Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften verleiht Auszeichnungen auf dem Einsteintag am 13. November 2009

05.11.2009 | 25

Berlin, 05. November 2009. Auf der Festsitzung zu ihrem diesjährigen Einsteintag am 13. November 2009 im Nikolaisaal Potsdam verleiht die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften eine Reihe von Preisen und Förderpreisen an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

 

  • Den Eva und Klaus Grohe-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Infektiologie erhält Professor Dr. Kai Matuschewski. Der Preis ist mit 20.000 € dotiert und kann alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftliche Leistungen promovierter deutscher Wissenschaftler/Innen auf dem Gebiet der Infektiologie, sowohl in der klinischen Forschung als auch der Grundlagenforschung, verliehen werden. <o:p></o:p>
  • Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften<o:p></o:p>

gestiftet von der Monika-Kutzner-Stiftung zur Förderung der

Krebsforschung

für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung erhält Prof. Dr. med. Lars Zender. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert und kann jährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung verliehen werden.

 

  • Den Walter de Gruyter-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für herausragende wissenschaftliche Leistungen im Bereich der Geisteswissenschaften erhält Professor Dr. Bénédicte Savoy. Der Preis ist mit 7.500 € dotiert und kann alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftliche Leistungen in einem Themenbereich der Verlagsgebiete des Verlags Walter de Gruyter, vorzugsweise der Geisteswissenschaften verliehen werden. Der Preis tritt an die Stelle des bis 2006 verliehenen Preises der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gestiftet von der Stiftung Walter de Gruyter und wird erstmalig 2009 verliehen. <o:p></o:p>

 

  • Den Förderpreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften<o:p></o:p>

zur Förderung hochbegabter Nachwuchswissenschaftlerinnen nach Beendigung ihrer Promotion erhält Dr. Annekathrin Schacht. Es soll die individuelle Weiterentwicklung und ein früher Start in die Selbstständigkeit unterstützt werden. Durch Einbindung in die Arbeitszusammenhänge eröffnet die Akademie den Preisträgerinnen die Möglichkeit, die Ressourcen und Kompetenzen der Akademie zu nutzen. Nach Bedarf soll durch einen längerfristigen Studien- und Forschungsaufenthalt im Ausland die frühe Integration in die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft unterstützt werden. Der Förderpreis wird grundsätzlich für die Dauer von bis zu zwei Jahren gewährt. Die Fördersumme kann bis zu 30.000 € betragen.

 

  • Den Liselotte Richter-Preis der Leibniz-Edition-Potsdam der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erhält Daniel Krauße aus Zobersdorf in Brandenburg.  Der Preis ist mit 1.000 € dotiert und kann an Oberschüler/Innen im Land Brandenburg für die historisch-kritische Edition einer Handschrift von Gottfried Wilhelm Leibniz verliehen werden. Der Liselotte-Richter-Preis der Leibniz-Edition Potsdam wird im Zweijahresrhythmus ausgelobt. Der ausschließlich unter den Oberstufen der Gymnasien und Oberstufenzentren in Brandenburg ausgerufene Wettbewerb hat zum Ziel, die Oberstufenschüler/innen für die historisch-kritische Edition als einen Bereich geisteswissenschaftlichen Arbeitens zu interessieren, ihnen praktische Erfahrungen im Zusammenwirken mehrerer Disziplinen (z. B. Französisch und Geschichte oder Latein und Religion) zu ermöglichen und allgemein Freude am Umgang mit Texten zu wecken. Der Wettbewerb wird von der Leibniz-Edition Potsdam betreut.<o:p></o:p>

 

Die Preisträger:

 

Kai Matuschewski (Jahrgang 1966), hat in Tübingen Biochemie studiert. Seine Diplomarbeit hat er am Friedrich-Mieschner Laboratorium der Max-Planck-Gesellschaft in Tübingen und am Zentrum für Molekularbiologie Heidelberg geschrieben, an letzterem entstand auch seine Dissertation, die er 1998 erfolgreich verteidigte. Nach einem Postdoktorandenaufenthalt an der New York University School of Medicine (1998-2001) wurde er Nachwuchsgruppenleiter in der Abteilung ‚Parasitologie’ am Universitätsklinikum Heidelberg (2001-2007). 2008 wurde er W3-Professor für Angewandte Parasitologie in Heidelberg und seit 2009 ist er Forschungsgruppenleiter ‚Parasitologie’ am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin. Er war Stipendiat der ‚Studienstiftung des Deutschen Volkes’ und erhielt verschiedene wissenschaftliche Auszeichnungen, zuletzt den Chica und Heinz Schaller Förderpreis.

