Das Passional ist das bedeutendste Verslegendar des deutschen Mittelalters. Ein anonymer Dichter schuf am Ende des 13. Jahrhunderts auf Grundlage der ‚Legenda aurea’ und weiterer lateinischer, aber auch deutschsprachiger Vorlagen ein umfassendes gereimtes Heiligenleben, das sich, wie an der reichen Überlieferung abzulesen ist, rasch umfassender Beliebtheit erfreute. Diese fußt auf einer Reihe von Vorzügen, die der Autor seinem Werk eingeschrieben hat. So ordnete er die zahlreichen Legenden und Anekdoten seiner Vorlagen um und brachte sie in eine chronologische, geschlossene Erzählung. Durch genaue Beschreibung und Liebe zum Detail machte er das Leben der Heiligen für seine volkssprachigen Zuhörer begreifbar.
Die jetzt erschienene Edition von Passional Buch I und II, welche die Geschichte Marias und Jesu sowie der Apostel enthält, umfasst mehr als 43.000 Verse. Die 1.600 Seiten starke Edition, welche einen eingerichteten, durch vielfache Lesehilfen erschlossenen Text bietet, legt durch ausführliche Quellennachweise erstmals die Poetik des Autors offen, der in der Kombination und Versöhnung seiner Quellen ein durchaus eigenständiges Werk schuf. Der Dichter war offenbar selbst als Prediger tätig, denn er erwägt in der Nachrede zu Buch II, dass "alle seine Predigt mit dem Schall verwehe". Dem entgegen setzt er den Wunsch: Swaz ich mit dem halme schribe, daz hoffe ich ie ez blibe – ‚Von all dem, was ich mit der Feder schreibe, hoffe ich, dass es immer bestehen bleibt.’
Begrüßung
Michael Borgolte
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied
Einführung
Martin Schubert
Humboldt-Universität zu Berlin
BBAW
Lesung
Annegret Haase
BBAW
Elke Zinsmeister
BBAW
Das Programm wird gerahmt durch mittelalterliche Musik, dargeboten von der Gruppe "Triphonia".
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Walter De Gruyter Verlag.