Wie kaum eine Regierung vor ihr haben die politisch Verantwortlichen der jungen Republik nach 1918 die Fortschrittlichkeit und Aktualität ihrer Politik mit avancierten künstlerischen Standpunkten verbunden. Kunst war eine Weise der Welterkenntnis und Kunstausübung, -rezeption und -reflexion gehörten unmittelbar zusammen – nicht nur für die Avantgarde etwa in der Novembergruppe, sondern auch für die Kulturpolitik. Die Berufungen Franz Schrekers zum Direktor der Hochschule für Musik und Arnold Schönbergs zum Leiter einer Meisterklasse an der Akademie der Künste zeigen dies ebenso wie die Einführung von Kunst und Musik als den wissenschaftlichen gleichberechtigte Schulfächer in den Bildungskanon von Gymnasien. Leo Kestenberg war einer der zentralen Motoren dieser Politik für Kunst, Kultur und Moderne, die die Republik bis 1932 prägte. Für Vieles, was er umsetzen konnte, nutzte er die Dynamik der neuen Staatsform genauso wie bildungs- und kulturpolitische Strukturen, die der preußische Staat bereits vorher aufgebaut hatte. Angesichts der aktuellen Debatten über die Kultur- und Bildungspolitik sowie die Künste ist es an der Zeit, sich nicht nur der Errungenschaften Kestenbergs zu erinnern: Man sollte sie aus der engeren musikpädagogischen Perspektive heraus und vor den breiteren Horizont einer Debatte über die Bedingungen der preußischen Bildungspolitik und ihres Verhältnisses zu den Künsten insgesamt rücken.
Um Anmeldung wird bis zum 7.11. gebeten unter folgendem Link
Podiumsdiskussion
Bärbel Holtz
BBAW
Susanne Fontaine
Universität der Künste
Kristina Kratz-Kessemeier
Moderation
Dörte Schmidt
Akademiemitglied
Universität der Künste
Der Pianist Matthew Rubenstein (Berlin)
spielt Werke aus dem Umfeld der Novembergruppe.