer semiotischen und einer performativen Dimension.
Weiterführende Informationen
Erika Fischer-Lichte hat Theaterwissenschaft, Slavistik, Germanistik, Philosophie, Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der Universität Hamburg studiert. 1972 promovierte sie an der FU in Slavistik. 1973 ging sie als Professorin ans Institut für deutsche Sprache und Literatur der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, 1986 übernahm sie den Lehrstuhl für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Bayreuth, 1990 wechselte sie als Direktorin an das neugegründete Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Mainz. Seit 1996 ist sie Professorin des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Gastprofessuren führten sie an die University of Indiana, Bloomington, die University of Washington in Seattle und St. Louis und die University of California, Los Angeles, an die Theaterakademie in St. Petersburg sowie das Seminar des Japanischen Germanistikverbandes in Tateshina, Japan. Sie nimmt zahlreiche Ehrenämter wahr und ist Mitglied der Academia Europaea und der Göttinger Akademie der Wissenschaften.
Erika Fischer-Lichtes umfangreiches Œuvre umfaßt die Kompetenzbereiche Philosophie im Sinne einer semiotisch fundierten Ästhetik, Theater- und Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte. Ihr philosophischer Ansatz wird in dem 1979 erschienenen Buch „Bedeutung: Probleme einer semiotischen Hermeneutik und Ästhetik“ deutlich. Grundlegend für ihre Forschungen zu Theater und Kultur ist die Unterscheidung zwischen einer semiotischen und einer performativen Dimension. Die zuerst 1983 erschienene „Semiotik des Theaters“ wurde in diesem Sinne von der 2004 erschienenen „Ästhetik des Performativen“ komplementiert. Die 1990 erschienene zweibändige Geschichte des Dramas in Einzelinterpretationen, von Aischylos bis Heiner Müller, zählt zu ihren der „reinen“ Literaturwis-senschaft zuzurechnenden Schriften. Mit „Kurze Geschichte des deutschen Theaters“ (1993) legt sie eine Sozial- und Kulturgeschichte der Bedingungen vor, unter denen in Deutschland seit dem Mittelalter bis zum ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert Theater produziert und rezipiert wurde. Die zuletzt erschienene Monographie „Theatre, Sacrifice, Ritual. Exploring Forms of Political Theatre“ (2005) gilt den Massenspektakeln des 20. Jahrhunderts in England, Deutschland, der jungen Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika als Ritualen der neuen Säkularreligionen.
Dieter Grimm
Jg. 1937, Rechtswissenschaft/Politikwissenschaft
Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin
Sozialwissenschaftliche Klasse
Außerordentliches Mitglied
Dieter Grimm studierte Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft in Frankfurt/Main, Freiburg und Berlin. Er promovierte 1971 in Frankfurt/Main. 1979 erfolgte hier die Habilitation im Fachbereich Rechtswissenschaft und im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. 1979 bis 1999 wirkte er als Universitätsprofessor für Öffentliches Recht in Bielefeld. Zugleich war er von 1984 bis 1990 Direktor am dortigen Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Von 1987 bis 1999 war er Richter des Bundesverfassungsgerichts. Im Jahr 2000 folgte er dem Ruf als Universitätsprofessor für Öffentliches Recht an die Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2001 ist er Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin.
Im Zentrum der wissenschaftlichen Forschung von Dieter Grimm steht das Verfassungsrecht, und zwar das deutsche wie das ausländische. Er verbindet die Arbeit am geltenden Recht mit theoretischen, historischen und sozialwissenschaftlichen Forschungen.
Weiterführende Informationen
Dieter Grimm studierte Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft in Frankfurt/Main, Freiburg und Berlin. Anschließende Studienaufenthalte führten ihn nach Paris und an die Harvard Law School in Cambridge, Mass., wo er den Master of Laws erwarb. Er hat beide juristische Staatsexamina und promovierte 1971 in Frankfurt/Main. 1979 erfolgte hier die Habilitation, und zwar sowohl im Fachbereich Rechtswissenschaft als auch im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Bis 1979 war er Wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt und nahm Lehrtätigkeiten in Frankfurt und Trier wahr. 1979 bis 1999 wirkte er als Universitätsprofessor für Öffentliches Recht in Bielefeld. Gleichzeitig war er von 1984 bis 1990 Direktor am dortigen Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Von 1987 bis 1999 war er Richter des Bundesverfassungsgerichts. Nach dem Ende der Amtszeit als Verfassungsrichter folgte er im Jahr 2000 dem Ruf als Universitätsprofessor für Öffentliches Recht an die Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem lehrt er regelmäßig an der New York University Law School und der Yale Law School. Seit 2001 ist er Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin, dem er seit 2000 als Permanent Fellow angehört. Er ist Mitglied der Academia Europaea und der American Academy of Arts and Sciences und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Schulterband und Stern sowie Commandeur dans l’Ordre national du merite der Französischen Republik.
