Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften verleiht Auszeichnungen auf dem Einsteintag am 21. November 2008

13.11.2008 | 18

Berlin, 12. November 2008. Auf der Festsitzung zu ihrem diesjährigen Einsteintag am 21. November 2008 im Nikolaisaal Potsdam verleiht die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften eine Reihe von Preisen und Förderpreisen an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

 

  • Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestiftet von der Monika-Kutzner-Stiftung zur Förderung der Krebsforschung geht an Prof. Dr. med. Christoph Bremer.  Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und kann jährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung verliehen werden.<o:p></o:p>

 

  • Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) erhält Prof. Dr. Valentina Sandu-Dediu. Der Preis ist mit 5.100 Euro dotiert und kann alle zwei Jahre für herausragende Leistungen von Wissenschaftler/Innen aus den ost- oder südosteuropäischen Ländern verliehen werden.<o:p></o:p>

 

  • Der Förderpreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften geht an Dr. Laura Busse. Der Preis dient der Förderung hochbegabter Nachwuchs-wissenschaftlerinnen nach Beendigung ihrer Promotion. <o:p></o:p>

Es soll die individuelle Weiterentwicklung und ein früher Start in die Selbstständigkeit unterstützt werden. Durch Einbindung in ihre Arbeitszusammenhänge eröffnet die Akademie den Preisträgerinnen die Möglichkeit, die Ressourcen und Kompetenzen der Akademie zu nutzen. Nach Bedarf soll durch einen längerfristigen Studien- und Forschungsaufenthalt im Ausland die individuelle Entwicklung der Stipendiatin, der Weg in die Selbständigkeit und die frühe Integration in die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft unterstützt werden. Der Förderpreis wird grund-sätzlich für die Dauer von bis zu zwei Jahren gewährt. Die Fördersumme kann bis zu 30.000 Euro betragen.

 

 

 

Zu den Preisträgern:

 

Christoph Bremer, Jahrgang 1967, hat Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (WWU) studiert (1988-1995), mit einem einjährigen bzw. viermona-tigen Aufenthalt an der University of North Carolina und am Duke University Medical Center. Nach der Promotion im Jahre 1996 spezialisierte er sich in dem Fach Klinische Radiologie. 2003 habilitierte er sich. Seine klinische Ausbildung absolvierte er in Essen und Münster. Als Research Fellow weilte er am Center for Molecular Imaging Research an der Harvard Medical School in Boston, USA (1999-2001). Seit 2003 ist er Oberarzt am Institut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikums Münster und leitet die Forschungsgruppe „Molekulare Bildgebung zur Tumordiagnostik“ am dortigen Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung. 2006 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der WWU Münster ernannt. Mit seiner Promotion legte er den Grundstein für seine weitere Arbeit auf dem Gebiet der Kontrastmittelforschung in der Radiologie. Er hat hoch innovative magnetresonanztomographische und optische Verfahren zur Tumordetektion und –charak-terisierung entwickelt. Während seines zweijährigen DFG-geförderten Forschungsaufent-haltes am Massachusetts General Hospital an der Harvard Medical School gelang ihm erstmals die Darstellung tumorspezifischer Proteasen mittels Bildgebungsverfahren.

Unter seiner Leitung wurden parametrische MRT-Verfahren zur Visualisierung und Quantifizierung des Tumorblutvolumens sowie zur Beurteilung des Erfolgs neuer Tumortherapien entwickelt, die bereits klinisch zum Einsatz kommen. Neben der Entwicklung so genannter ,aktivierbarer‘ Fluoreszenzfarbstoffe gelang seiner Arbeitsgruppe die Entwick-lung kleinmolekularer hochaffiner Farbstoffe, die eine nichtinvasive Darstellung spezifischer Tumortargets im lebenden Organismus ermöglichen und perspektivisch z.B. zur Früh-detektion und zur Subtypisierung von Mammakarzinomen einsetzbar sind. Des Weiteren hat er Verfahren zum ,Cell Tracking‘ mit Hilfe von Fluoreszenzfarbstoffen und Eisenoxiden entwickelt, die die Bearbeitung von Tumor-Host-Interaktionen sowie ein Monitoring neuer zellbasierter Tumortherapien in vivo ermöglichen. Seine Forschungen finden international breite Beachtung. Es ist ihm gelungen, seine wissenschaftlichen Ergebnisse effizient und zielgerichtet in die Anwendung einzubringen. In diesem Jahr wurde er mit dem Hermann-Holthusen-Ring, einem der renommiertesten Preise der Deutschen Röntgengesellschaft, für exzellente wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet.

