Mit dem achten Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 stellt die EU mit 77 Milliarden Euro mehr Geld denn je für die Forschungsförderung zur Verfügung. Sie wird damit - nicht nur für Deutschland - als Forschungsförderer immer wichtiger. Wie die europäische Forschungsförderung sich seit den 1950er Jahren entwickelt hat und wie diese von den Akteuren in Brüssel eingeschätzt wird, analysiert der Beitrag von Julia Stamm in der Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Die von der interdisziplinären Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative betreute Schriftenreihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ bietet ein Forum für Analysen und Diskussionen zur Zukunft der deutschen Forschungslandschaft. Angestoßen wurde die Reihe nach den Entscheidungen über die Fortsetzung der Exzellenzinitiative im Juni 2012 und durch die Feststellung, dass neben dieser Initiative auch die übrigen Bund/Länder geförderten Programme für die Forschung (Hochschulpakt, Hochschulbau, Pakt für Forschung und Innovation) in den kommenden Jahren enden. Eine Diskussion über die Finanzierung und Gestaltung der deutschen Wissenschaftslandschaft wird also immer dringlicher.
Mit dem aktuellen Heft „Europas Forschungsförderung und Forschungspolitik. Auf dem Weg zu neuen Horizonten“ wird erstmals die Rolle der europäischen Forschungspolitik in den Blick genommen. Julia Stamm ist seit Januar 2014 als Abgeordnete Nationale Sachverständige in der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission in Brüssel tätig. Als Kennerin und frühere Mitarbeiterin bei COST (also dem eigenständigen Forschungsprogramm der Mitgliedstaaten) in der europäischen Forschungspolitik berichtet sie über die historische Entwicklung der gesamten europäischen Forschungsförderungslandschaft bis hin zur Idee eines europäischen Forschungsraums. Mit Horizon 2020 soll diese Entwicklung im Rahmen der Forschungsförderung der Kommission noch verstärkt und verstetigt werden. Seit den 2000er Jahren seien, so Stramm, EU-Mittel für Forschungseinrichtungen verstärkt interessant geworden. Auch die Rolle der Europäischen Kommission habe sich von einem reinen Budgetverwalter hin zu einem europäischen Forschungsministerium verändert, hier zeige sich ein Gestaltungswille und Führungsanspruch, der sich am deutlichsten im Konzept der „Innovationsunion“ formuliere. Die erfolgte Verzahnung von europäischer und nationaler Forschungsförderung sei nicht mehr umkehrbar, in Zukunft gebe es in jedem Fall mehr Europa in der Forschungspolitik denn weniger. Die Autorin hat im Auftrag der IAG „Exzellenzinitiative“ in Brüssel Interviews geführt, die in ihre Darstellung eingeflossen sind. Ihr Beitrag lebt von einem profunden Einblick in die Innenperspektive der in Brüssel Agierenden.
Julia Stamm: Europas Forschungsförderung und Forschungspolitik – Auf dem Weg zu neuen Horizonten. Berlin: BBAW 2014 (= Wissenschaftspolitik im Dialog, 9). ISBN 978-3-939818-43-4; Download unter: http://edoc.bbaw.de/volltexte/2014/2564/
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