Im Zentrum der wissenschaftlichen Forschung von Dieter Grimm steht das Verfassungsrecht, und zwar das deutsche wie das ausländische. Er verbindet die Arbeit am geltenden Recht mit theoretischen, historischen und sozialwissenschaftlichen Forschungen. Seine „Deutsche Verfassungsgeschichte“ (1988), „Die Zukunft der Verfassung“ (1991) und „Braucht Europa eine Verfassung?“ (1995) gehören zu den Klassikern staatsrechtlicher Literatur und sind zum Teil in mehrfacher Auflage erschienen und in verschiedene Sprachen übersetzt worden. In jüngster Zeit beschäftigen ihn vor allem Wandlungsprozesse der Staatlichkeit und Verfassungsfragen des kooperativen Staates, ferner die Erfolgsbedingungen des Verfassungsstaats und der Verfassungsgerichtsbarkeit sowie Möglichkeiten der Konstitutionalisierung jenseits des Nationalstaats.
Ulrich Herbert
Jg. 1951, Europäische Zeitgeschichte
Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Ulrich Herbert hat Geschichte, Germanistik und Volkskunde in Freiburg/Br. studiert, ist 1985 in Essen promoviert worden und hat sich 1992 an der FernUniversität Hagen habilitiert. Er leitete die Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg und ist seit 1995 Professor für Neuere und Neueste Geschichte in Freiburg. 2003/2004 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1999 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 2001 ist er Mitglied des Wissenschaftsrates.
Ulrich Herbert forscht zur deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte der NS-Diktatur, ein weiterer auf der Geschichte der Migrationen und der ausländischen Arbeiter in Deutschland. In seinen Arbeiten praktiziert er eine spezifische Verbindung von Struktur-, Sozial- und Politikgeschichte, die aus den Quellen forscht.
Weitergehende Informationen
Ulrich Herbert hat Geschichte, Germanistik und Volkskunde in Freiburg/Br. studiert, ist 1985 in Essen promoviert worden und hat sich 1992 an der FernUniversität Hagen habilitiert. Er leitete die Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg und ist seit 1995 Professor für Neuere und Neueste Geschichte in Freiburg. 1987/88 weilte er für ein Jahr als Research-Fellow am Institut für Deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv, 2003/2004 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1999 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 2001 ist er Mitglied des Wissenschaftsrates.
Ulrich Herbert forscht zur deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte der NS-Diktatur, ein weiterer auf der Geschichte der Migrationen und der ausländischen Arbeiter in Deutschland. In seinen Arbeiten praktiziert er eine spezifische Verbindung von Struktur-, Sozial- und Politikgeschichte, die aus den Quellen forscht. In dieser Tradition steht sein Buch über „Fremdarbeiter. Politik und Praxis des ‚Ausländereinsatzes’ in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches“ (1985/1999), das die deutsche Debatte über die Geschichte der ausländischen Zwangsarbeiter während der NS-Zeit maßgeblich beeinflußt hat, sowie das Standardwerk „Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge“ (2001). Auf sehr viel Aufmerksamkeit stieß er mit seiner Biographie über den SS-Ideologen und Stellvertreter Heydrichs, Werner Best, in der er die Geschichte der Generation der um 1900 geborenen Akademiker, einer der Trägergruppen der NS-Führung, bis in die 1980er Jahre hinein verfolgt. Jüngere Forschungsprojekte befassen sich mit der Geschichte Deutschlands nach 1945 und zugleich mit der vergleichenden europäischen Geschichte, so der 2002 herausgegebene Sammelband „Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980“. Seit 2001 leitet er gemeinsam mit anderen die Forschungsgruppe „Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1920-1970“, seit 2004 auch das Editionsprojekt „Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden“. Daneben setzt er seine Auseinandersetzung mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus und mit der deutschen Erinnerungspolitik fort und schreibt über Geschichte der Geschichtswissenschaft und Tendenzen der Holocaustforschung in Deutschland. Er beteiligt sich am öffentlichen Diskurs zu großen Fragen der Geschichtspolitik.
Karl-Heinz Kohl
Jg. 1948, Ethnologie
Professor für Historische Ethnologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main und Direktor des dortigen Frobenius-Instituts
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Karl-Heinz Kohl hat Religionswissenschaft, Ethnologie, Geschichte und Philosophie in Erlangen und Berlin studiert. Er wurde 1980 an der Freien Universität Berlin promoviert und hat sich 1986 in Religionswissenschaft habilitiert. 1988 erfolgte seine Berufung auf den Lehrstuhl für Ethnologie der Universität Mainz. Seit 1996 ist er Professor für Historische Ethnologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Franfurt/Main und Leiter des dortigen Frobenius-Instituts. 2001/2002 lehrte er als Theodor-Heuss-Professor an der New School for Social Research, New York.
