Irene Dingel: Ökumene vor 300 Jahren - G. W. Leibniz über die christliche Wiedervereinigung

Der Papstbesuch, der viele Menschen in Deutschland auf die eine oder andere Weise bewegte, liegt gerade einmal zwei Wochen zurück. Mit Enttäuschung wurde vermerkt, dass es im Rahmen dieser Reise nicht zu Fortschritten in ökumenischen Fragen gekommen ist. Gottfried Wilhelm Leibniz hat sich schon vor 300 Jahren um die Ökumene bemüht. Der universale Denker wollte nicht allein Protestanten und Katholiken wieder zusammenführen, sondern auch der Spaltung unter den evangelischen Christen entgegenwirken.

Als der Papst vor kurzem Deutschland besuchte, wurde mit Enttäuschung vermerkt, dass es aus diesem Anlass nicht zu konkreten Fortschritten in ökumenischen Fragen gekommen ist. Hätte Gottfried Wilhelm Leibniz vor 300 Jahren mit seinen Bemühungen um die Vereinigung der christlichen Kirchen Erfolg gehabt, gäbe es diese Probleme heute nicht mehr. Der universale Denker wollte nicht allein Protestanten und Katholiken wieder zusammenführen, sondern auch die Spaltung unter den evangelischen Christen heilen.

 

Eine der wichtigsten Schriften Leibniz’ zur Ökumene, das Unvorgreiffliche Bedencken, in dem in Potsdam bearbeiteten Band 7 seiner Politischen Schriften (im Rahmen der Sämtlichen Schriften und Briefe [= Akademieausgabe]) erschienen. Aus diesem Anlass lädt die Leibniz-Editionsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu einem Vortrag von Prof. Dr. Irene Dingel ein über "Toleranz und Ökumene - G. W. Leibniz über die christliche Wiedervereinigung" (mit einem Kommentar von Dr. Hartmut Rudolph).


Im Mittelpunkt des Vortrags werden die Bemühungen von Leibniz (zusammen mit seinem Mitstreiter Gerhard Wolter Molanus) und des Berliner Hofpredigers Daniel Ernst Jablonski um die Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen, der Lutheraner und der Reformierten, stehen. Die Spaltung des Protestantismus schwächte diesen nicht nur gegenüber der katholischen Partei im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, speziell für Brandenburg-Preußen war sie auch ein innenpolitisches Problem, da das reformierte Haus Hohenzollern über eine ganz überwiegend lutherische Bevölkerung herrschte. Daher war das Interesse an einer wirklichen Vereinigung der beiden Kirchen, die über eine bloße politisch motivierte Toleranz hinausging, in Berlin groß. Ende 1697 hatte Jablonski aus reformierter Sicht mit seiner Kurtzen Vorstellung der Einigkeit und des Unterscheides, im Glauben beyder Evangelischen so genandten Lutherischen und Reformirten Kirchen das Gespräch begonnen. Leibniz und Molanus erarbeiteten als Antwort das Unvorgreiffliche Bedencken über eine Schrifft genandt Kurtze Vorstellung. Leibniz konnte sie im Februar 1699 in Berlin dem Hofprediger überreichen. Aber auch mit der katholischen Seite konnte Leibniz im Jahr 1698 wieder an bereits früher geführte ökumenische Gespräche anknüpfen.



Die Referentin, Irene Dingel, ist Direktorin des renommierten Instituts für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz und Professorin für Kirchen- und Dogmengeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Als Kirchenhistorikerin arbeitet sie vor allem zur Ausbildung der Konfessionen und zur Geschichte der lutherischen Bekenntnisschriften.

 

Im Anschluss wird zu einem Umtrunk eingeladen.

 

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