Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften trauert um ihren Gründungspräsidenten Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hubert Markl

09.01.2015 | BBAW/PM-01/2015

Als Zoologe und Verhaltensforscher von internationalem Rang war Hubert Markl über sein Fach hinaus anerkannt und wurde in beeindruckender Weise gewürdigt. Als Biologe hat er sich vor allem der Evolutions- und Verhaltensforschung gewidmet, ohne die Breite seines Fachs aus den Augen zu verlieren. Er hat über Natur- und Umweltschutz, über Wissenschafts- und Forschungsförderung sowie über Wissenschaft und Öffentlichkeit gearbeitet.

Wir kannten und schätzten ihn als Naturwissenschaftler und begnadeten Essayisten, als streitbaren Geist und brillanten Denker. Mit seinem Namen verbindet sich leidenschaftliches Interesse für die Grundfragen unserer Zeit – von den Möglichkeiten der modernen Wissenschaft und ihrer ethischen Verantwortung bis zur Bedrohung unseres Planeten durch Umweltzerstörung und exponentiellen Populationszuwachs. Mit der gleichen Leidenschaft vermochte er es, komplexe Zusammenhänge einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu vermitteln. Er hat im besten Sinne des Wortes Gesellschaftsberatung betrieben. Er wurde als wohl wichtigster Forschungslobbyist Deutschlands wahrgenommen, als Mentor und Anwalt für die Freiheit der Wissenschaft.

Studium der Biologie, Chemie und Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Promo¬tion im und Habilitation für das Fach Zoologie 1962 bzw. 1967, dazwischen Assistenzzeit in Frankfurt am Main, danach Professur an der TH Darmstadt markieren seinen akademischen Werdegang, bevor er 1974 als Ordentlicher Professor an die Universität Konstanz berufen wurde, der er bis zu seinem Tode – seit 2003 als Professor im Ruhestand – die Treue hielt.

Bereits mit 36 Jahren wurde er in den Senat der DFG gewählt und hatte das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht, als ihn die DFG 1977 zum Vizepräsidenten berief. Wissenschaftspolitik und Wissenschaftsmanagement, akademische Spitzenämter prägten in der Folgezeit seinen beruflichen Alltag: als Präsident der DFG von 1986 bis 1991 – zeitgleich als Vizepräsident der Alexander von Humboldt-Stiftung –, anschließend als Gründungspräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, danach bis 2002 als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Mehr als 1 ½ Jahrzehnte hat er die Ent¬wicklung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland an entscheidender Stelle maßgeblich mit geprägt, Weichen gestellt, neue Akzente gesetzt, unübersehbar Spuren hinterlassen. Den schwierigen Umgestaltungsprozess der Wissenschaft im Zuge der deutschen Wiedervereinigung gestaltete er aktiv mit, scheute nicht die Verantwortung für einschneidende Veränderungen und unpopuläre Entscheidungen, erkannte und nutzte zugleich die sich eröffnenden Chancen.

Seit Mitte der 1980er Jahre erfuhren seine Leistungen und Verdienste fast jährlich, oft mehrfach, besondere Anerkennung mit höchsten nationalen und internationalen wissenschaftlichen und staatlichen Auszeichnungen.

2013 verlieh die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ihm die Ehrenmitgliedschaft und würdigte damit vor allem auch seine besonderen Verdienste um die Akademie selbst. Als Gründungspräsident war er maßgeblich daran beteiligt, die Akademie nach ihrer Neukonstituierung in der Tradition der Preußischen Akademie der Wissenschaften als moderne, interdisziplinäre und überregionale Arbeitsakademie mit innovativen Arbeitsformen mit dem ihm eigenen Geschick und wissenschaftspolitischer Weitsicht in dem bislang streng regional organisierten Akademiensystem in Deutschland zu etablieren und ihr im Wissenschaftssystem und in der Politik Platz und Stimme zu verleihen. Seine Aufbauarbeit war im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig – und sie war im besten Sinne des Wortes ein Stück lebendige deutsche Wiedervereinigung, ist doch die neu konstituierte Akademie selbst ein Kind der Wiedervereinigung.

Am 8. Januar 2015 verstarb Hubert Markl nach langer schwerer Krankheit. Die Akademie verliert mit ihm eines ihrer verdienstvollsten Mitglieder, einen hochangesehenen Wissenschaftler und lieben Kollegen.

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