Der große deutsche Gelehrte Otto Hintze (1861-1940) ist weiterhin bei vielen nur als Preußen- oder gar Hohenzollern-Historiker bekannt. Dabei ging sein wissenschaftliches Werk weit über diese Forschungsfelder hinaus und ist heute von beeindruckender Aktualität. Dies gilt vor allem hinsichtlich einer historischen Soziologie der Bürokratie, der methodischen Wendung zu einer Globalgeschichte und eines machtpolitischen Realismus, der die Frage nach den Möglichkeiten stabiler internationaler Friedensordnungen nicht umgeht. Hintzes Werk stellt eine kritische Fortführung des Historismus bei größter Offenheit gegenüber den Sozialwissenschaften dar. Es kann als Ergänzung und Korrektiv zu den Schriften von Max Weber und Ernst Troeltsch, aber auch als Alternative zu Carl Schmitt gelesen werden und erhält deshalb zu Recht immer mehr internationale Aufmerksamkeit.
Nach einer Begrüßung durch Akademiepräsident Christoph Markschies diskutieren die Akademiemitglieder Hans Joas (Humboldt Universität zu Berlin), Jürgen Kocka (Freie Universität Berlin), Wolfgang Neugebauer (Humboldt-Universität zu Berlin) und Wilfried Nippel (Humboldt-Universität zu Berlin) unter der Moderation von Luise Schorn-Schütte (J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main).