Karl-Heinz Kohl versteht Ethnologie als Wissenschaft vom kulturell Fremden. Seine systematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen der vergleichenden Religionswissenschaft, der Religionsethnologie und der Geschichte der Ethnologie; seine regionalen Arbeitsgebiete sind Ost-Indonesien und der melanesische Raum.
Weitergehende Informationen
Karl-Heinz Kohl hat Religionswissenschaft, Ethnologie, Geschichte und Philosophie in Erlangen und Berlin studiert. Er wurde 1980 an der Freien Universität Berlin promoviert und hat sich 1986 in Religionswissenschaft habilitiert. 1988 erfolgte seine Berufung auf den Lehrstuhl für Ethnologie der Universität Mainz. Seit 1996 ist er Professor für Historische Ethnologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Franfurt/Main und Leiter des dortigen Frobenius-Instituts. 2001/2002 lehrte er als Theodor-Heuss-Professor an der New School for Social Research, New York.
Karl-Heinz Kohl versteht Ethnologie als Wissenschaft vom kulturell Fremden. Seine systematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen der vergleichenden Religionswissenschaft, der Religionsethnologie und der Geschichte der Ethnologie; seine regionalen Arbeitsgebiete sind Ost-Indonesien und der melanesische Raum. Aus mehreren Feldforschungsaufenthalten, die er seit Anfang der 1980er Jahre auf einer der Kleinen Sundainseln verbrachte, sind eine Monographie und zahlreiche Aufsätze hervorgegangen. Religionswissenschaft betreibt Karl-Heinz Kohl auf einem festen philosophischen Fundament. Als Mitherausgeber des „Handbuchs religionswissenschaftlicher Grundbegriffe“ (1993-2001) veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln, in denen er zeigt, daß bei der Befassung mit der Religion anderer zugleich die eigene Religion betreffende Probleme verhandelt werden. So verstanden setzt die wissenschaftliche Beschäftigung mit fremden Weltauffassungen und Kulturen immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur voraus. Sein 2003 erschienenes Buch über die Geschichte der sakralen Objekte gilt als Standardwerk zum Thema „Fetischismus“. Unter den Titeln „Exotik als Beruf“ (21986) und „Abwehr und Verlangen“ (1987) veröffentlichte er Arbeiten zur Geschichte der Ethnologie, die bedeutende Gestalten des Faches ebenso wie ganze Schulen und Ideenkonstellationen betreffen. Mit seiner Abhandlung „Entzauberter Blick. Das Bild vom Guten Wilden und die Erfahrung der Zivilisation“ (1981) unternimmt er den Versuch, historische Denkmuster transparent zu machen, die ihre Wirkung bis heute behaupten. Das Werk gilt als Beispiel der Aufklärung im besten Sinne des Wortes.
Gudrun Krämer
Jg. 1953, Islamwissenschaft
Professorin für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Gudrun Krämer hat Islamwissenschaft, Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik in Heidelberg, Bonn und Sussex (GB) studiert. 1981 promovierte sie, 1994 habilitierte sie sich an der Universität Hamburg im Fach Islamwissenschaft. Von 1982 bis 1994 arbeitete sie als Nahost-Referentin an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen bei München. Sie folgte 1994 dem Ruf auf die Professur für Islamwissenschaft an der Universität Bonn. 1996 übernahm sie den Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Beiräte im In- und Ausland, so des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der französischen Forschungsinstitute im Vorderen Orient.
Gudrun Krämer arbeitet zur Geschichte, Politik und Gesellschaft des Vorderen Orient, zu islamischen Bewegungen und islamischer politischer Theorie, häufig in vergleichender Perspektive, insbesondere auch zur westlichen Welt. Ihr besonderes Interesse richtet sich auf die Beziehungen zwischen Muslimen und Juden im Vorderen Orient.
Weitergehende Informationen
Gudrun Krämer hat Islamwissenschaft, Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik in Heidelberg, Bonn und Sussex (GB) studiert. 1981 promovierte sie, 1994 habilitierte sie sich an der Universität Hamburg im Fach Islamwissenschaft. Von 1982 bis 1994 arbeitete sie als Nahost-Referentin an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen bei München, nahm zwischenzeitlich eine Vertretungsprofessur für gegenwartsbezogene Orientforschung in Hamburg wahr und folgte 1994 dem Ruf auf die Professur für Islamwissenschaft an der Universität Bonn. 1996 übernahm sie den Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Gastaufenthalte führten sie nach Kairo an das CEDEJ, an das Bologna Center der Johns Hopkins University, an das Institut d’Études Politiques nach Paris, an die Islamic University Jakarta, die École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris und das Max-Weber-Kolleg in Erfurt. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Beiräte im In- und Ausland, so des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, der Bundeszentrale für politische Bildung, des Goethe-Instituts und der französischen Forschungsinstitute im Vorderen Orient.
