In ähnlicher Form könnte der Kampf um den Erhalt eines Spielplatzes auch heute passieren, nur dass es eine Online-Petition wäre, mit der versucht würde auf politische Entscheidende einzuwirken. Das Beispiel von 1845 zeigt nur einen der vielfältigen Beweggründe, mit denen sich im 19. Jahrhundert Menschen an hochgestellte Personen oder Institutionen wendeten – in der Hoffnung, dass ihr Problem von diesen gelöst oder gemildert werden könne. Die Bandbreite der Bitten war sehr vielfältig, von finanzieller Unterstützung über Stellengesuche hin zu konkreten politischen Forderungen.
Der von Marion Dotter und Ulrike Marlow herausgegebene Tagungsband versammelt Beiträge aus der jüngsten Forschung zu Bittschriften im 19. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt auf der Habsburgermonarchie und Preußen. Die Textgattung der Bittschrift, die sich im Vormärz stilistisch und inhaltlich von der Petition abgegrenzt hatte, wird als ein traditionelles Symbol obrigkeitlicher Macht und Willkür gezeigt. Bereits seit der Frühen Neuzeit wurden Bittschriften in die zentralstaatliche Verwaltung überführt und boten der Bevölkerung Partizipationsmöglichkeiten im Staat. In der Veranstaltung wird der Band präsentiert und es wird die Bittschriftenpraxis am preußischen Hof vorgestellt. Eine abschließende Diskussion bietet die Möglichkeit zum Austausch.
Eine Veranstaltung des Akademienvorhabens „Anpassungsstrategien der späten mitteleuropäischen Monarchie am preußischen Beispiel, 1786-1918“
PROGRAMM
Grußwort
- Ulrike Höroldt (Leiterin des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz)
Beiträge
- Ulrike Marlow und Anja Bittner (Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Akademienvorhaben „Anpassungsstrategien der späten mitteleuropäischen Monarchie am preußischen Beispiel, 1786-1918“)
* „Überreichung einer Bittschrift an den Kaiser Wilhelm“, in: Illustrirte Zeitung, Bd. 106, Januar–Juni 1896, S. 410.