Neue Mitglieder 2004/2005 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

22.06.2005 | 4

PRESSEMITTEILUNG

BBAW/PR-04/2005

24. Mai 2005

 

 

Auf der Wissenschaftlichen Sitzung zum Leibniztag 2005 stellt der Erste Vizepräsident der Akademie, Prof. Dr. Detlev Ganten, am 27. Mai 2005 die im zurückliegenden Berichtsjahr in die Akademie gewählten Mitglieder vor.

 

Im Berichtsjahr Juli 2004 bis Mai 2005 wurden fünf Ordentliche Mitglieder in die Berlin-Branden-burgische Akademie der Wissenschaften gewählt. Der Akademie gehören damit 152 Ordentliche und 44 entpflichtete Ordentliche Mitglieder, 65 Außerordentliche Mitglieder sowie ein Ehrenmitglied an, 20 Mitglieder sind Frauen.

 

Neu gewählt wurden -

 

Olaf Dössel                  Jg. 1954, Biomedizinische Technik, Technikwissenschaftliche Klasse,
Ordentliches Mitglied

 

Theodor W. Hänsch     Jg. 1941, Physik, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse,
Ordentliches Mitglied

 

Rupert Klein                Jg. 1959, Maschinenbau, Technikwissenschaftliche Klasse,
Ordentliches Mitglied

 

Wolfgang Kowalsky    Jg. 1958, Elektrotechnik, Technikwissenschaftliche Klasse,
Ordentliches Mitglied

 

Wolfgang Maier          Jg. 1949, Psychiatrie und Psychotherapie, Biowissenschaftlich-medizinische Klasse, Ordentliches Mitglied

 

 

Olaf Dössel

Jg. 1954, Biomedizinische Technik

Technikwissenschaftliche Klasse

Ordentliches Mitglied

 

Olaf Dössel hat an der Christian-Albrechts-Universität Kiel Physik studiert, 1982 mit einer Arbeit zur "Lumineszenz fester Edelgase" zum Dr. rer. nat. promoviert und im Anschluß am Philips Forschungs-laboratorium Hamburg auf dem Gebiet der Sensorik gearbeitet. Hier wurde unter seiner Leitung die Abbildung bioelektrischer Ströme mit SQUID-Vielkanal-Magnetometern zu einem neuen Forschungs-gebiet aufgebaut. 1996 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Biomedizinische Technik an der Technischen Universität Karlsruhe.

O. Dössels Forschungsgebiete umfassen die Abbildung bioelektrischer Ströme, das inverse Problem der Elektrokardiographie und die Vielkanal-Elektrokardiographie.

Unter seiner Leitung wurden wichtige Beiträge zur Modellierung des Körpers aus 3D- und 4D-Bilddaten unter Einsatz der digitalen Bildverarbeitung, basierend auf tomographischen Aufnahmen, erbracht. Seine Forschungen sind auf die Erstellung, Visualisierung und Verifikation von realitätsnahen, dreidimensionalen Modellen des menschlichen Körpers gerichtet. Diese Modelle dienen der Simulation physiologischer Prozesse und zur Berechnung physikalischer Felder im Körper.

Die grundlagenorientierten Forschungen dienen O. Dössel zum Aufbau eines digitalen Herzmodells für Diagnostik und Therapieplanung in der Kardiologie. Die Simulation mit diesem Modell führt zu klinisch nutzbaren Forschungsergebnissen und liefert den Kardiologen neue Methoden bei der Diagnose und Therapie von Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt.

O. Dössel ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik und weiterer fachwissenschaftlicher Vereinigungen. Ausdruck der breiten internationalen Anerkennung ist u. a. die ihm anvertraute Leitung des Weltkongresses "Biomedical Engineering and Medical Physics" im Jahre 2009.

 

 

Theodor W. Hänsch

Jg. 1941, Physik

Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse

Ordentliches Mitglied

 

Theodor Hänsch ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der Laserspektroskopie und ihrer Anwendung in der modernen Physik. Motiviert durch die Möglichkeiten, mittels Präzisionsspektroskopie am Wasserstoffatom Zugang zu grundlegenden Aspekten der modernen Physik zu finden, entwickelte er viele heute unverzichtbare Techniken und Methoden. Dazu gehören weit abstimmbare Farbstoff-lasersysteme und die Doppler-freie Laserspektroskopie ebenso wie die Grundkonzepte der Laserkühlung und ein effizientes Verfahren für die direkte Messung der Frequenz von Licht mit Hilfe ultrakurzer Laserpulse.

