Erfolgreicher Abschluß der ersten internationalen Leibniz-Konferenz in China

20.09.2005 | 10

PRESSEMITTEILUNG

BBAW/PR-10/2005

5. August 2005

 

 

Die Leibniz-Edition Potsdam der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften führte in Zusammenarbeit mit dem Research Center of Overseas Sinology (RCOS, Beijing University of Foreign Studies) vom 30. Juli bis 1. August 2005 eine internationale Fachkonferenz zum Thema "Leibniz's Political Philosophy and the Novissima Sinica" durch. Damit wurde erstmals in China eine internationale Tagung zu Leibniz veranstaltet. Die Konferenz wurde von der Gottfried Wilhelm Leibniz-Gesellschaft und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unterstützt. Anlaß der Tagung war die Veröffentlichung der "Novissima sinica" (Das Neueste aus China) in chinesischer Sprache. Mit diesem Buch hatte Leibniz 1697 (2. Auflage 1699) die europäischen Gelehrten und Politiker seiner Zeit auf die Bedeutung der chinesischen Kultur, Staatskunst und Wissenschaften aufmerksam gemacht und damit das positive Chinabild im Europa des 18. Jahrhunderts entscheidend geprägt. Die Leibniz-Edition Potsdam hatte die Arbeit an dem erstmals vollständig aus dem Lateinischen übersetzten Werk unterstützt.

 

Das Buch wurde in einem Festakt vorgestellt, an dem u. a. der deutsche Botschafter in China, die Vizepräsidentin der Beijing University of Foreign Studies, Prof. Jin Li, der Leiter der Leibniz-Kommission der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS), Prof. Yin Dengxiang, die Leiter der beiden veranstaltenden Institute, Prof. Zhang Xiping (RCOS) und Dr. Hartmut Rudolph (Potsdam), der Kulturattaché der deutschen Botschaft, der Leiter des Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung der DFG in Beijing, Reinhard Rutz, und das Mitglied der interakademischen Leibniz-Kommission Prof. Hans Poser (Berlin) teilnahmen.

 

Auf der sich anschließenden internationalen Konferenz war mit 17 chinesischen Wissenschaftlern etwa ein Drittel der Leibnizforscher des Landes anwesend. Sie stellten mit ihren Referaten und Diskussionsbeiträgen die inzwischen gewonnene hohe Bedeutung der Leibniz-Forschung in China eindrucksvoll unter Beweis. Die Beteiligung der chinesischen Gelehrten am internationalen Diskurs hat sich inzwischen in vielen Sachfragen als unverzichtbar erwiesen. So unterzog z. B. die Mathematikerin Prof. Sun Xiaoli (Universität Beijing) den Beitrag der Jesuitenmissionare zur Entwicklung der chinesischen Mathematik und Astronomie und dessen Einschätzung durch Leibniz einer kritischen historischen Analyse, zwei Wissenschaftshistoriker beantworteten in ihrem Referat die 30 Fragen zum Stand der Technik und Naturwissenschaften, die Leibniz 1689 einem italienischen Missionar vorgelegt hatte. Historiker referierten über ihre Auswertung der Quellen zu dem innerhalb der katholischen Kirche ausgefochtenen Streit um die Chinamission und zu dem von Leibniz mit größtem Interesse begleiteten und von ihm kommentierten so genannten Ritenstreit. Andere Forscher untersuchten in ihren Vorträgen die Religions- und Wissenschaftspolitik des von Leibniz hoch verehrten Kaisers Kang-Xi. Ein chinesischer Philosophiehistoriker schließlich verglich Leibniz Chinabild mit entsprechenden Anschauungen in Hegels Geschichtsphilosophie und bei Karl Jaspers. Fünf angesehene Leibnizforscher aus Europa, Israel, Japan und den USA, die von der Leibniz-Edition Potsdam ausgewählt und eingeladen worden waren, sowie zwei Mitarbeiter aus Potsdam lieferten Beiträge zu Leibniz politischer Philosophie. Einen Schwerpunkt der Erörterungen bildete das von Leibniz in den Novissima Sinica dargestellte Anliegen eines wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenwirkens Europas und Chinas zum Wohl der Menschheit. Die Vorträge sollen Ende 2005 in einem vom RCOS und der Leibniz-Edition Potsdam herausgegebenen Band in chinesischer Sprache veröffentlicht werden.

 

Die bestehende internationale Zusammenarbeit wurde vom Vorsitzenden der Leibniz-Kommission der CASS ausdrücklich begrüßt und soll fortgesetzt und intensiviert werden. Die Leibniz-Edition Potsdam beabsichtigt, die  sich rasch entwickelnde chinesische Leibnizforschung intensiv zu unterstützen und daran mitzuwirken, daß deren Ergebnisse auch in westlichen Ländern Verbreitung finden. Als vordringlich wurde die Arbeit an einer etwa zehn- bis zwölfbändigen Leibniz-Auswahlausgabe in chinesischer Sprache angesehen, wobei als erstes die China betreffenden Schriften und Briefe übersetzt und kommentiert werden sollen.

 

Weitere Informationen: Dr. Hartmut Rudolph, Leiter der Leibniz-Edition Potsdam, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Am Neuen Markt 8, 14467 Potsdam, Tel. zur Zeit:  0176-51144273, Email: rudolph@bbaw.de

© 2024 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften