PRESSEMITTEILUNG
BBAW/PR-10/006
6. Mai 2006
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften setzte auf dem Leibniztag 2006 im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung Akzente für ihre weitere Entwicklung.
In seiner programmatischen Rede auf der Festveranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt betonte der neue Akademiepräsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter Stock, dass die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften aufgrund ihrer Stellung im Wissenschaftssystem, sowie der Auswahl und Zusammensetzung ihrer Mitglieder, in besonderer Weise prädestiniert und aufgefordert sei, Verantwortung für die Zukunft zu tragen. Dies betreffe die Sicherung und Erschließung unseres kulturellen Erbes, die Gesellschaftsberatung und die Zukunftssicherung in Form von Längsschnittuntersuchungen zu modernen Technologien sowie die Kommentierung wissenschaftspolitischer Entwicklungen. Günter Stock plädierte für eine moderne Forschungspolitik, die große Ziele und Themen aufzeigt, die kompetitiven Elemente zur Qualitätssicherung stärkt, Vergütungs- und arbeitsvertragliche Regelungen mit dem Wunsch nach Exzellenz in Einklang bringt und vor allem Freiräume sichert für Kommendes, noch völlig Ungedachtes, um auf diese Weise auch einen elementaren Beitrag zu leisten zu einer dringend notwendigen neuen Kultur einer langfristig angelegten Risiko-Nutzen-Abwägung.
Den Festvortrag zum diesjährigen Leibniztag hielt Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung. In ihrer wissenschaftspolitischen Grundsatzrede betonte sie, dass Innovationspolitik eine Querschnittsaufgabe dieser Bundesregierung sei. Wissenschaft und Forschung spielten eine zunehmend große Rolle auf der internationalen Agenda als Schlüssel für Entwicklung, in ökonomischer und technologischer sowie in sozialer und kultureller Hinsicht. Die Föderalismusreform habe als Ziel eine Modernisierung der Hochschulen, die diesen mehr Freiraum verschaffe und sich an internationalen Maßstäben orientiere.
Den wissenschaftlichen Festvortrag hielt der Architekt Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Meinhard von Gerkan, Mitglied der Technikwissenschaftlichen Klasse der Akademie, zum Thema „Gesellschaftlicher Stellenwert der Baukultur – gestern, heute, morgen“. Nach einem historischen Rückblick zog Meinhard von Gerkan für die Baukultur der Zukunft das Fazit, dass ein hoher Stellenwert der Baukultur nur zurück gewonnen werden könne, wenn das Bauen auf die gesellschaftlichen Probleme und Fragen sinnvolle Antworten liefere. Dazu gehöre, dass Architektur den Menschen ein Zuhause und Heimat gebe, Urbanität schaffe und Natur schone, Ressoucen bewahre, Haltbarkeit und Dauer gewährleiste, Identität erhalte und schaffe sowie der Ästhetik hohe Priorität einräume.
Auf dem Leibniztag wurden auch die im zurückliegenden Akademiejahr neu gewählten Mitglieder vorgestellt (PR-07/2006): Prof. Dr. Michael Borgolte (Geschichte des Mittelalters), Prof. Dr. Johannes Buchmann (Theoretische Informatik), Prof. Dr. Erika Fischer-Lichte (Theaterwissenschaft), Prof. Dr. Dieter Grimm (Öffentliches Recht), Prof. Dr. Ulrich Herbert (Europäische Zeitgeschichte), Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl (Ethnologie), Prof. Dr. Gudrun Krämer (Islam-wissenschaft), Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann (Bauwesen /Stahlbau, Holzbau und Verbundbau), Prof. Dr. Axel Ockenfels (Volkswirtschaftslehre), Prof. Dr. Ernst Osterkamp (Literaturwissenschaft), Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Parzinger (Vor- und Frühgeschichte/ Prähistorische Archäologie), Prof. Dr. Klaus M. Schmidt (Wirtschaftstheorie), Prof. Dr. Stephan Seidlmayer (Ägyptologie), Prof. Dr. Martin Weber (Betriebswirtschaftslehre).
Daneben vergab die Akademie an diesem Tag ihre höchsten Auszeichnungen. Die Helmholtz-Medaille für überragende wissenschaftliche Leistungen, die nur alle zwei Jahre verliehen wird, erhielt Professor em. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Dr.-Ing. E.h. mult. Günter Spur, der zu den international namhaftesten Technikwissenschaftlern Deutschlands gehört (PR-04/2006). Die Leibniz-Medaille für besondere Verdienste um die Förderung der Wissenschaften wurde an Dr. rer. pol. Arend Oetker vergeben. Mit ihm wurde ein überragender Wissenschaftsförderer, ‑politiker und Mäzen geehrt, aber auch ein Unternehmer, der sich seiner sozialen Verantwortung in hoher Professionalität bewusst ist (PR-05/2006).
Außerdem wurden Akademiepreise an junge Forscherinnen und Forscher für herausragende wissenschaftliche Leistungen verliehen (PR-08/2006). Den mit 20.000 € dotierten Akademiepreis erhielt der Astrophysiker und Radioastronom Professor Dr. Heino Falcke. Der vom Verlag de Gruyter gestiftete und mit 15.000 € dotierte Akademiepreis ging an Professor Dr. Stefanie Reese, die auf dem Forschungsgebiet „Computational Mechanics“ arbeitet. Den von der Monika-Kutzner-Stiftung zur Förderung der Krebsforschung gestifteten Akademiepreis in Höhe von 10.000 € erhielt der Mediziner PD Dr. Karl Lenhard Rudolph. Der von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) gestiftete Akademiepreis über 5.100, mit dem herausragende Leistungen von Wissenschaftlern aus den ost- oder südosteuropäischen Ländern gewürdigt werden können, wurde an den Mediziner Dr. Robert Rejdak verliehen. Das Akademiestipendium, das bis zu 30.000 € betragen kann, erhielt an die Politik-wissenschaftlerin Dr. Cornelia Woll.
Erstmalig waren zu der Festsitzung im Konzerthaus rund 150 Schüler aus Berliner und Brandenburger Schulen eingeladen, die sich anschließend im Akademiegebäude vertiefend über die Arbeit der Akademie informieren konnten.
Mit dem Leibniztag, zu dem die Akademie alljährlich einlädt, knüpft sie an eine Tradition an, die Anfang des 19. Jahrhunderts von der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet wurde. Sie verbindet mit dieser Veranstaltung gleichwohl ausschließlich gegenwarts- und zukunftsbezogene Zwecke: Die Akademie legt zu diesem Anlass öffentlich Rechenschaft über ihre Arbeit ab, bezieht Stellung zu wissenschaftspolitischen Fragen und stellt die Ziele ihrer mittel- und langfristigen Akademiepolitik vor.
In Zukunft wird die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften neben dem Leibniztag als zweite öffentliche Festsitzung den Einsteintag einführen. Der Einsteintag findet in der Hauptstadt des Landes Brandenburg statt.
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