Die Wechselwirkung zwischen Materie und Laserlicht beschäftigte Th. Hänsch bereits während seines Physikstudiums und der anschließenden Promotion in Heidelberg. 1970 ging er an die Stanford University, Kalifornien, zunächst als Postdoc, ab 1972 als Associate Professor und ab 1975 als Full Professor. 1986 kehrte er nach Deutschland zurück und ist seither als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig.

Th. Hänschs Forschungsergebnisse bahnen den Weg für den Bau einer neuen Generation optischer Frequenzstandards und Atomuhren, die ihrerseits Zugänge zu einigen grundlegenden Fragestellungen der modernen Physik eröffnen werden - von Tests der Grundlagen der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie über Experimente zu einer möglichen Zeitabhängigkeit von Natur-"Konstanten" bis hin zur Suche nach Hinweisen für eine Physik jenseits des Standardmodells der Elementarteilchen. Astronomie, Geodäsie und Weltraumnavigation, satellitengestützte Navigationssysteme der nächsten Generation und die Telekommunikation werden von den neuen Technologien profitieren.

Th. Hänsch ist Mitglied von Wissenschaftsakademien und -gesellschaften des In- und Auslandes. Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden mit hohen staatlichen und wissenschaftlichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, dem Arthur L. Schawlow Prize for Laser Science der American Physical Society, dem Phillip Morris Forschungspreis und dem Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis. Er ist Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst.

 

 

Rupert Klein

Jg. 1959, Maschinenbau

Technikwissenschaftliche Klasse

Ordentliches Mitglied

 

Rupert Klein gehört zu den führenden theoretischen Strömungsmechanikern Deutschlands. Bereits seine Diplomarbeit zum Abschluß des Maschinenbaustudiums 1986 an der Technischen Hochschule Aachen, mit der er eine geschlossene Theorie zur Beschreibung von kumulativen Wechselwirkungen schwacher Druckwellen mit chemischen Zündreaktionen vorgelegt hat, wie auch seine Promotion 1988, mit der er zum wesentlich tieferen Verständnis der Schadensentstehung bei klopfender motorischer Verbrennung in Übereinstimmung mit Meßdaten der Industrie beigetragen hat, wurden als besondere Leistungen ausgezeichnet. R. Klein ging 1988 als DFG-Forschungsstipendiat nach Princeton und entwickelte hier gemeinsam mit Andrew J. Majda die unter dem Namen "Klein-Majda-Theorie" bekannte Theorie der nichtlinear-nichtlokalen Selbstinduktion schlanker Wirbel, die mit analytischen Methoden den Energietransfer im Wellenzahlraum erklärt, wie er in der Turbulenzforschung durchgängig postuliert wird. 1990 kehrte er nach Aachen zurück.

Für seine Arbeiten zur Verbrennungsforschung wurde er mit dem Bennigsen-Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, für die Gesamtheit seiner vielfältigen Arbeiten mit dem International Award der Whiting School of Engineering der John Hopkins University und für seine Habilitationsschrift zur Dynamik schlanker Wirbel mit dem Friedrich Wilhelm Preis der RWTH Aachen ausgezeichnet.

1996 folgte R. Klein dem Ruf an die Bergische Universität - Gesamthochschule Wuppertal. 1997 nahm er einen gemeinsamen Ruf an die Freie Universität Berlin und das Postdam Institut für Klimafolgenforschung an, ist seither als Professor für Scientific Computing/Modeling and Simulation of Global Environment Systems tätig und leitet die Abteilung "Data and Computation" des Potsdam Instituts.

Seine wissenschaftliche Vielseitigkeit und seine Art, Computersimulationen durchzuführen, haben ihm international ein bemerkenswertes Renommee eingebracht. Die Vielseitigkeit seiner Forschungsansätze lassen fundamental neue Beiträge zur numerischen Simulation des Klimageschehens erwarten.

