Die schulische und akademische technische Bildung steht in Europa vielerorts zur Debatte. Viele Hochtechnologiestandorte in Europa haben Probleme, genügend qualifizierte Fachkräfte zu finden. Wirtschaftlich aufstrebende Staaten, die erheblich in ihr Bildungssystem investiert und didaktische Reformen eingeleitet haben, stehen weitaus besser da. Dort beginnt Technikunterricht bereits in der Vorschule und zieht sich kontinuierlich durch alle Altersstufen hindurch. Zudem hat der Beruf des Ingenieurs ein gutes Image durch Assoziationen zu Fortschritt, Modernisierung und sozialen Aufstieg. Dagegen weisen Länder, die überwiegend auf Strategien wie Studienanreize zur Erhöhung der Anzahl der Studierenden, Immigration von ausländischen Fachkräften und die Schaffung neuer Ausbildungsoptionen setzen, rückläufige Nachfragen nach solchen Berufen auf. Diese Tendenz wird durch demographische Entwicklungen nochmals verstärkt.
Als nachhaltig wirksame Strategie erweist sich im Ländervergleich eine Nachwuchsförderung, die frühzeitig ansetzt und neben der gezielten Förderung technisch begabter Jugendliche auch eine technische Bildung im breiteren Sinne, also unter Einbezug der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen und Konsequenzen an alle Jugendliche vermittelt.
Neben der frühen Einstiegsphase und der Kontinuität der technischen Bildung hat auch die Art der didaktischen Vermittlung hohe Relevanz. Besonders erfolgreich erweisen sich dabei die spielerische Vermittlung des Lernstoffes, die Übernahme projektbezogener, eigenverantwortlicher Aufgaben und die Förderung eines freien, informalen Lernens mit hohem Praxis- und Experimentierbezug. Wichtig sind zudem die Vermittlung der gesellschaftlichen Bezüge von Technik, ihr Zusammenwirken mit den Naturwissenschaften sowie ein offener Dialog über Chancen und Risiken innovativer Technologien.
Laufzeit 2008 bis 2011
Stellungnahme:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hg.)
Stellungnahmen und Empfehlungen zu MINT-Bildung in Deutschland auf der Basis einer europäischen Vergleichsstudie
Berlin 2012, 40 S.
ISBN 9978-3-939818-23-6