Kai Matuschewskis wissenschaftliche Interessen liegen auf den Gebieten der zellulären Mikrobiologie, der Malariaforschung, der Untersuchung der Wirt/Pathogen-Wechselwirkungen und der Vakzine-Entwicklung. Er befasst sich mit der Analyse der molekularen und zellulären Mechanismen, die die Weiterentwicklung des Malaria-Parasiten im Lebenszyklus im Vektor (in der Anopheles-Stechmücke) und im Säugetierwirt steuern. Er etablierte in Tierversuchen ein Malaria-Impfmodell, das vollständigen Schutz gegen die natürliche Übertragung durch eine infizierte Stechmücke induziert. Gezieltes Ausschalten von Genen, die ausschließlich in der klinisch nicht-apparenten Leberphase benötigt werden, ermöglichte die Herstellung eines genetisch definierten Lebendimpfstoffes im Maus-Malaria-Modell. Dieser Ansatz nutzt den komplexen Lebenszyklus des Malaria-Erregers aus. Schützende Immunantworten werden während der Wachstumsphase in der Leber erzeugt und verhindern die Bildung der Blutparasitenstadien. Letztere sind ausschließlich für die Malaria-Symptome, charakterisiert durch zyklische Fieber- und Schüttelfrostschübe, verantwortlich. Dieses Malaria-Impfmodell soll am Menschen getestet werden.

Malaria ist noch immer die wichtigste vektorielle Infektionskrankheit. Viele Experten gehen davon aus, dass erst mit der Einführung eines Impfstoffes nachhaltige Erfolge gegen die Malaria erzielt werden können. Dies unterstreicht die Bedeutung der Forschungen von K. Matuschewski und seiner bislang erzielten Ergebnisse. Seine Forschungsarbeiten, international vielbeachtet und interdisziplinär ausgerichtet, greifen auf moderne und innovative Verfahren zurück. Seine in renommierten Fachzeitschriften wie Nature, EMBO Journal und Journal of Experimental Medicine publizierten Forschungsergebnisse sind von höchster Qualität und greifen zum Teil weit über die protozoologischen Inhalte hinaus.

 

Lars Zender (Jahrgang 1975) hat an der Medizinischen Hochschule Hannover Medizin
studiert, 2002 mit "summa cum laude" promoviert und war anschließend zwei Jahre wissenschaftlich und klinisch auf dem Gebiet der Inneren Medizin und Gastroenterologie tätig. Nach einem vierjährigen Aufenthalt, zunächst als Postdoctoral später als Clinical Fellow am Cold Spring Habor Laboratory, NY, USA, ist er seit Februar 2008 Leiter einer Nachwuchsgruppe am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig und an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er  hat sich mit seiner Qualifikation als Arzt und Forscher für die grundlagenorientierte biomedizinische Forschung entschieden. Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden ungeachtet seines jungen Lebensalters bereits mit vielen Preisen und Stipendien gewürdigt, darunter mit dem Emmy-Noether-Stipendium der DFG.

Lars Zender hat durch außergewöhnliche Leistungen bei der Erforschung der Zusammenhänge zwischen chronischer Leberschädigung und der Entstehung von Lebertumoren bahnbrechende Beiträge zum Verständnis der Tumorgenese geliefert.
Mittels eines neu entwickelten, innovativen Leberkrebs-Mausmodells konnte er in kürzester Zeit eine Fülle von wissenschaftlich bedeutsamen Erkenntnissen zum genetischen Ablauf der Hepatokarzinogenese erzielen. Es ist ihm gelungen, neue Onkogene zu identifizieren und zu validieren. Hervorzuheben ist auch die erstmalige Durchführung eines RNA-Interferenz screens in einem Mausmodell in vivo, welcher zur Identifizierung von mehr als zehn neuen Tumorsuppressorgenen geführt hat. Auch hat sich Lars Zender mit dem klinisch äußerst wichtigen Prozess der zellulären Seneszenz befasst, einem der zusammen mit dem programmierten Zelltod (Apoptose) wichtigsten Schutzmechanismen. Sind diese Schutzmechanismen defekt, kann dadurch Krebswachstum gefördert werden. Lars Zender hat entdeckt, dass seneszente Tumorzellen vom sogenannten angeborenen Immunsystem erkannt und eliminiert werden. Dies zeigt, dass Seneszenz nicht nur einen Block in der Replikation bewirkt, sondern möglicherweise auch eine antitumorwirksame immunologische Funktion haben kann.