Im Jahre 2002 erhielt R. Klein den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG, 2002/2003 wurde er als Invited Professor an das Mathematics Department der Ecole Normale Superieur, Paris berufen.

 

 

Wolfgang Kowalsky

Jg. 1958, Elektrotechnik

Technikwissenschaftliche Klasse

Ordentliches Mitglied

 

Wolfgang Kowalsky studierte als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Elektrotechnik an der TU Braunschweig und schloß hier 1985 seine Promotion ab. Ab 1982 war er (mit Unterbrechung für eine Tätigkeit am Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik GmbH in Berlin) wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochfrequenztechnik der Universität Braunschweig und wurde 1989 habilitiert. Ein Jahr später folgte er einem Ruf auf die Professur für Optoelektronik an der Universität Ulm. 1994 kehrte W. Kowalsky an die TU Braunschweig zurück und leitet seitdem das dortige Institut für Hochfrequenztechnik.

W. Kowalskys Forschungsgebiet sind organische Halbleiter. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Organische Elektrolumineszenzdisplays, Organische Laser, Polymerelektronik, III-V-Halbleiter-technologie und Sensorik. Richtungweisend ist die von ihm demonstrierte Anwendung organischer Leuchtdioden (oLEDs) in flachen, Licht emittierenden Bildschirmen. Die Ergebnisse und das wirtschaft-liche Potential seiner langjährigen Forschungen rufen großes Interesse in der Industrie hervor. Seine interdisziplinär ausgerichtete Arbeit spannt den Bogen von den physikalischen Grundlagen über die Chemie bis hin zu komplexen Bauelementen für die technische Anwendung. Unter seiner Leitung konnten auch im internationalen Vergleich führende Leistungsmerkmale wie Effizienz, Leuchtdichte und Betriebsspannung einzelner organischer Leuchtdioden und eine maßgebliche Verbesserung ihrer Lebensdauer erreicht werden.

Im Jahre 2002 wurde W. Kowalsky für seine Forschungen mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet.

 

 

Wolfgang Maier

Jg. 1949, Psychiatrie und Psychotherapie

Biowissenschaftlich-medizinische Klasse

Ordentliches Mitglied

 

Wolfgang Maier ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn. Er hat zunächst in München Mathematik und Volkswirtschaftslehre studiert (1968-1973) und anschließend, neben seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Institut für Wissenschaftstheorie und Statistik, Humanmedizin. 1983 promovierte er an der Universität Mainz zum Dr. med., 1989 folgte hier die Habilitation im Fach Psychiatrie. Von 1981 bis 1986 war W. Maier wissenschaftlicher Angestellter und Arzt, 1986 bis 1992 Oberarzt und 1993 bis 1995 Leitender Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Mainz. Von 1986 bis 1988 erhielt er eine Ausbildung in Methoden der genetischen Epidemiologie und der Molekulargenetik an der Yale University und an der Washington University in St. Louis. Im Herbst 1995 wurde er auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und als Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn berufen.

W. Maiers Forschungsarbeiten umfassen die Epidemiologie, vor allem die genetische, analytische und klinische Epidemiologie psychischer Störungen, die Genetik psychischer Störungen sowie die Pharmakogenetik und methoden-kritische Arbeiten zur Diagnostik und zu Therapiestudien. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf der Charakterisierung des genetisch übertragenen Phänotyps (bei Schizophrenie, Demenzen, Depression und Sucht).

W. Maier hat auf seinem Forschungsgebiet eine erfolgreiche klinisch-genetische Forschergruppe aufgebaut, die in verschiedenen Sonderforschungsbereichen und medizinischen Kompetenznetzen zu psychischen Störungen eine tragende Rolle spielt. Seine internationale Anerkennung findet ihren Ausdruck in der Mitgliedschaft im Editorial Board zahlreicher renommierter und überwiegend internationaler Zeitschriften. Er erhielt den Kurt-Schneider-Wissenschaftspreis für Schizophrenieforschung und den Hans-Jörg-Weitbrecht-Preis für biologisch-klinische Psychosenforschung. Er ist Mitglied mehrerer deutscher Wissenschaftsakademien.

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