Im Verlauf ihrer wissenschaftlichen Karriere war Rita R. Colwell stets gleichermaßen Grundlagenforscherin und translationale Biomedizinerin. Sie untersuchte die Phylogenie, die Ökologie und die Physiologie mariner Bakterien. Darüber hinaus hatte sie zeitlebens immer großes Interesse an der Anwendung molekulargenetischer Techniken bei der Gewinnung von medizinischen, technischen und Aquakultur-Produkten aus dem Meer. Hervorzuheben ist auch das Engagement, mit dem sie ihre Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt, etwa durch den preisgekrönten Film „Invisible Seas“.
Rita R. Colwell kann auf bahnbrechende Forschungsergebnisse verweisen: So konnte schlüssig belegen, dass Cholera-Bakterien natürlicherweise in küstennahen Gewässern vorkommen und dass Ausbrüche von Epidemien bei Menschen mit der Vermehrung von deren Wirtsmechanismen im Meer zusammenhängen. Zudem organisierte sie ein internationales Netzwerk für Fragen der weltweiten Ausbreitung von Infektionen und der sicheren Wasserversorgung.
Geboren wurde Rita R. Colwell 1934 in Beverly (MA, USA). Sie erwarb 1956 einen BA in Bakteriologie und 1958 einen MA in Genetik an der Purdue University (Indiana, USA); an der University of Washington in Seattle wurde sie in Mariner Mikrobiologie promoviert. 1972 ging sie an die University of Maryland, wo sie 1977 als erste Frau zur Direktorin des „Sea Grant Programm“ der Universität ernannt wurde. Dort war sie von 1987 bis 1991 Gründungsdirektorin des „Center of Marine Biotechnology“ und von 1991 bis 1998 Präsidentin des Biotechnologie-Instituts. Sie wirkte von 1983 bis 1990 im National Science Board, war wissenschaftliche Beraterin des US-Präsidenten Ronald Reagan und stand als Präsidentin verschiedenen großen wissenschaftlichen Institutionen vor.
Rita R. Colwell ist u. a. Mitglied der National Academy of Sciences, der American Academy of Arts and Sciences sowie der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. In Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen wurde sie mit mehr als sechzig Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt sie u. a. den Fisher Award der American Society for Microbiology (1985) und den Phi Kappa Phi Scholar Award (1992). Ihr zu Ehren ist auch das Colwell-Massiv in der Antarktis benannt.
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften verleiht die Helmholtz-Medaille alle zwei Jahre an Einzelpersönlichkeiten für ihr überragendes wissenschaftliches Lebenswerk. Zuletzt erhielten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Nicholas Rescher, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Murray Gell-Mann und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. John C. Polanyi die Helmholtz-Medaille.
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