Neu erschienen: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg

07.03.2011 | BBAW_04/2011

Im Rahmen des internationalen Großprojekts Corpus Vitrearum ist von der gleichnamigen Forschungsstelle (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland/Potsdam) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften jüngst Band XXII fertig gestellt worden, der sämtliche mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg erfasst und präsentiert.

Neu erschienen: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg
Neu erschienen: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg

Im Rahmen des internationalen Großprojekts Corpus Vitrearum ist von der gleichnamigen Forschungsstelle (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland/Potsdam) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften jüngst Band XXII fertig gestellt worden, der sämtliche mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg erfasst und präsentiert.

Die bearbeiteten Glasmalereien sind für die Publikation fast ausnahmslos ausgebaut worden, um auf Erhaltungszustand und spätere Ergänzungen hin untersucht und bei dieser Gelegenheit unter optimalen Bedingungen fotografiert werden zu können. Der Band stellt deshalb nicht nur erstmals Feld für Feld sämtliche mittelalterlichen Glasmalereien in der denkbar besten Abbildungsqualität vor, sondern präsentiert in Schemazeichnungen auch, was davon noch mittelalterlich und was zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt worden ist. Szene für Szene wird in einem Katalog nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit gleichnamigen Darstellungen gesucht, für jedes Fenster wird auf der Basis historischer Zeugnisse der ursprüngliche Zustand rekonstruiert und für jeden Bau wird die Verglasungsgeschichte nachgezeichnet, die in der Regel sehr viel bewegter ist, als es das wandverbundene Medium Glasmalerei erahnen lassen würde. Stilistische Zusammenhänge mit Glasmalereien außerhalb Brandenburgs werden hergestellt und Parallelen zur Wand-, Tafelmalerei und Skulpturenproduktion aufgezeigt. Der Band stellt erstmals eine Kunstgattung vollständig vor und setzt sie in Bezug zur übrigen Kunstproduktion der Zeit.
 

Zu den großen Glasmalereibeständen, die dabei eine wichtige Rolle spielen, zählen die vor rund einem Jahrzehnt erst wieder aus St. Petersburg und Moskau zurückgekehrten Glasmalereien in der Marienkirche in Frankfurt an der Oder (um 1370). Dazu gehören aber auch die Glasmalereien in der Wunderblutkirche von Bad Wilsnack (um 1460/70), einem der populärsten Pilgerziele im Nordeuropa des 15. Jahrhunderts. Die maßgeblich daran verantwortlich zeichnende Werkstatt war auch an der Verglasung des Doms in Brandenburg an der Havel beteiligt, dessen Scheitelfenster (um 1460/65) gemeinsam mit dem Scheitelfenster in der Paulikirche in Brandenburg an der Havel (um 1330) oder den Glasmalereien der Stadtkirche St. Marien in Herzberg/Elster (um 1410) zu den komplexeren und umfangreicheren Glasmalereibeständen in Brandenburg gehören. Neben Einzelscheiben in Jüterbog, Kloster Zinna oder Stralau/Berlin werden in dem Band ebenso die Glasmalereisammlungen in Schloss Branitz, Fürstlich Drehna oder – last but not least – die des Berliner Kunstgewerbemuseums mit seinen Beständen von zum Teil internationaler Bedeutung vorgestellt. Mit dem ältesten Beispiel, dem Fenster in der Dorfkirche in Lindena aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, deckt der Band bis hin zu den jüngsten Beispielen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts einen Zeitraum von rund 300 Jahren ab und präsentiert dabei auch die spektakuläre Fensterstiftung des niederländischen Adeligen Frank von Borselen in Bad Wilsnack, den heute ältesten Glasmalereien nordniederländischer Provenienz (1459/60), die von Friedrich Wilhelm III. für Paretz erworbenen zwei Rundfelder aus der Magdeburger Liebfrauenkirche (um 1230) oder die von demselben für den Brandenburger Dom angekauften Glasmalereien aus der Colmarer Dominikanerkirche (um 1290).
 

In einer kunsthistorischen Einleitung werden die im Band vorgestellten Glasmalereien im Kontext der Kunstproduktion der Mark Brandenburg vom 13. bis 16. Jahrhundert präsentiert. Dabei wird einmal mehr deutlich, wie wichtig das Medium innerhalb der Kunstproduktion seiner Zeit war und wie wichtig es für die Kunstgeschichtsforschung ist, dass Glasmalerei in guten Aufnahmen mit einer zuverlässigen Darstellung des Erhaltungszustandes in Publikationen zugänglich gemacht wird.
 

Neu erschienen – Die mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg, bearbeitet von Ute Bednarz, Eva Fitz, Frank Martin, Markus Leo Mock, Götz J. Pfeiffer und Martina Voigt. Mit einer kunsthistorischen Einleitung von Peter Knüvener (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. XXII)
2 Bände mit 918 S., 857 Abbildungen, schwarz/weiß, 175 Abbildungen, farbig. Berlin 2010,
Akademie Verlag, ISBN 978-3-05-004688-4, Preis: € 298,00.

Falls Sie ein Rezensionsexemplar wünschen, wenden Sie sich bitte an den Akademie-Verlag.

Pressemitteilung als PDF (PDF, 221KB)

 

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