In ihrer heutigen Sitzung wählten die Ratsmitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Japanologin Melanie Trede als Ordentliches Mitglied in die Geisteswissenschaftliche Klasse. Zum Mitglied kann berufen werden, wer sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet hat.
Melanie Tredes breites Forschungsspektrum umfasst die Beziehung von Text und Malerei vom 14. bis 19. Jahrhundert, historische und zeitgenössische Kunstdiskurse im transkulturellen Austausch, gender-relevante Fragestellungen und methodische Überlegungen zur Formierung der modernen Kunstgeschichte in Japan sowie die Geschichte von Kunstkonzepten. Sie hat an vielbeachteten Ausstellungen mitgewirkt, darunter „Japan und Europa 1543-1929“ im Berliner Gropiusbau (1993), ist Mitherausgeberin von Ausstellungskatalogen zur vormodernen japanischen Kunst (2006) und zur zeitgenössischen Kunst Ostasiens (2009). Ihr Buch Hiroshige - One Hundred Famous Views of Edo (mit Lorenz Bichler) wurde 2010 „Art Book of the Year“ der Londoner Times. Indem sie übergreifende Fragen wie das Wiederaufleben antiker Mythen in Bildern der Moderne als wesentlichen Bestandteil der Nationenkonstruktion untersucht, gelingt es ihr, japanische Themen in die Diskussion der europäischen Kunstgeschichte einzubinden. In ihrer Dissertation behandelt sie die mediale Bedingtheit in der Visualisierung der mittelalterlichen Legende „Taishokan“, die seit dem 16. Jahrhundert in verschiedenen Dramengenres und in der Erzählliteratur ein vielschichtiges Publikum ansprach. Ihr kommt das Verdienst zu, diesen wissenschaftlich bisher kaum bearbeiteten Stoff in seiner sozialen und politischen Relevanz, hinsichtlich Gender-Aspekten sowie seiner Wirkung auf Leser und Betrachter erschlossen zu haben.
Melanie Trede, Jg. 1963, hat Europäische Kunstgeschichte, Italianistik und Japanologie an der Freien Universität Berlin und an der Waseda University in Tokyo/Japan, studiert und wechselte 1989 zur Ostasiatischen Kunstgeschichte nach Heidelberg. An der Gakushuin University in Tokyo forschte sie zur narrativen Malerei des 17. Jahrhunderts (1994-96), ging anschließend nach Heidelberg, wo sie 1999 promovierte. Es folgten Aufenthalte als Visiting Assistant Professor für Japanische Kunstgeschichte an der Columbia University in New York und als Assistant Professor of Fine Arts an der New York University. Seit 2004 ist sie Professorin für Japanische Kunstgeschichte in Heidelberg – die erste ihrer Art im deutschen Sprachraum. Sie war Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin (2007/2008) und Toyota Gastprofessorin am Center for Japanese Studies der University of Michigan, Ann Arbor (2011/2012). Sie ist Principal Investigator im Heidelberger Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“ (seit 2007) und arbeitet an einem Projekt zu mittelalterlichen illuminierten Querrollen in Japan. In der BBAW war sie Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Bildkulturen“.
Neben Melanie Trede wurden sieben weitere Mitglieder dazu gewählt: Martin Carrier, Hartmut Döhner, Philip van der Eijk, Weyma Lübbe, Michael Quante, Christian Rehtanz und Constance Scharff. Damit gehören der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 168 Ordentliche und 89 entpflichtete Ordentliche Mitglieder sowie 68 Außerordentliche Mitglieder an. Die Akademie wählt ihre Mitglieder aus allen Wissenschaftsgebieten und aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus dem Ausland.
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