Gudrun Krämer arbeitet zur Geschichte, Politik und Gesellschaft des Vorderen Orient, zu islamischen Bewegungen und islamischer politischer Theorie, häufig in vergleichender Perspektive, insbesondere auch zur westlichen Welt. In ihren zahlreichen Publikationen verbindet sie dabei historische und politik- bzw. sozialgeschichtliche Zugriffe und durchdringt ein breites Spektrum von Themen – von der Sozialstruktur über Formen der politischen Herrschaft bis hin zur politischen Theorie, Kultur und Religion. Ihr besonderes Interesse richtet sich auf die Beziehungen zwischen Muslimen und Juden im Vorderen Orient.
2002 erschien ihre „Geschichte Palästinas. Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates“, in der sie mit Hilfe einer eindringlichen Analyse der Geschichte der Region die Wurzeln des Nahostkonflikts freilegt. 2005 folgte ihre „Geschichte des Islam“. G. Krämer ist Mitherausgeberin der 3. Auflage der „Encyclopaedia of Islam“.
Ulrike Kuhlmann
Jg. 1957, Bauwesen/Stahlbau, Holzbau und Verbundbau
Professorin für Stahlbau, Holzbau und Verbundbau der Universität Stuttgart und Leiterin des Instituts für Konstruktion und Entwurf der dortigen Fakultät Bau- und Umweltingenieurswissenschaften
Technikwissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Ulrike Kuhlmann hat Bauingenieurwesen in Bochum studiert, hier 1986 promoviert. Eine Gastprofessur führte sie anschließend an die ETH Lausanne, Schweiz. 1995 folgte sie dem Ruf auf die Professur für Stahlbau und Holzbau an der Universität Stuttgart. Sie ist zugleich Leiterin des Instituts für Konstruktion und Entwurf der dortigen Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Seit 1995 ist sie anerkannte Prüfingenieurin für Baustatik, für Metallbau und Holzbau. 1999 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Ulrike Kuhlmanns Untersuchungen haben wichtige Grundlagen für die Bemessung von Stahl- und Verbundkonstruktionen nach der Plastizitätstheorie gelegt. Sie befaßt sich mit experimentellen und theoretischen Untersuchungen von Verbundkonstruktionen, wie Brücken, Trägern und Decken. Maßgeblich ist ihr Beitrag zur Entwicklung eines neuen Lehrkonzepts einer entwurfsorientierten, werkstoffübergreifenden Lehre im konstruktiven Ingenieurbau.
Weiterführende Informationen
Ulrike Kuhlmann hat Bauingenieurwesen in Bochum studiert, hier 1986 promoviert. Eine Gastprofessur führte sie anschließend an die ETH Lausanne, Schweiz. Von 1987 bis 1990 war sie in einem Ingenieurbüro in Dortmund tätig, anschließend im Stahlbauwerk Dörnen, Dortmund – zuletzt als Leiterin des technischen Büros, bevor sie 1995 dem Ruf auf die Professur für Stahlbau und Holzbau an der Universität Stuttgart folgte – im Jahre 2000 wurde die Professur in „Stahlbau, Holzbau und Verbundbau“ umgewidmet. Sie ist zugleich Leiterin des Instituts für Konstruktion und Entwurf der dortigen Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Sie ist Mitglied zahlreicher Fachausschüsse und Beiräte, u.a. der Internationalen Vereinigung für Brückenbau und Hochbau in Zürich, dem Vorstand der VDI-Gesellschaft Bautechnik, dem Deutschen Ausschuß für Stahlbau und in verschiedenen Euro-code-Normen-Ausschüssen. Seit 1995 ist sie anerkannte Prüfingenieurin für Baustatik, für Metallbau und Holzbau. 1999 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Ulrike Kuhlmann verbindet in ihren Arbeiten Forschung und Praxis. Mit ihren Untersuchungen zur plastischen Rotationskapazität von Stahlprofilen im Rahmen ihrer Dissertation und der Erweiterung dieser Forschungen auf Verbundquerschnitte aus Beton und Stahl und auf Verbindungskonstruktionen hat sie auf der Grundlage von Theorie und Experiment wichtige Grundlagen für die Bemessung von Stahl- und Verbundkonstruktionen nach der Plastizitätstheorie gelegt. Sie befaßt sich mit experimentellen und theoretischen Untersuchungen von Verbundkonstruktionen, wie Brücken, Trägern und Decken. Sie ist Herausgeberin des Stahlbaukalenders, einem umfassenden jährlich erscheinenden Handbuch. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Fragen aus den Gebieten des Brückenbaus und der Kranbahnen, wie Stabilität und Ermüdung. Gegenstand ihrer Forschung sind auch Fragen der Verbindung wie Schweißen und Schrauben und des Verbundes zwischen den verschiedenen Werkstoffen. Maßgeblich ist ihr Beitrag zur Entwicklung eines neuen Lehrkonzepts einer entwurfsorientierten, werkstoffübergreifenden Lehre im konstruktiven Ingenieurbau.
