Internationales Symposion zum 200. Jubiläum von Hegels „Phänomenologie des Geistes“
Gestalten des Bewusstseins.
Genealogisches Denken im Kontext Hegels
21. bis 24. März 2007
Leibniz-Saal
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Markgrafenstraße 38
10117 Berlin
Veranstalter:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften
in Verbindung mit der Internationalen Hegel-Gesellschaft,
der Friedrich-Schiller-Universität Jena,
dem Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum und
dem Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Wissenschaftliche Leitung
Volker Gerhardt, Walter Jaeschke, Birgit Sandkaulen
Jubiläen sind Ausdruck und Anlass der Erinnerung. Wenn sie sich auf die Publikation eines weltberühmten Buches beziehen, geben sie besonderen Grund, nach seiner Aktualität zu fragen. Dieser Aufgabe stellt sich ein Symposion, das dem vor zweihundert Jahren, im März 1807, erschienenen ersten großen Werk Georg Wilhelm Friedrich Hegels gewidmet ist: der Phänomenologie des Geistes. Hegels Werk basiert auf dem Gedanken, dass die geschichtlichen Ausformungen des menschlichen Lebens, wie sie in der langen Reihe der „Gestalten des Bewusstseins“ aufbewahrt sind, Bedingungen nicht allein des menschlichen Selbstverständnisses, sondern auch einer emphatisch verstandenen „Wissenschaft“ sind. Im Interesse dieses Nachweises entwirft es eine Geschichte des Bewusstseins, die alle Bereiche des geistig-kulturellen Lebens in sich schließt, und erweist sie als Voraussetzung dieses „Wissens“.
Die Frage ist, ob diese Verknüpfung heute noch verständlich gemacht werden kann oder ob sie aufzugeben oder in eine andere Form zu übersetzen ist. Anliegen des Symposions ist es deshalb, das Denkmodell der Genealogie als den komplexen Grundgedanken der Phänomenologie herauszuheben und es disziplinenübergreifend und zugleich in Abgrenzung von anderen Ansätzen genealogischen Denkens zu diskutieren. Eine immanente und allein im Raum der Philosophie verbleibende Interpretation von Hegels Werk ist nicht beabsichtigt. Unter den Referenten sind daher nicht nur Hegel-Spezialisten, sondern auch führende Vertreter von Disziplinen, die heute durch Hegels Überlegungen vorrangig betroffen sind.
Das gilt auch für die Wissenschaften vom Leben. Leben ist Natur und hat zugleich Geschichte. Über sie reicht es bis in die Formen der Kultur und in die Leistungen des Denkens hinein. Hegel hat die Entwicklung des Lebens unter den Begriff der „Dialektik“ gestellt und hat sie in provozierender Weise nicht nur mit der Entfaltung des „Geistes“, sondern auch mit der „Freiheit“ verbunden und im „Bewusstsein“ zur Geltung gebracht. Somit steht das gesamte Spektrum von Erkenntnis, Leben, Wissenschaft, Moral, Politik und Recht, Religion und Kunst zur Diskussion.
Hegel hat von 1818 bis zu seinem Tod 1831 in Berlin gelebt und gelehrt. Dass er nicht in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden ist, gehört zu den dunklen Stellen ihrer Geschichte. Mit dem Symposion zur Phänomenologie möchte die Nachfolgerin der Preußischen Akademie, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, kenntlich machen, dass auch Gelehrtengesellschaften mitunter Fehler unterlaufen. Sie veranstaltet dieses Symposion gemeinsam mit der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, die heute in besonderer Weise Verantwortung für die Präsentation des Hegelschen Werkes trägt.
Die Veranstaltung ist öffentlich – Eintritt frei.
Kontakt: |
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Prof. Dr. Volker Gerhardt: | |
Prof. Dr. Walter Jaeschke: | |
Prof. Dr. Birgit Sandkaulen: | birgit.sandkaulen@uni-jena.de
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Programm
21. März 2007
13 Uhr Begrüßung durch die Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen- schaften und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Dr. hc Günter Stock und Prof. Dr. rer. pol. Manfred J. M. Neumann
1. Erkenntnis.
Moderation: Birgit Sandkaulen (Jena)
13.30-14.45 Jürgen Stolzenberg (Halle/Saale)
Geschichten des Selbstbewusstseins
14.45-16.00 Michael Forster (Chicago) Phänomenologie als Genealogie
16.00-16.15 Kaffeepause
16.15-17.30 Michael Hampe (Zürich)
Phänomenologie und historische Ontologie
Abendvortrag.
Moderation: Volker Gerhardt (Berlin)
18 Uhr 15 Michael Tomasello (Leipzig)
The Human Adaptation for Culture
22. März 2007
2. Leben.
Moderation: Andreas Arndt (Berlin)
9.00 - 10.15 Peter Schuster (Wien)
Selbstorganisation und System. Theorie der Evolution in drei Jahrhunderten
10.15-11.30 Pirmin Stekeler-Weithofer (Leipzig)
Teleologie als Organisationsprinzip
11.30-11.45 Kaffeepause
11.45-13.00 Hans-Peter Krüger (Potsdam)
Historismus und Anthropologie
3. Wissenschaft.
Moderation: Hans Friedrich Fulda (Heidelberg)
15.00-16.15 Birgit Sandkaulen (Jena)
Wissenschaft und Bildung
16.15-17.30 Olaf Breidbach (Jena)
Die Wissenschaft und die Wissenschaften
17.30-17.45 Kaffeepause
17.45-19.00 Stefano Poggi (Florenz)
Paradigmen in Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte
23. März 2007
4. Moral. Moderation: Ludwig Siep (Münster)
9.00 - 10.15 Robert Pippin (Chicago)
Literarische Formen des moralischen Bewusstseins
10.15-11.30 Henning Ottmann (München) Genealogie der Moral
5. Politik und Rechtsgeschichte. Moderation: Rolf-Peter Horstmann (Berlin)
15.00-16.15 Walter Jaeschke (Bochum)
Genealogie des Rechts
16.15-17.30 Jean-François Kervégan (Paris)
Recht zwischen Natur und Geschichte
17.30-17.45 Kaffeepause
Abendvortrag. Moderation: Volker Gerhardt (Berlin)
20.15 Uhr Gertrude Lübbe-Wolff (Bielefeld/Karlsruhe)
Die Aktualität der Hegelschen Rechtsphilosophie
24. März 2007
6. Religion und Kunst. Moderation: Walter Jaeschke (Bochum)
9.00 - 10.15 Yirmijahu Yovel (Jerusalem/New York)
Linguistic and Rhetorical Strategies
10.15-11.30 Gunnar Hindrichs (Heidelberg)
Kunst und Reflexion
11.30-11.45 Kaffeepause
11.45-13.00 Friedrich Wilhelm Graf (München)
Religion, Rationalität und Gesellschaft