Beim Leibniztag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der am 28. Juni 2014 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt stattfand, plädierte Akademiepräsident Günter Stock angesichts aktueller Entwicklungen in Osteuropa aber auch in Deutschland für die Autonomie der Wissenschaft - eine Errungenschaft, die es zu verteidigen gelte. Er warnte davor, Wissenschaft unter dem Vorwand der „Demokratisierung“ an Partikularinteressen auszurichten.
Zu den zentralen Punkten in seinem Rechenschaftsbericht gehörte der bevorstehende Umzug der altertumswissenschaftlichen Forschungsprojekte in den Akademieflügel des Gebäudes der Staatsbibliothek Unter den Linden, der, so Günter Stock, die einzigartige Chance biete, zusammen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Humboldt Universität zu Berlin und dem Exzellenzcluster TOPOI, am dortigen Standort ein Zentrum für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Alten Welt zu schaffen - eine akademiestrategisch und für Berlin wissenschaftspolitisch wichtige Entscheidung. Er unterstrich die Bedeutung des vor mehr als 10 Jahren von der BBAW eingerichteten innovativen Instruments der Akademieprofessur für die Vernetzung der Akademie- und Universitätsforschung, das inzwischen Modellcharakter auch für andere Akademien habe. Er verwies auf die Beteiligung der Akademie an der Wiederentdeckung und Rückführung des Iffland-Archivs – einem Nachlass von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Berliner Theatergeschichte, um dessen wissenschaftliche Aufarbeitung sich die Akademie nun bemühe. Schließlich hob er hervor, dass mit der als Vorhaben der BBAW neu ins Akademienprogramm von Bund und Ländern aufgenommenen „Uwe Johnson-Werkausgabe“ hier zum ersten Mal die historisch-kritische Edition des Werks eines zeitgenössischen Autors gefördert werde.
Am Leibniztag, der Anfang des 19. Jahrhunderts von der Preußischen Akademie der Wissenschaften begründet wurde, werden traditionellerweise die höchsten Auszeichnungen und Preise der Akademie vergeben. Die Helmholtz-Medaille für überragende wissenschaftliche Leistungen wurde in diesem Jahr an den Physiker und Nobelpreisträger Murray Gell-Mann vergeben, der mit seinen bahnbrechenden Forschungen in entscheidender Weise zum Verständnis der Kernphysik beigetragen und die bestehenden Paradigmen seiner Fachdisziplin verändert hat. Den mit 50.000 Euro dotierten Akademiepreis für herausragende wissenschaftliche Leistungen erhielt der Biophysiker Andreas Bausch von der Technischen Universität München für wegweisende Entdeckungen auf dem Gebiet der Physik biologischer und biomimetischer Materialien.
Der Festvortrag hielt Ulrich Raulff, Akademiemitglied und Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Unter dem Titel „Eine amerikanische Renaissance. Princeton nach dem Zweiten Weltkrieg“ skizzierte er das intellektuelle Klima am Institute for Advanced Study in Princeton zu Beginn des Kalten Krieges und in der McCarthy-Ära. Inmitten der politischen Stürme dieser Nachkriegszeit war, so Ulrich Raulff, das Institute ein Schauplatz intensiver Bemühungen von Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern um eine gemeinsame Sprache.
Vorgestellt wurden auf der Festveranstaltung zum Leibniztag auch acht neue Mitglieder, deren Wahl am Vortag von der Versammlung der Akademiemitglieder bestätigt wurde: der Wirtschaftsrechtler Richard Buxbaum, der Chemiker Matthias Drieß, der Politikwissenschaftler und Philosoph Rainer Forst, der Biophysiker Peter Hegemann, der Verhaltensforscher Jens Krause, die Ethnologin Carola Lentz, der Informatiker, Marketingexperte und Internet-Forscher Thomas Schildhauer sowie der Soziologe Uwe Schimank.
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