Axel Ockenfels
Jg. 1969, Volkswirtschaftslehre
Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln und Direktor des dortigen Energiewirtschaftlichen Instituts und des Laboratoriums für Wirtschafts-forschung
Sozialwissenschaftliche Klasse
Außerordentliches Mitglied
Axel Ockenfels hat in Bonn Volkswirtschaftslehre studiert, 1998 in Magdeburg promoviert und sich hier 2002 habilitiert. Im Juli 2003 folgte er dem Ruf auf die Professur für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln. Er ist Direktor des dortigen Energiewirtschaftlichen Instituts und des Laboratoriums für Experimentelle Wirtschafts-forschung. 2005 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er ist seit 2005 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.
Axel Ockenfels beschäftigt sich mit dem Verhalten von Menschen in ökonomischen Ent-scheidungssituationen und mit dem Design moderner Marktinstitutionen. Mit seinen Forschungen leistet er sowohl einen Beitrag zur Grundlagenforschung als auch zur Optimierung und zum Design realer Märkte.
Weitergehende Informationen
Axel Ockenfels hat in Bonn Volkswirtschaftslehre studiert, 1998 in Magdeburg promoviert und sich hier 2002 nach längeren Forschungsaufenthalten an der Penn State University und der Harvard University in Volkswirtschaftslehre habilitiert. 2001 übernahm er die Leitung einer Nachwuchsgruppe im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2002/2003 leitete er eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen in Jena. Im Juli 2003 folgte er dem Ruf auf die Professur für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln. Er ist Direktor des dortigen Energiewirtschaftlichen Instituts und des Laboratoriums für Experimentelle Wirtschaftsforschung. 2005 erhielt er für seine Studien über die Natur ökonomischer und sozialer Interaktion sowie für seine Forschungen zum Design von Märkten den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er ist seit 2005 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.
Axel Ockenfels beschäftigt sich mit dem Verhalten von Menschen in ökonomischen Ent-scheidungssituationen. Dabei entwickelt er, neben seinen Arbeiten zur normativen Theorie, auch deskriptive Verhaltenstheorien. Dies erfordert die Modellierung kognitiver und motivationaler Beschränkungen menschlichen Verhaltens. Spiegelbildlich zur Verhaltensforschung beschäftigt Ockenfels sich mit dem Design moderner Marktinstitutionen. Aufbauend auf der Spieltheorie und der deskriptiven Verhaltenstheorie macht er hochkomplexe, reale Märkte mit Hilfe innovativer Experimentaltechniken einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung zugänglich. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Auktionsmärkte, beginnend mit Internetauktionen bis hin zu Infrastrukturmärkten. Mit seinen Forschungen zur Verhaltenstheorie und Marktarchitektur leistet er sowohl einen Beitrag zur Grundlagenforschung als auch zur Optimierung und zum Design realer Märkte.
Ernst Osterkamp
Jg. 1950, Literaturwissenschaft
Professor für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin
Geisteswissenschaftliche Klasse
Außerordentliches Mitglied
Ernst Osterkamp hat Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Münster studiert, 1977 promoviert und sich 1988 im Fach Deutsche Philologie habilitiert. Im November 1992 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er gehört dem Fachkollegium Literatur-, Theater-, Medienwissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft an und war 2004/2005 Mitglied der Strukturkommission zur Neustrukturierung der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. Er ist seit 2003 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Ernst Osterkamps Forschungsschwerpunkte sind die Deutsche Literatur der Frühaufklärung, der Klassik und der Klassischen Moderne. Sein besonderes Interesse gilt den Wechselbeziehungen zwischen den Künsten; in seinen Forschungen schlägt er die Brücke von der Germanistik zur Komparatistik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft.
