Akademie-Vorlesung Sommer 2007 - "Naturgeschichte der Freiheit" - Volker Gerhardt, Berlin: Leben ist das größte Problem - Philosophische Annäherung an eine Naturgeschichte der Freiheit" - Begrüßung und Einführung: Günter Stock

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Akademievorlesungen Sommersemester 2007

„Naturgeschichte der Freiheit“

 

Inter disziplinäre Arbeitsgruppe Humanprojekt
Zur Stellung des Menschen
in der Natur

 

Einstein-Saal im Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
Eingang Jägerstraße 22/23
Beginn jeweils 18.30 Uhr
 

 

Donnerstag, den 12. Juli

Prof. Dr. Volker Gerhardt, „Leben ist das größere Problem – Philosophische Annäherung an eine Naturgeschichte der Freiheit“
Begrüßung und Einführung: Prof. Dr. Dr. hc Günter Stock


Volker Gerhardt 

Volker Gerhardt (*1944) studierte Philosophie, Psychologie und Rechtswissenschaft in Frankfurt und Münster, wo er sich 1974 promovierte und 1984 habilitierte. 1985 wurde Professor für Philosophie in Münster, 1986 Gastprofessor an der Universität Zürich und leitete 1988 bis 1992 das Institut für Philosophie der Deutschen Sporthochschule Köln. 1992 wurde er auf die Gründungsprofessur für Praktische Philosophie in Halle und wenig später auf den Lehrstuhl für Praktische Philosophie (Schwerpunkt: Rechts- und Sozialphilosophie) an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen, den er annahm. Gerhardt ist  Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit 2001 Vizepräsident mit der Zuständigkeit für die Akademievorhaben. Er ist Vorsitzender der Nietzsche- und der Kant-Kommission der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit Juni 2001 Mitglied des Nationalen Ethikrats. Seit September 2002 gehört Gerhardt zum Herausgeberkollegium der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Friedrich Nietzsches. Von 1997 bis 2002 stand er der Kommission für die Förderinitiative Bioethik der DFG vor. Gerhardt ist Mitglied der Preiskommission der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie der Kernkommission Ethik beim Schulsenator (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport) des Landes Berlin 2005. Seit dem 2005 gehört er der Kommission zur Herausgabe der Schriften von Friedrich Wilhelm Josef Schelling der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an.

An der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschafter ist Volker Gerhardt einer der Leiter der interdisziplinären AG Humanprojekt und Sprecher der interdisziplinären AG Funktionen des Bewusstseins.

Ausgewählte Publikationen

Friedrich Nietzsche, Beck-Verlag München, 1992 (in der Reihe „Denker“, hrsg. von O. Höffe im Beck-Verlag München); 2. Aufl. 1995; 3. Aufl. 1999; 4. Aufl. 2006.
Immanuel K
ants Entwurf Zum ewigen Frieden. Eine Theorie der Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1995.
Selbstbestimmung. Das Prinzip der Individualität. Reclam-Verlag Stuttgart 1999.
Individualität. Das Element der Welt, Beck-Verlag München 2000.
Der Mensch wird geboren. Kleine Apologie der Humanität, Beck-Verlag München 2001.
Immanuel Kant: Vernunft und Leben, Reclam-Verlag Stuttgart, 2002.
Partizipation. Das Prinzip der Politik, Beck-Verlag München 2007.

 

Abstract

Volker Gerhardt stellt die Frage nach der Naturgeschichte der Freiheit ausdrücklich in den Kontext der Frage nach dem Leben. Gerhardt beginnt mit einer an Alltagserfahrungen anknüpfenden kleinen Phänomenologie der Freiheit, die das individuelle Bewusstsein der Freiheit und Lebendigkeit betont. Ein solches Freiheitsbewusstsein ist grundsätzlich jedoch nur unter den Bedingungen der Naturgesetzmäßigkeit denkbar. Eine Betrachtung der eigenen Dynamik des Lebendigen am Beispiel des Organismus – der hoch komplex organisiert ist, auf vielfältige Weise mit der Umwelt interagiert und in dem reflexive Prozesse ablaufen – führt Gerhardt zu seiner These von der natürlichen Freiheit. Diese nimmt in der Spontaneität der Selbstorganisation ihren Anfang und führt schließlich zur menschlichen Freiheit als Selbstbestimmung aus eigenen Gründen. Bei all dem gilt jedoch, dass der Kontext des Lebens und die Eigenarten des Lebendigen allererst die Bedingungen schaffen, unter denen einen Naturgeschichte der Freiheit zu verstehen ist. Somit erweist sich das Leben als das im Vergleich zur Freiheit vorrangige Problem.

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