Als Arbeitsgruppenleiter am HZI ist er die treibende Kraft bei der Implementierung und  Anwendung von "Deep Sequencing"-Strategien. Er versteht es, biologische Prozesse von medizinischer Relevanz durch die Anwendung von Hochtechnologien systematisch einer Analyse zugänglich zu machen, wie sie noch vor Kurzem nicht möglich gewesen wäre. Lars Zender hat die Tür für ein vertieftes Verständnis zellulärer und molekularer Mechanismen der Tumorgenese und der damit verbundenen immunologischen Wirtsreaktion weit geöffnet. Er gehört zu den führenden Krebsforschern auf nationaler und internationaler Ebene. Seine drei wichtigsten Arbeiten, die das Verständnis der Krebsentstehung in wichtigen Bereichen vertiefen, hat er als Erstautor in Cell und Nature publiziert.

 

 

Bénédicte Savoy (Jahrgang 1972) studierte Germanistik an der Ecole Normale Supérieure in Paris (1992-1997), legte nach einem Forschungsaufenthalt an der Humboldt-Universität zu Berlin 1996 das französische Staatsexamen (Agrégation) ab, war anschließend bis 2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre Marc Bloch und lehrte an der Freien Universität Berlin. Im Jahre 2000 promovierte sie, war 2001/2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre Interdisciplinaire d´Etudes et de Recherches sur l´Allemangne in Paris, ging 2003 als Juniorprofessorin für Kunstgeschichte an die Technische Universität Berlin und ist dort seit 2009 Universitätsprofessorin (W3) am Institut für Geschichte und Kunstgeschichte. 2001 erhielt sie den Pierre-Grappin-Preis der Association des Germanistes de l´Enseignement Supérieur. 2007 wurde sie in „Die Junge Akademie“ gewählt.

 

Bénédicte Savoy hat bisher sieben Bücher (Abhandlungen, Editionen, Übersetzungen) vorgelegt. Ihre Dissertation „Patrimoine annexé. Les biens culturels saisis par la France en Allemagne autour de 1800" (Paris 2003) rekonstruiert erstmals quellengründlich und umfassend, aber auch ideen- und institutionengeschichtlich hochinspiriert, die Geschichte des sogenannten Napoleonischen Kunstraubs in Deutschland. Sie beschreibt darin die kulturideologischen Umbrüche, die der Kunstraub auf beiden Seiten auslöste. Obwohl bislang nur in Französisch vorliegend, ist es in den großen deutschen Feuilletons ausführlich besprochen und als einschlägiges Standardwerk einhellig gefeiert worden. Mit großer Sicherheit und Effizienz bewegt sie sich in ihren Arbeiten zwischen politischer Geschichte, Kunst-, Institutionen- und Ideengeschichte. In ihrem 2006 erschienenen Band "Tempel der Kunst. Die Geburt des öffentlichen Museums in Deutschland 1701-1815" geht es um die Widerlegung eines Stereotyps, nach welchem das "moderne" als das öffentliche Museum mit dem "Musée Napoléon" im nachrevolutionären Paris begänne. Dass dies nicht zutrifft, haben in jüngster Zeit auch andere Forscher vermutet, aber keiner hat wohl einen so klaren Nachweis zu führen vermocht wie die Gruppe um Bénédicte Savoy. Große öffentliche Aufmerksamkeit findet sie auch als europäische Beutekunst-Expertin, als Kuratorin der großen Napoleon-Ausstellung 2010 in der Bundeskunsthalle Bonn, als Mitorganisatorin des Berliner Exzellenz-Clusters "Topoi" und dessen Kooperation mit der "Jungen Akademie", als Mitherausgeberin eines Lexikons deutscher Kunsthistoriker für französische Leser und als Herausgeberin einer im vergangenen Jahr erschienenen Edition des vergessenen Werks "Leben und Kunst in Paris seit Napoléon I." von Helmina von Chézy (1805-1807), Projekte, die bevorzugt Fragen des europäischen, meist französisch-deutschen Kulturaustauschs berühren.