Weitergehende Informationen
Ernst Osterkamp hat Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Münster studiert, 1977 promoviert und sich 1988 im Fach Deutsche Philologie habilitiert. Nach einjähriger freier Verlagstätigkeit war er ab 1979 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Germanistik der Universität Regensburg. Im November 1992 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin, die er noch heute inne hat. Er war Präsident der Rudolf-Borchardt-Gesellschaft (1989-1996) und ist seit 1996 Mitglied im Ausschuß der Deutschen Schillergesellschaft. 1999/2000 war er Getty Scholar am Getty Research Institute, Los Angeles; von 2003 bis 2006 gehörte er dem Postdoctoral Fellowship Advisory Committee der Getty Foundation an. 2003/2004 war er Fellow der Carl Friedrich von Siemens-Stiftung in München. Er gehört dem Fachkollegium Literatur-, Theater-, Medienwissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft an und war 2004/2005 Mitglied der Strukturkommission zur Neustrukturierung der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. Er ist seit 2003 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Ernst Osterkamps Forschungsschwerpunkte sind die Deutsche Literatur der Frühaufklärung, der Klassik und der Klassischen Moderne. Sein besonderes Interesse gilt den Wechselbeziehungen zwischen den Künsten; in seinen Forschungen schlägt er die Brücke von der Germanistik zur Komparatistik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft. Sein erstes Buch galt den Darstellungsformen des Bösen am Beispiel des Lucifer-Mythos; danach widmete er sich Forschungen zu Johann Christian Günther und zum Klassizismus. 1991 erschien seine Monographie „Im Buchstabenbilde“, die Goethes Kunstauffassung anhand seiner Bildbeschreibungen untersucht. Er hat zahlreiche Beiträge zur Operngeschichte, zur Geschichte der Germanistik und zur italienisch-römischen Fundierung der deutschen Klassik vorgelegt und Sammelbände über Kunst und Wissenschaft in Berlin und Weimar im Zeichen Goethes (2002) sowie über Wilhelm Hauff (2005) herausgegeben.
Hermann Parzinger
Jg. 1959, Vor- und Frühgeschichte, Prähistorische Archäologie
Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI)
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Hermann Parzinger hat Vor- und Frühgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Provinzialrömische Archäologie in München, Saarbrücken und Ljubljana studiert und 1985 in München promoviert. 1991 erfolgte die Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1995 wurde er zum Gründungsdirektor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin berufen. Seit dieser Zeit leitet er Ausgrabungen in Türkisch-Thrakien, in der Russischen Föderation, in Kasachstan, in Uzbekistan, in Tadžikistan und im Iran. 2003 wurde er zum Präsidenten des DAI gewählt. 1998 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Hermann Parzingers wissenschaftliches Œuvre ist durch eine außerordentliche Breite der Interessen in geographischer und chronologischer Hinsicht gekennzeichnet. Seine Dissertation behandelt den mitteleuropäischen Raum in der Eisenzeit, die Habilitation widmet sich Südosteuropa und Vorderasien vom Neolithikum bis zur frühen Bronzezeit. Mitte der 1990er Jahre erweitert sich der Radius seines Wirkens weit nach Osten bis hin nach Südsibirien und Mittelasien.
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Hermann Parzinger hat Vor- und Frühgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Provinzialrömische Archäologie in München, Saarbrücken und Ljubljana studiert und 1985 in München promoviert. 1991 erfolgte die Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1992 wurde er zum Privatdozenten an der Universität Frankfurt/Main ernannt. Seit Anfang der 1980er Jahre nahm er an Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) teil. Ein Reisestipendium des DAI ermöglichte ihm Aufenthalte an verschiedenen Orten in Spanien, Nordafrika, dem Nahen Osten und Osteuropa. Nach seiner wissenschaftlichen Assistenzzeit in München wurde er 1990 zum zweiten Direktor an der Römisch-Germanischen Kommission des DAI in Frankfurt/Main und 1995 zum Gründungsdirektor der Eurasien-Abteilung des DAI in Berlin berufen. Seit 1995 leitet er Ausgrabungen in Türkisch-Thrakien, in der Russischen Föderation, in Kasachstan, in Uzbekistan, in Tadžikistan und im Iran. 2003 wurde er zum Präsidenten des DAI ernannt. 1998 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Hermann Parzingers wissenschaftliches Œuvre ist durch eine außerordentliche Breite der Interessen in geographischer und chronologischer Hinsicht gekennzeichnet. Seine Dissertation behandelt den mitteleuropäischen Raum in der Eisenzeit, die Habilitation widmet sich Südosteuropa und Vorderasien vom Neolithikum bis zur frühen Bronzezeit. Mitte der 1990er Jahre erweitert sich der Radius seines Wirkens weit nach Osten bis hin nach Südsibirien und Mittelasien. Seine Grabungen hat er methodisch ausgewertet, die Ergebnisse schnell und breit publiziert. Sein Interesse richtet sich vor allem auf die Kulturentwicklung in Kontaktzonen. Vielfach konnte er erstmals die Chronologie dieser Kulturkontakte klären. Neben den geisteswissenschaftlichen Methoden seines Fachs, wie dem Kulturvergleich, beherrscht er dabei ebenso die naturwissenschaftlichen Methoden, die zum Standard moderner Ausgra-bungen gehören. Seine Habilitationsschrift gilt als Standardwerk der Disziplin.
