Integer Vitae. Die Zeltersche Liedertafel als kulturgeschichtliches Phänomen (1809-1832)

Die Stiftung der Zelterschen Liedertafel 1809 fiel in eine Krisenzeit der preußischen Geschichte, als man auf der Suche nach völlig neuen Formen kultivierter Gesellschaft war. Eine erste dem Thema gewidmete interdisziplinäre Tagung soll dazu beitragen, ein ebenso fesselndes wie komplexes Gewebe aus bildungsbürgerlichem Vergemeinschaftungsritual, dichterisch-kompositorischem Wettstreit und wirkungsmächtigem Vorbild des Männergesangswesens zu entflechten.

Integer Vitae. Die Zeltersche Liedertafel als kulturgeschichtliches Phänomen (1809-1832)
Integer Vitae. Die Zeltersche Liedertafel als kulturgeschichtliches Phänomen (1809-1832)

Die Stiftung der Zelterschen Liedertafel im Jahre 1809 fiel  in eine Krisenzeit der preußischen Geschichte, und die Verwerfungen einer solchen Schwellenphase regten die Suche nach völlig neuen Formen kultivierter Gesellschaft jenseits der untergegangenen Salonkultur und spätaufklärerischer Lesezirkel an. Die Liedertafel kann geradezu als Muster einer solchen Neubildung gesehen werden. Eine erste dem Thema gewidmete interdisziplinäre Tagung soll dazu beitragen, ein ebenso fesselndes wie komplexes Gewebe aus bildungsbürgerlichem Vergemeinschaftungsritual, dichterisch-kompositorischem Wettstreit und wirkungsmächtigem Vorbild des Männergesangswesens zu entfl echten. Die Rezeption der titelgebenden horazischen Ode „Integer vitae“, in der die Tafelrunde ihr ästhetisches Programm fand, mag die höchst
differenzierten Denkformen und den exklusiven Kunstanspruch dieser Institution erahnen lassen, die sich im Herzen der Sing-Akademie entfaltete.

 

Das DFG-Projekt „Quellen zur frühen Geschichte der Sing-Akademie zu Berlin. Probenbücher – Briefe – Dokumente“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster widmet sich unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Heidrich der Erforschung der 1809 gegründeten Zelterschen Liedertafel. Auf der Basis der Protokolle ihrer „Verhandlungen“, die sich bis 1945 lückenlos im Archiv der Sing-Akademie zu Berlin erhalten haben, soll eine umfassende Dokumentation der musikalisch-literarischen Produktion und der gesellschaftlichen Vernetzung der Liedertafel entstehen, welche die weiterführende interdisziplinäre Deutung dieses Prototyps bürgerlicher Kulturpraxis ermöglichen wird.

 

09.00 Uhr

Peripherie oder Zentrum?

Berliner Musikgeschichte um 1809
Jürgen Heidrich
Westfälische Wilhelms-Universität Münster


09.30 Uhr

„Für Gesang zu ernsthaft“?

Kunst und Bildung in der Zelterschen Liedertafel
Axel Fischer und Matthias Kornemann
Westfälische Wilhelms-Universität Münster


10.15 Uhr 

Der kulturgeschichtliche Beitrag des deutschen Männergesangs.

Kritische Anmerkungen zur Historiographie des deutschsprachigen Laienchorwesens
Friedhelm Brusniak
Julius-Maximilians-Universität Würzburg


11.00 Uhr

Kaffeepause


11.30 Uhr

Hans Georg Nägeli und der frühe schweizerische Männergesang
Martin Staehelin
Georg-August-Universität Göttingen


12.15 Uhr

Zelter 1808: Zwischen Goethe und Napoleon
Conrad Wiedemann
Akademiemitglied


13.00 Uhr

Mittagspause


14.30 Uhr

Die Liedertafel im Kontext des Berliner Vereinswesens um 1800
Uta Motschmann
Akademienvorhaben „Berliner Klassik“


15.15 Uhr

Nation und Nationalismus um 1800

Ute Planert
Bergische Universität Wuppertal


16.00 Uhr

Kaffeepause
 

16.30 Uhr

Hort der Geselligkeit und Labor der Lebenskunst.

Zur Form und Funktion gemeinschaftsbildender Rituale im Rahmen der Zelterschen Liedertafel
Kristiane Hasselmann
Freie Universität Berlin


17.15 Uhr

Ergo Cantamus!
Lieder aus dem frühen Repertoire der Zelterschen Liedertafel
Männerstimmen der Sing-Akademie zu Berlin
Leitung: Christian Lindhorst
Moderation: Axel Fischer und Matthias Kornemann

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