PressemitteilungBBAW/PR-27/200714.12.2007
Am 14. Dezember 2007 wählte die Versammlung der Akademiemitglieder Jürgen Kocka und Klaus Lucas zu Vizepräsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie treten die Nachfolge von Angela Friederici und Volker Gerhardt an.
Jürgen Kocka, 1941 in Haindorf (Kreis Friedland) geboren, studierte Geschichte und Politische Wissenschaften in Marburg, Wien, Berlin und den USA. 1968 wurde er an der Freien Universität Berlin promoviert, fünf Jahre später habilitierte er sich in Münster. Von 1973 bis 1988 war er Professor für allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Sozialgeschichte an der Universität Bielefeld und (von 1983 an) Direktor am dortigen Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Seit 1988 bekleidet Jürgen Kocka eine Professur für die Geschichte der industriellen Welt an der Freien Universität Berlin.
Als Wissenschaftler arbeitet er im Überschneidungsbereich zwischen Geschichts- und Sozialwissenschaften. Er hat über die Sozialgeschichte der Arbeiter und der Angestellten, über die Industrialisierung und die Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums sowie über Geschichte und Zukunft von Arbeit und Zivilgesellschaft geforscht und publiziert. Er erhielt den Leibniz-Preis der DFG und den Historikerpreis der Stadt Bochum. Von 2001 bis 2007 war er Präsident des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), des größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts in Europa.
Jürgen Kocka ist Ehrendoktor der Universitäten von Rotterdam und Uppsala sowie an der Rußländischen Akademie der Wissenschaften. Er war langjähriges Ständiges Wissenschaftliches Mitglied (Permanent Fellow) am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er ist Mitglied der Academia Europaea und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und auswärtiges bzw. Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences sowie der Wissenschaftsakademien in Budapest und Turin. Jürgen Kocka gehört zu den Gründungsmitgliedern der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er war Sprecher der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Wissenschaften und Wiedervereinigung und er hat eine Reihe von Akademienvorhaben, darunter insbesondere die „Protokolle des Preußischen Staatsministeriums (1817–1934/38)“ und das Vorhaben „Preußen als Kulturstaat“, von Anfang an wissenschaftlich begleitet.
Klaus Lucas, 1943 in Berlin geboren, studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Berlin, wurde dort 1971 zum Dr.-Ing. promoviert und habilitierte sich 1975 an der Ruhr-Universität Bochum im Fach Thermodynamik. Nach einer Tätigkeit als Forschungsgruppenleiter an der Universität Stuttgart, einer langjährigen Professur für Thermodynamik an der Universität Duisburg und der wissenschaftlichen Leitung des außeruniversitären Instituts für Energie- und Umwelttechnik in Duisburg-Rheinhausen wechselte Klaus Lucas im Jahr 2000 an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, wo er seitdem den Lehrstuhl für Technische Thermodynamik bekleidet.
Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehören Modelle fluider Systeme auf Basis der molekularen Thermodynamik, die Energiesystemanalyse und das experimentelle Arbeiten zu Phasen- und Reaktionsgleichgewichten, besonders von Elektrolytsystemen – Themenkomplexe, die vor allem für große Industrien von Bedeutung sind. Somit liegt es auf der Hand, dass Herr Lucas auch ein gefragter Berater ist.
Klaus Lucas, 1999 in die Akademie gewählt, ist Sekretar der Technikwissenschaftlichen Klasse, Mitglied des Vorstandes der Akademie und des Ausschusses Akademievorhaben. Er ist Gründungsmitglied von acatech – Konvent für Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, ab 2008 Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Er war Initiator und Leiter der Interdisziplinären Studiengruppe Strukturbildung und Innovation: Transdisziplinäre Aspekte, Analyse und Optimierung, Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Strategien der Abfallenergieverwertung – ein Beitrag zur Entropiewirtschaft und gehört der Steuerungsgruppe der Akademieinitiative TELOTA an, deren Aufgabe die Erarbeitung einer elektronischen Arbeits- und Publikationsstrategie der Akademie ist.
Jürgen Kocka und Klaus Lucas treten das Amt zum 1. Januar 2008 an.
Akademiepräsident Günter Stock dankt den amtierenden Vizepräsidenten im Rahmen der Festsitzung zum Einsteintag der Akademie am 14. Dezember 2007 für die geleistete Arbeit.
Angela Friederici, die mit Blick auf ihre erhöhten Verpflichtungen am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften auf eigenen Wunsch das Amt ein Jahr vor Ablauf der Wahlperiode niederlegt, hat sich in besonderer Weise um die internationale Vernetzung der Akademie verdient gemacht. Unter dem programmatischen Titel „Academies Meet …“ wurde auf ihre Initiative eine neues Veranstaltungsformat ins Leben gerufen, mit dem die Akademie gemeinsam mit renommierten ausländischen Akademien zu öffentlichen wissenschaftlichen Symposien unterschiedlicher thematischer Ausrichtung einlädt. Mit allein im ersten Jahr drei erfolgreich verlaufenen Veranstaltungen, jüngst in Kooperation mit der Pariser Académie des sciences zu „Wolfgang Döblin und die Ursprünge der Stochastischen Analysis“ hat sich die Reihe etabliert und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Festigung und inhaltlichen Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen mit den Partnerakademien.
Volker Gerhardt, seit 2001 im Amt, hat sich besondere Verdienste um die schwerpunktmäßige Neustrukturierung, Qualitätssicherung und Modernisierung der geistes- und kulturwissenschaftlichen Traditionsvorhaben an der Akademie und die Reform des Betreuungssystems der Langzeitvorhaben erworben. Als Vorsitzender des Ausschusses Akademievorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften hat er wesentlich dazu beigetragen, dass das Akademienprogramm insgesamt in einen Erneuerungsprozess eingetreten ist und die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung des Akademienprogramms konsequent umgesetzt wurden. Es ist somit auch seinem Wirken zu verdanken, dass das Akademienprogramm als entscheidendes Instrument der Förderung der Geisteswissenschaftlichen Forschung in Deutschland anerkannt ist und auch für die Zukunft finanziell auf festen Füßen steht. Volker Gerhardt wird auch über seine Amtszeit als Vizepräsident hinaus den Vorsitz des Ausschusses Akademievorhaben der BBAW wahrnehmen.
Kontakt:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leiterin des Präsidialbüros, Renate Nickel
Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Tel.: 030/20370-241; Fax: 030/20370-622, E-mail: nickel@bbaw.de