Klaus M. Schmidt
Jg. 1961, Volkswirtschaftslehre
Professor für Wirtschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Sozialwissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Klaus M. Schmidt hat Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Hamburg studiert, 1991 in Bonn promoviert und sich dort 1995 in Volkswirtschaftslehre habilitiert. Im selben Jahr wurde er zum Professor für Wirtschaftstheorie an die Universität München berufen. Klaus M. Schmidt ist Spezialist auf den Gebieten Spieltheorie und Vertragstheorie und deren Anwendungen. Seine Beiträge zur Theorie wiederholter Spiele mit unvollständiger Information erlauben ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhandlungsmacht. In den letzten Jahren hat er sich mit Fairness als Entscheidungsmotiv beschäftigt und versucht, „soziale“ Präferenzen in die Spiel- und Vertragstheorie zu integrieren. Klaus M. Schmidt hat, gestützt auf experimentelle Befunde, gezeigt, daß sich menschliches Verhalten in kleinen Gruppen nur erklären läßt, wenn Fairneßmotive berücksichtigt werden.
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Klaus M. Schmidt hat Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Hamburg studiert, 1991 in Bonn promoviert und sich dort 1995 in Volkswirtschaftslehre habilitiert. Im selben Jahr wurde er zum Professor für Wirtschaftstheorie an die Universität München berufen. Gastprofessuren führten ihn an das Massachusetts Institute of Technology, die Stanford University und die Yale University.
Klaus M. Schmidt ist Spezialist auf den Gebieten Spieltheorie und Vertragstheorie und deren Anwendungen. In seinen Arbeiten zur Theorie wiederholter Spiele mit unvollständiger Information hat er sich mit der Frage beschäftigt, wie rationale Spieler eine Reputation für ein bestimmtes Verhalten aufbauen können. Diese Beiträge erlauben ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhandlungsmacht. Seine Beiträge zur Vertragstheorie befassen sich u.a. mit der optimalen Gestaltung von unvollständigen Verträgen, also Verträgen, die zukünftige Entscheidungen nicht perfekt konditionieren können, sondern sich darauf beschränken müssen, Kontrollrechte und Handlungskompetenzen zuzuordnen. Dabei hat er gezeigt, wie Optionsverträge genutzt werden können, um effizientes Verhalten zu induzieren. Solche Verträge werden z.B. bei der Wagniskapitalfinanzierung regelmäßig verwendet. Außerdem hat er gezeigt, daß die Theorie unvollständiger Verträge wichtige Implikationen für die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Systemtransformation in Osteuropa hat.
In den letzten Jahren hat sich Klaus M. Schmidt mit Fairneß als Entscheidungsmotiv beschäftigt und versucht, „soziale“ Präferenzen in die Spiel- und Vertragstheorie zu integrieren. Er hat, gestützt auf experimentelle Befunde, gezeigt, daß sich menschliches Verhalten in kleinen Gruppen nur erklären läßt, wenn Fairneßmotive berücksichtigt werden. Klaus M. Schmidt ist Mitherausgeber des “RAND Journal of Economics” und des “Journal of the European Economic Association” sowie Mitglied der European Advisory Group on Competition Policy bei der Europäischen Kommission.
Stephan Seidlmayer
Jg. 1957, Ägyptologie
Leiter des Akademienvorhabens Altägyptisches Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Akademieprofessor für Ägyptologie an der Freien Universität Berlin
Geisteswissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Stephan Seidlmayer hat Ägyptologie, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Würzburg und Heidelberg studiert und 1986 in Heidelberg promoviert. 1994 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. 1998 wurde er als Arbeitsstellenleiter des Akademien-vorhabens Altägyptisches Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingesetzt. Seit 2003 ist er Leiter dieses Projekts und Akademieprofessor für Ägyptologie an der Freien Universität Berlin.
Stephan Seidlmayer ist gleichermaßen Philologe und Archäologe. Er entwickelte das traditionsreiche Altägyptische Wörterbuch zu einem digitalen Corpus der altägyptischen Textüberlieferung. Seine umfängliche Publikationsliste dokumentiert überraschende Einsichten in die spezifische Andersartigkeit der ägyptischen Kultur.
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Stephan Seidlmayer hat Ägyptologie, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Würzburg und Heidelberg studiert und 1986 in Heidelberg promoviert. 1994 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. 1986-1993 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent in Bonn und an der FU Berlin, anschließend bis 1998 Heisenberg-Stipendiat der DFG. Mitte der 1990er Jahre nahm er Lehrstuhlvertretungen in Heidelberg wahr.
Ab 1998 wurde er als Arbeitsstellenleiter des Akademienvorhabens Altägyptisches Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingesetzt, seit 2003 ist er Leiter dieses Projekts und Akademieprofessor für Ägyptologie an der Freien Universität Berlin. Seit 1979 arbeitet er an Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts und des Österreichischen Archäologischen Instituts in Ägypten mit, 2000 wurde er mit der Projektleitung der Ausgrabungen der Residenznekropole von Dahschur beauftragt. Er ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Institutionen seines Fachs.
