Die Leistungen von Ökosystemen für den Natur- und Umweltschutz müssen verstärkt durch politische Maßnahmen gefördert werden. Ihre Bedeutung als Grundlage für die menschliche Lebensqualität sollte sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene durch entsprechend umfassende Politikprogramme gesichert werden. Dies sind zentrale Punkte eines heute veröffentlichten Politikpapiers der interdisziplinären Forschungsgruppe „Ökosystemleistungen“. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler stellen darin Möglichkeiten einer Umsetzung des Ökosystemleistungsansatzes in Deutschland sowie Leitlinien vor, die bei der Integration des Konzepts in relevante Sektor- und Querschnittspolitiken beachtet werden sollten.
Leitlinien zur Förderung von Ökosystemleistungen
Das Politikpapier definiert sieben Leitlinien für die Sicherung und Förderung von Ökosystemleistungen in Kulturlandschaften und zeigt auf, wie diese in dem in Deutschland bestehenden Politikgefüge konkretisiert und implementiert werden können. Als Querschnitts-Ansatz betreffen Ökosystemleistungen eine Reihe von Politikfeldern, etwa die Naturschutz-, Wald-, Wasser- und Agrarpolitik. Das Papier beleuchtet daher insbesondere Umsetzungsmöglichkeiten in diesen Sektoren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen folgende Leitlinien vor:
• Die spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Ökosystemleistungen müssen bei der Gestaltung von Politikmaßnahmen in Betracht gezogen werden.
• Erfolgreiche politische Instrumente für den Erhalt und die Förderung von Ökosystemleistungen müssen den unterschiedlichen natürlichen, ökonomischen und soziokulturellen Kontexten von Ökosystemleistungen Rechnung tragen.
• Politikinstrumente sollten gezielt die Bereitstellung von „Bündeln“ verschiedener Ökosystemleistungen fördern.
• Instrumente zur Förderung von Ökosystemleistungen müssen an der jeweils relevanten räumlichen Ebene ansetzen.
• Die Erhaltung und Förderung von kulturellen Ökosystemleistungen sollte eine größere Rolle in der Gestaltung politischer Instrumente einnehmen.
• Neue Finanzierungsinstrumente für Ökosystemleistungen sollten unter Einbindung aller relevanten Akteure entwickelt und genutzt werden.
• Ökosystemleistungen sollten in der Politikgestaltung auch übersektoral berücksichtigt werden – beispielsweise im Planungs- und Haftungsrecht.
Ökosystemleistungen – Grundlage für das Leben
Mitteleuropa ist geprägt durch vielfältige Kulturlandschaften, die durch eine jahrhundertelange Besiedlungs- und Nutzungsgeschichte geformt wurden. Häufig weisen diese Kulturlandschaften besondere soziale und ökologische Werte auf und erbringen Leistungen, die typischerweise nicht oder nicht unmittelbar von der Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt und entgolten werden. Hierzu zählen Wasserreinhaltung, Klimaregulation und die Bestäubung von Nutzpflanzen. Der vielfältige Nutzen, den Menschen aus Ökosystemen erzielen, wird mit dem Begriff „Ökosystemleistungen“ beschrieben.
Der voranschreitende Landnutzungswandel in mitteleuropäischen Kulturlandschaften, insbesondere die Tendenz zur Intensivierung in der Land- und Forstwirtschaft, führt zu einer Abnahme der hier bereitgestellten Ökosystemleistungen. Beispielsweise kommt es zu negativen Auswirkungen bei der Klimaregulierung durch CO2-Bindung, bei Hochwasserschutz und bei Erholungsleistungen. Es ist weitgehend unklar, wie die Vielfalt von Ökosystemleistungen durch Politiken auf Bundes- und Länderebene gesichert werden kann. Zudem stellt sich die Frage, wie die Besonderheiten von Kulturlandschaften, in denen Naturschutz und Landnutzung auf derselben Fläche realisiert werden, bei einer solchen Umsetzung berücksichtigt werden können.
Informationen zum Projekt „Marktbasierte Instrumente für Ökosystemleistungen“
Die Leitlinien basieren auf Ergebnissen des von 2009 bis 2013 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Marktbasierte Instrumente für Ökosystemleistungen“ (FKZ 01UU0904). Träger des Projekts sind die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Ecologic Institut, das Öko-Institut und die Professur für Landespflege der Universität Freiburg. Mit diesem innovativen Verbund aus einer Wissenschaftsakademie, einer Universität und zwei politikberatenden Instituten hat das Projekt zum Ziel, gleichermaßen wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen sowie praxisorientierte Lösungsansätze im Spannungsfeld von Landnutzung, Naturschutz und Klimaschutz zu entwickeln.
Zum Politikpapier „Kulturlandschaften entwickeln, Ökosystemleistungen stärken“:
www.oekosystemleistungen.de/dateien/politikpapier-oekosystemleistungen
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt und rund um Ökosystemleistungen:
www.oekosystemleistungen.de
Pressemitteilung als PDF (PDF, 86KB)
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