Naturforschung bedurfte unter den Bedingungen der Reise besonderer methodischer Absicherung, um ihre Ergebnisse in den Bestand gesicherten Wissens überführen zu können. Dies geschah durch die Regulierung, Kontrolle und Habitualisierung der zentralen Methode des Erkenntnisgewinns: der wissenschaftlichen Beobachtung. Wissenschaftler gingen also auf Reisen nach einem ganz bestimmten Muster vor, sodass auch für andere, die nicht mit dabei waren, nachvollziehbar war, wie sie unterwegs gearbeitet hatten. Auf diesem Handlungsmuster der Beobachtung gründete die Persona des Forschungsreisenden, die die herausfordernde Entgrenzung der Reise und ihre erfolgreiche Bewältigung vereinigte.
Der Vortrag führt Idealvorstellungen von wissenschaftlicher Beobachtung, wie sie sich in Reiseanleitungen und -instruktionen spiegeln, mit dem Material von insgesamt sieben Expeditionen des 18. Jahrhunderts, darunter auch die Amerikareise Alexander von Humboldts, zusammen. Notizen und Tagebücher erlauben einen Einblick in die tägliche Arbeit unterwegs; gedruckte Reiseberichte und wissenschaftliche Publikationen zeigen, wie die Beobachtungstätigkeit und ihre Ergebnisse im Nachhinein dargestellt wurden.
Julia Carina Böttcher wurde 2017 an der Universität Regensburg im Fach Wissenschaftsgeschichte mit einer Arbeit zur Beobachtungspraxis bei Forschungsreisen im 18. Jahrhundert promoviert. Seit März 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikation der Universität Erlangen-Nürnberg.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 20.11. unter diesem Link
Julia Carina Böttcher
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg