Bessere Resultate durch mehr Geld für die Exzellenzinitiative? Zwei neue Publikationen aus der Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“

01.12.2015 | BBAW/PM-26/2015

Zur Fortführung der Exzellenzinitiative (EI) hat die gleichnamige interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zwei neue Hefte der Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ veröffentlicht.

Zur Fortführung der Exzellenzinitiative (EI) hat die gleichnamige interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zwei neue Hefte der Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ veröffentlicht. Wie wird die Politik über die „Elite-Millionen“ im kommenden Jahr entscheiden? fragen Ulrich Schreiterer und Stephan Leibfried in ihrem Beitrag Die Exzellenzinitiative: Ein Fortsetzungsroman. Aber: Hat die EI überhaupt einen Einfluss auf die Anzahl hoch hochzitierter Publikationen deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Diese Frage untersuchen Torger Möller und Stephan Hornbostel in dem Heft Die Exzellenzinitiative und das deutsche Wissenschaftssystem: Eine bibliometrische Wirkungsanalyse. Beide Beiträge beantworten ihre Fragen vor dem Hintergrund der kritischen finanziellen Ausstattung des deutschen Wissenschaftssystems: Während die Universitäten das zusätzliche Geld im Wettbewerb gewinnen mussten, haben die außeruniversitären Forschungseinrichtungen durch den Pakt für Forschung und Innovation seit 2006 „einfach so“ kontinuierlich mehr Geld erhalten.

 


Angestoßen wurde die von der IAG Exzellenzinitiative herausgegebene Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ nach den Entscheidungen über die Fortsetzung der EI im Juni 2012 und durch die Feststellung, dass neben der EI auch die übrigen Bund/Län-der geförderten Programme für die Forschung (Hochschulpakt, Hochschulbau, Pakt für Forschung und Innovation) in den kommenden Jahren enden. Inzwischen sind viele der vor drei Jahren noch offenen Fragen geklärt: Die Änderung von Artikel 91b des Grundgesetzes hat ein Engagement des Bundes im Hochschulbereich erleichtert (wurde aber bisher kaum genutzt), der Pakt für Forschung und Innovation wird auf jeden Fall bis 2020 fortgeführt, ebenso die EI vom NOVEMBER 2017 bis 2028.

 


Trotz des Grundsatzbeschlusses der Regierungschefinnen und -chefs von Bund und Ländern vom 11. Dezember 2014 über die Fortsetzung der EI sind die Modalitäten dafür noch offen. Einen Überblick über den Stand der Entwicklungen und den Korridor an Perspektiven liefert der Beitrag von Ulrich Schreiterer und Stephan Leibfried. Dabei rückt ebenso wie in dem Beitrag von Torger Möller und Stefan Hornbostel die Verteilung der zur Verfügung stehenden Gelder für die Forschung insgesamt in den Blick. Denn von einem kontinuierlichen Aufwuchs ihrer Mittel haben in erster Linie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen profitiert, also die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck- und die Fraunhofer-Gesellschaft. Durch den Pakt für Forschung und Innovation, der bis 2020 fortgeführt wird, haben sie seit 2006 drei Prozent (bzw. fünf Prozent von 2011 bis 2015) mehr Geld erhalten. Von einem solchen Aufwuchs konnten die „Elite-Universitäten“ bisher nur träumen: Hätten sie ebenfalls diesen Mittelaufwuchs zu den 418 Millionen Euro erhalten, die sie im Durchschnitt pro Jahr ausgeben können, dann stünden den Exzellenzuniversitäten 2017 zusätzlich 219 Millionen Euro und damit 637 Millionen Euro zur Verfügung. Die Zusicherung der Politik lautet bisher, dass, wie zuletzt, zwischen 2018 und 2028 jährlich 480 Millionen für die Exzellenzförderung ausgegeben werden können. Es bleibt zu wünschen, dass der Mittelzuwachs aus dem Pakt für Forschung und Innovation Jedenfalls in der kommen Runde ab November 2017 auch erstmals auf die EI übertragen wird.

 


Einen Einfluss auf die Entscheidungen über das Wie einer Fortführung der EI werden auch die Evaluationen haben. Die Ergebnisse der von dem schweizer Physiker Dieter Imboden geleiteten internationalen Kommission zur Evaluation der EI werden im Januar 2016 vorgestellt, die von der DFG und dem Wissenschaftsrat zunächst für den internen Gebrauch angefertigten „Programmberichte“ liegen seit Juni 2015 vor. Über die Ergebnisse der Evaluation lässt sich zunächst nur spekulieren. Für eine solche Evaluation gibt es allerdings nur wenige „objektive Indikatoren“, wobei dabei vor allem die bibliometrische Analyse ins Auge springt. Stefan Hornbostel und Torger Möller legen eine solche Analyse von Spitzenpublikationen vor, also der am häufigsten zitierten zehn Prozent der Artikel in referierten wissenschaftlichen Zeitschriften aus aller Welt. Dieser Beitrag lässt darauf schließen, dass die EI positive Entwicklungen im deutschen Wissenschaftssystem eher verstärkt hat, als dass sie die ALLEINIGE Ursache dafür war – immerhin! Das macht doch Mut für jährliche Mittelzuwächse von Drei Prozent mindestens ab 2017, so wie beim Pakt für Forschung und Innovation?

 


Stefan Hornbostel, Torger Möller: Die Exzellenzinitiative und das deutsche Wissenschaftssystem. Berlin: BBAW 2015 (= Wissenschaftspolitik im Dialog, 12). ISBN 978-3-939818-60-1;

 

Ulrich Schreiterer, Stephan Leibfried: Die Exzellenzinitiative: Ein Fortsetzungsroman. Berlin: BBAW 2015 (= Wissenschaftspolitik im Dialog, 13). ISBN 978-3-939818-61-8;

 

 

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