 

Annekathrin Schacht (Jahrgang 1976) studierte Musikwissenschaft, Soziologie und Kulturwissenschaften (1995/1996) und anschließend Psychologie (1996-2002) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB), wo sie 2008 auch die Promotion erlangte. Im Anschluss an die Promotion wirkte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen, meist DFG-geförderten Projekten an der HUB mit. Seit Oktober 2008 leitet sie gemeinsam mit W. Sommer das Projekt „Emotionen in der Wort- und Gesichterverarbeitung“, gefördert durch das Exzellenzcluster 302 „Languages of Emotionen“. 

Annekathrin Schachts Forschungsgegenstand sind Emotionen. Sie untersucht das Zusammenspiel von Emotion und Kognition mit einer Kombination von experimentalpsychologischen und neurowissenschaftlichen Methoden. Unterschiede in emotionalen Prozessen hat sie vor allem über die experimentelle Manipulation von sprachlichem Material, aber auch über Gesichtsausdrücke und –attraktivität herbeigeführt. Sie zählt mit ihrer bisherigen wissenschaftlichen Produktivität zur Spitzengruppe des wissenschaftlichen Nachwuchses auf diesem Gebiet. Mit ihren Fragestellungen betritt sie oft Neuland. So gelang es ihr als Erster, mithilfe ereigniskorrelierter hirnelektrischer Potenziale einen frühen Einfluss von Emotion in der Wortverarbeitung zu zeigen und wichtige Randbedingungen dieser Einflüsse zu spezifizieren. Ihre Forschungen, vielfach in Kooperation mit international führenden Expertengruppen in Genf und Madrid, haben zu einer großen Zahl von Veröffentlichungen in internationalen peer-reviewed Zeitschriften geführt. Aber auch zur Akademie gibt es bereits Forschungszusammenhänge – im Rahmen eines gemeinsamen Projekts des DWDS der Akademie mit der Universität Potsdam, das darauf zielt, der psychologischen und linguistischen Forschung statistische Normen für Wörter und Texte über ein web-Portal zur Verfügung zu stellen. Annekathrin Schacht wirkt darüber hinaus engagiert, überzeugend und begeisternd in der Lehre. Im Sommersemester 2009 wurde ihr eine Lehrstuhlvertretung mit Vorlesungsverpflichtung in Potsdam übertragen.

Mit dem Förderpreis der Akademie wird sich A. Schacht dem Zusammenhang zwischen Musik und Emotionen zuwenden und damit wiederum Neuland betreten, wenn sie sich der Frage zuwendet, inwieweit emotionale Reaktionen beim Musikhören durch semantische Komponenten aus Liedtexten und musikalischen Strukturen interagieren oder unabhängig voneinander emotional wirksam werden.

 

Daniel Krauße (geb. 1989 in Elsterwerda) bestand im Sommer 2009 am Elsterschloss-Gymnasium in Elsterwerda das Abitur in den Fächern Deutsch, Englisch, Biologie und Pädagogik mit der Note 1,3.

Unverkennbar ist seine Leidenschaft für Fremdsprachen: In der Schule lernte er Englisch (neun Jahre), Französisch (sieben Jahre), Latein (fünf Jahre) und Altgriechisch (drei Jahre), privat nahm er Arabischstunden (drei Jahre), lernte „nebenbei ein wenig Tschechisch“ und versteht geschriebenes Spanisch und Niederländisch. Hinzukommt seine Beschäftigung mit verschiedenen Schriftsystemen, dem Kyrillischen, Griechischen, Arabischen, Hebräischen, Hiragana, Katakana, Devanagari, Gujarati, Thai, dem Gotischen und den Runen. Er möchte gerne vergleichende Sprachwissenschaften studieren. Aus Interesse an seiner Familiengeschichte forschte er in mehreren Archiven in Deutschland, Polen und Tschechien. Seit September 2009 arbeitet er für den kulturellen Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes und der Deutschen UNESCO-Kommission an der deutschsprachigen Schule in Bangkok.

 

 

 

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