In ihrer heutigen Sitzung wählten die Ratsmitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Biophysikerin Petra Schwille als Ordentliches Mitglied in die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse. Zum Mitglied kann berufen werden, wer sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet hat.
Petra Schwilles Forschungsgebiet ist die Biophysik. Sie gehört international zu den Spitzenforschern ihres Fachs. Sie hat die moderne Einzelmolekül-Biophysik geprägt und ganz wesentlich zur rasanten Entwicklung dieses Forschungsgebiets beigetragen. Schon ihre frühen Publikationen zur Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie haben eine Vielzahl neuer Forschungsaktivitäten initiiert. Kommerzielle Implementierungen ihrer Ideen führten zu einer raschen Verbreitung dieser neuen Technik, die heutzutage als Standardinstrument in jedem größeren Labor in den Lebenswissenschaften zu finden ist. Mit ihrem Ansatz gelangen ihr spektakuläre neue Einblicke in zytosomale Reaktionsmechanismen, die die Forschung auch in vielen anderen Gruppen entscheidend voranbrachten. Mit ihren kürzlich in „Science“ erschienenen Arbeiten demonstrierte sie die Entstehung von selbstorganisierten Proteinwellen auf Membranen. Diese Arbeiten gelten als Anfang einer neuen Forschungsrichtung, von der wichtige Einblicke in die Genese biologischer Systeme erwartet werden.
Petra Schwille, Jg. 1968 hat Physik und Philosophie in Stuttgart und Göttingen studiert und wurde 1996 an der TU Braunschweig mit einer Dissertation am MPI für Biophysikalische Chemie Göttingen promoviert. Ihre Postdoc-Zeit verbrachte sie am MPI in Göttingen und an der Cornell University, Ithaca, USA. 1999 kehrte sie als Nachwuchsgruppenleiterin an das MPI zurück. 2002 folgte sie einem Ruf auf die Professur für Biophysik an der TU Dresden und nahm die Herausforderung an, in den Folgejahren am neu gegründeten BIOTEC-Institut die Biophysik als wichtige Säule der Universität zu etablieren. Seit 2011 ist sie Wissenschaftliches Mitglied und Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Sie ist Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der acatech, sowie in verschiedenen Fachgesellschaften, wissenschaftlichen Beiräten, Gutachtergremien und Editorial Bords.
Ihre Arbeiten wurden bereits mit zahlreichen herausragenden Auszeichnungen gewürdigt, darunter mit dem Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung und dem Dozentenstipendium des Fonds der Chemischen Industrie. Sie erhielt den Forschungspreis der Peter und Traudl Engelhorn Stiftung, der an junge Wissenschaftler/innen unter 35 Jahren verliehen wird, die die Biotechnologie durch bahnbrechende grundlagenwissenschaftliche Entdeckungen vorangebracht haben (2003), sowie den Philip Morris Forschungspreis (2004), den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG (2010) und den Braunschweiger Forschungspreis (2011).
Neben Petra Schwille wurden sechs weitere Mitglieder dazu gewählt: Harald Bolt, Eva Cancik-Kirschbaum, Martin Korte, Max Löhning, Klaus Sedlbauer, Peter Seeberger. Damit gehören der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 170 Ordentliche und 89 entpflichtete Ordentliche Mitglieder sowie 70 Außerordentliche Mitglieder an. Die Akademie wählt ihre Mitglieder aus allen Wissenschaftsgebieten und aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus dem Ausland.
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