EINFÜHRUNG
Prof. Dr. Dr. h.c. Randolf Menzel
Institut für Biologie, Freie Universität Berlin
VORTRAG
Prof. Dr. Jens Reich
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch und Humboldt-Universität zu Berlin
Niemand kann bestreiten, dass der Mensch ein biologisches Wesen ist. Wenn man den Bauplan und die mannigfaltigen Funktionen des menschlichen Organismus mit den körperlichen Eigenschaften von Säugetieren vergleicht, lässt sich die Verwandtschaft unschwer erkennen. Die deutlichsten Übereinstimmungen finden wir zwischen Menschen und Menschenaffen, die uns sogar im Verhalten ähneln, wie jeder Besuch im Affenhaus eines Zoos lehrt.
Jedoch ist der Mensch das erste Tier, das die Natur seinen Bedürfnissen gemäß umgestaltet hat. Ansätze dazu gibt es bereits bei hoch entwickelten Insektenstaaten, die sich in ihrer Kolonie eine eigene, von der Außenwelt abgeschottete Umwelt bauen. Der Mensch hat den Eingriff in die Natur jedoch so weit getrieben, dass wir heute in vielen Lebenslagen nur noch von künstlichen Dingen umgeben sind. Wer im Fitness-Center seinen Körper trainiert und zwischendurch einen Eiweiß-Power-Riegel verspeist, erlebt unmanipulierte Natur bestenfalls in Form einer Stubenfliege.
Das signifikant Neue an diesem uralten Prozess der Indienstnahme und Zurichtung der Natur ist, dass nun ernsthaft Ansätze unternommen werden, den Menschen selbst zu konstruieren. Wo wir früher körperliche Unvollkommenheit durch Prothesen wie Brillen oder Herzschrittmacher ausgeglichen haben, können wir bald mit Hilfe gentechnisch veränderter embryonaler Stammzellen den gesamten Bauplan des Menschen umkonstruieren. Dies führt zu grundlegenden philosophischen, erkenntnistheoretischen und ethischen Fragen. Der Mensch als ein sich selbst konstruierendes System – was wird die Zukunft dieses Entwurfes sein?
Prof. em. Jens Reich arbeitet seit 1968 in Berlin-Buch. Von 1992 bis 2004 war er Forschungsgruppenleiter in der medizinischen Genomforschung am MDC, von 1998 bis 2004 Professor für Bioinformatik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied des Deutschen Ethikrates und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Initiative „Akademie und Schule“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen der „GeistesWERKstatt - Sommerakademie für Schülerinnen und Schüler“. Für die Abendveranstaltung ist keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei. Mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch Stiftung. Der Vortrag wird filmisch und fotografisch dokumentiert.