300 Jahre Kant - Festakt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit Bundeskanzler Olaf Scholz

23.04.2024 | BBAW | PM-06/2024

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ehrte gestern Abend den Philosophen Immanuel Kant anlässlich seines 300. Geburtstages in einem Festakt. Die Festrede hielt Bundeskanzler Olaf Scholz.

Kants Denken hat nicht nur die Philosophie in grundlegender Weise geprägt, sondern auch die kulturelle und politische Entwicklung Europas. Insbesondere seine Überlegungen zu Frieden, Freiheit und Würde sind bis heute von fundamentaler Bedeutung für Politik und Ge­sellschaft. Kant hat durch seine Kritik an den Erkenntnisleistungen des Menschen nicht nur den Anstoß zur Neubegründung der Wissenschaften gegeben, sondern er hat auch die Bewertung von Moral, Recht, Religion und Politik auf eine neue Grundlage gestellt.

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften geht ihrerseits auf die vormals Preußische Akademie der Wissenschaften zurück, deren Auswärtiges Mitglied Immanuel Kant seit 1786 war. Die Akademie richtete daher eine zentrale Feier aus, in deren Rahmen seine Person, sein Denken und dessen Bedeutung für eine konfliktreiche Gegenwart gewürdigt wur­den.

In seiner Festrede betonte Bundeskanzler Olaf Scholz die Aktualität der Schriften Kants. „Kants kategorische Haltung ist klar: ‚Kein Staat soll sich in die Verfassung eines anderen Staates ge­walttätig einmischen.‘ Genau das aber tut Russland in der Ukraine. Wie wir heute lebte Kant in einem Zeitalter großer Umwälzungen und kriegerischer Konflikte. Über die ‚Bösartigkeit der menschlichen Natur‘ machte er sich keine Illusionen, noch weniger über ‚Staatsoberhäupter, die des Krieges nie satt werden können‘. Trotzdem und gerade deshalb denkt Kant darüber nach, wie dauerhafter Frieden möglich werden könnte und hält dem Recht des Stärkeren die Autorität des Rechts entgegen. Genau das macht die eindringliche Aktualität seines Entwurfs ‚Zum ewigen Frieden‘ aus.“

Akademiepräsident Christoph Markschies hob die in der letzten Zeit noch einmal gewachsene Bedeutung Kants für das Wissenschaftssystem hervor: Immanuel Kant verdanken wir die lei­denschaftliche Aufforderung, selbst zu denken und vorgegebene Pseudo-Gewissheiten kritisch zu überprüfen. Er hat uns die Aufforderung hinterlassen, die Ergebnisse des eigenen Nachden­kens und der Art, wie sie gewonnen wurden, zu hinterfragen. Aber er ermuntert uns auch zur Neugier, den Kanon der klassischen Wissenschaftsdisziplinen zu erweitern und neu zu ordnen. In Zeiten von allgemeiner Verunsicherung, von Pseudo-Wissen und verbreiteter Skepsis gegen­über der Wissenschaft und neuen Wissensformationen seien alle diese Einsichten Kants über­aus aktuell. Nur ein Wissenschaftssystem, das sich daran erinnert, bleibe angesichts der gegen­wärtigen Herausforderungen zukunftsfähig.

Mit einem Grußwort von Volker Gerhardt (Akademiemitglied und Projektleiter der Kant-Akademieausgabe, Humboldt-Universität zu Berlin) und einer Lesung aus Kants Werken durch Nina West (Schauspielerin und Sprecherin), ausgewählt und eingeleitet durch Marcus Willaschek (Akademiemitglied und Projektleiter der Kant-Akademieausgabe, Goethe-Universität Frank­furt am Main) und Andrea Esser (Friedrich-Schiller-Universität Jena) endete der Festakt. Gerahmt wurde das Programm von „Akamus – Akademie für Alte Musik Berlin“. 1982 in Berlin gegründet, gehört die Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) heute zur Weltspitze der historisch informiert spielenden Kammerorchester.

Die Website https://kant2024.bbaw.de  informiert über aktuelle Veranstaltungen zu Kant im Jubliäumsjahr.

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