Stephan Seidlmayer ist gleichermaßen Philologe und Archäologe. Seine Dissertation befaßt sich mit Gräberfeldern aus dem Übergang vom Alten zum Mittleren Reich. Die angewandten Methoden entstammen dem Fundus der prähistorischen Archäologie. Er untersucht die Veränderungen in den Grabausstattungen zunächst unabhängig von den historischen Quellen und den darin implizierten Epochengrenzen und rückt durch den Blick auch auf regionale Gemeinschaften und die Grundschicht der Bevölkerung die kulturelle und soziale Entwicklung einer entscheidenden Umbruchphase der pharaonischen Geschichte in ein neues Licht. Mit der Neuprofilierung des traditionsreichen Altägyptischen Wörterbuchs zu einem digitalen Corpus der altägyptischen Textüberlieferung, das alle Etappen der Entwicklung der ägyptischen Sprache lexikalisch, linguistisch und philologisch dokumentiert, seiner Umstellung auf moderne Technik und den aktuellen Stand ägyptologischer Linguistik waren seine Kompetenz als Epigraphiker und Philologe gefordert. Seine Interessen auf diesem Gebiet sind zum einen auf die Möglichkeit der computergestützten Erschließung von Texten gerichtet, zum anderen sind sie hermeneutischer Natur. Seine umfängliche Publikationsliste dokumentiert überraschende Einsichten in die spezifische Andersartigkeit der ägyptischen Kultur.
Martin Weber
Jg. 1952, Betriebswirtschaftslehre/Bankwirtschaftslehre/Finanzwirtschaft
Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft, insbesondere Bankbetriebslehre an der Universität Mannheim
Sozialwissenschaftliche Klasse
Ordentliches Mitglied
Martin Weber hat in Aachen Mathematik und Wirtschaftsmathematik studiert, dort 1981 promoviert und sich 1988 im Fach Betriebswirtschaftslehre habilitiert. Nach einjähriger Tätigkeit als Professor in Köln folgte er 1989 dem Ruf als Professor für Betriebswirtschaftslehre an die Universität Kiel. 1993 wechselte er an die Universität Mannheim auf eine Professur für Betriebswirtschaftslehre, Finanzwirtschaft, insbesondere Bankbetriebslehre. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Martin Weber’s wissenschaftliches Interesse gilt der experimentellen Entscheidungsforschung und dem Behavioral Finance. Er gehört zu jenen Entscheidungsforschern in Deutschland, die die klassischen Annahmen in Frage stellen, auf denen die Finanzwirtschaft seit den fünfziger Jahren aufbaut.
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Martin Weber hat in Aachen Mathematik und Wirtschaftsmathematik studiert, dort 1981 promoviert und sich 1988 im Fach Betriebswirtschaftslehre habilitiert. Nach einjähriger Tätigkeit als C3-Professor in Köln folgte er 1989 dem Ruf als C4-Professor für Betriebswirtschaftslehre an die Universität Kiel. 1993 wechselte er von dort an die Universität Mannheim auf eine Professur für Betriebswirtschaftslehre, Finanzwirtschaft, insbesondere Bankbetriebslehre. Gastprofessuren führten ihn an die Duke University, die Stanford University und die Wiener Universität, an die UCLA, Los Angeles, an die Helsinki School of Economics und die Wharton School der University of Pennsylvania. Er gehört den Herausgeber-beiräten führender Zeitschriften an und ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Martin Webers wissenschaftliches Interesse gilt der experimentellen Entscheidungsforschung und dem Behavioral Finance, d.h. der Ausrichtung der Finanzwirtschaft, die verhaltenswissenschaftliche Phänomene von Marktteilnehmern und Märkten stärker in den Fokus der Forschung stellt. Seine Arbeiten basieren auf der mathematischen Entscheidungslehre, die in seiner 1993 erschienenen Dissertation „Entscheidungen bei Mehrfachzielen. Verfahren zur Unterstützung von Individual- und Gruppenentscheidungen“ im Vordergrund steht. In seiner Habilitationsschrift wendet er diese Grundlagen auf die Finanzierung an und befaßt sich mit Risikoentscheidungskalkülen in der Finanzierungstheorie. Er untersucht experimentell das Entscheidungsverhalten, insbesondere im finanzwirtschaftlichen Bereich und greift Fragen auf wie die nach der Rolle der Information in Entscheidungen und der Beeinflussung der Risikowahrnehmung. In dem von ihm gemeinsam mit F. Eisenführ herausgegebenen Lehrbuch „Rationales Entscheiden“ legt er die Grundlagen des rationalen Entscheidens dar. Martin Weber gehört zu jenen Entscheidungsforschern in Deutschland, die die klassischen Annahmen in Frage stellen, auf denen die Finanzwirtschaft seit den fünfziger Jahren aufbaut.
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