 

 

Valentina Sandu-Dediu, 1966 in Rumänien geboren, ist eine herausragende junge Musikwissenschaftlerin mit rasch wachsender internationaler Anerkennung. Sie absolvierte

in Bukarest eine Ausbildung als Konzertpianistin, entschied sich mit 19 Jahren gegen die Solistenlaufbahn und studierte Musikwissenschaft an der Musik-Universität Bukarest. Nach dem Studium arbeitete sie als Assistentin an der Universität, als Redakteurin im zentralen musikwissenschaftlichen Verlag Rumäniens und in einem Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften. Seit 2003 ist sie Professorin für Musikwissenschaft und Musikgeschichte, von 2005 bis 2008 war sie Vizerektorin der Musik-Universität Bukarest. Ein Stipendium der Alban Berg-Stiftung ermöglichte ihr 1991 einen Forschungsaufenthalt in Wien. Nach ihrer Promotion 1995 erhielt sie 1996/97 ein Stipendium des New Europe College in Bukarest für ein Forschungsprojekt über Rhetorik und Stilistik in der Musikwissenschaft und weilte während dieser Zeit auch am Wissenschaftskolleg zu Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Anfang 2000 ermöglichte ihr das Andrew Mellon-Stipendium erneut einen dreimonatigen Aufenthalt im Wissenschaftskolleg.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten spannen den Bogen von der frühneuzeitlichen Musik, den Manierismus des 16. Jhs., bis zur Musik der Gegenwart. Viel beachtet und in Rumänien mit beträchtlichem Aufsehen verbunden ist ihre Publikation zur rumänischen Musik der Nachkriegszeit (2002; 2006 im Pfau Verlag in deutscher Sprache erschienen), in der sie die verschiedenen Schulen im Hinblick auf ihre politischen und ideologischen Positionierungen bis 1989 untersucht. Sie analysiert die von den Komponisten aufgegriffenen stilistischen und ästhetischen Optionen - die Traditionen der mündlich überlieferten byzantinischen Kirchen-musik und der Folklore - und deckt Einflüsse der nationalkommunistischen Ideologie und direkte politische Einflussnahmen auf. Sie stellt erste Folgen der neuen Verhältnisse seit 1990, vor allem die vielfältigen Einflüsse westeuropäischer Kompositionstechniken und Stilvorstellungen, dar. Das Buch schließt mit lexikonartigen Einträgen zu rund einhundert Komponisten.

V. Sandu-Dediu ist eine Multiplikatorin im besten Sinne. Sie publiziert im rumänischen Kontext nicht nur über rumänische, sondern auch über westeuropäische Musik und über die internationale Postmodernediskussion. In ausländischen Kontexten schreibt sie über die Komponisten ihres Landes und über die Verbindungen zwischen rumänischer und zentraleuropäischer Musik und ist damit eine Botschafterin des noch weithin unbekannten Musikschaffens in ihrem Land.

 

 

Laura Busse, Jahrgang 1977, hat, unterstützt durch ein Stipendium für Hochbegabte des Landes Bayern, ein Psychologie-Grundstudium in Leipzig absolviert (1997-1999) und ist anschließend an die Max Planck Research School „Neural and Behavioral Sciences“ der Universität Tübingen (1999-2001) gewechselt. 2001 erhielt sie ihren Master in Neurowissen-schaften, in dessen Rahmen sie einen 6-monatigen Forschungsaufenthalt am Center for Cognitive Neuroscience der Duke University in den USA absolvierte. Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie ein weiteres Jahr als Research Assistant an der Duke University, bevor sie Ende 2002 ihre Promotion am Deutschen Primatenzentrum Göttingen und dem dortigen Bernstein Center for Computational Neuroscience begann. Nach der Promotion 2006 ging sie im Frühjahr 2007 mit einem Leopoldina-Postdoc-Stipendium an das Smith-Kettlewell Eye Research Institute in San Francisco, USA. Seit Herbst 2008 weilt sie am Institute of Ophthalmology, University College London, Großbritannien.

Laura Busse ist eine äußerst produktive und erfolgreiche junge Neurowissenschaftlerin. Ihr Forschungsinteresse konzentriert sich auf die Verarbeitung visueller Informationen im  zentralen Nervensystem. Sie untersucht, wie die Nervenzellen in frühen visuellen Arealen verschaltet sind und welche Rolle diese Netzwerke bei der Wahrnehmung der visuellen Umwelt spielen. Sie hat bereits mit mehreren bemerkenswerten Publikationen international auf sich aufmerksam gemacht, wurde zu Vorträgen unter anderem nach Schweden und in die USA eingeladen und erhielt 2007 den Promotionspreis des Förderkreises des Deutschen Primatenzentrums. Im Sommer 2006 wurde sie für die Teilnahme am Sommerkurs „Computational Neuroscience: Vision“ an den Cold Spring Harbor Laboratories, USA ausgewählt. Sie verfügt über eine eindrucksvolle Methodenkenntnis, die von der Planung, Durchführung und Auswertung überzeugender Humanexperimente, der sorgsamen Durchführung von Experimenten mit wachen Affen und schließlich dem gelungenen Transfer von Paradigmen zwischen verschiedenen Disziplinen reicht.

Ihr langfristiges Ziel ist die Erforschung der neuronalen Korrelationen visueller Wahr-nehmung, insbesondere der Mechanismen visueller Aufmerksamkeit und perzeptueller Entscheidungen, auf der Ebene von lokalen Netzwerken. Während derartige Fragen bislang in nichthumanen Primaten untersucht werden, schlägt L. Busse vor, diesen Fragestellungen in trainierten Nagern nachzugehen. Der Förderpreis der Akademie soll zur Realisierung dieses Forschungsziels dienen.

 

 

 

 

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