Die zwischen Wissenschaft und Kunst bestehenden Unterschiede lassen sich mühelos zu Gegensätzen erklären. Der Ernst, die Strenge und die Trockenheit wissenschaftlicher Bemühungen stehen seit der Antike in sprichwörtlicher Opposition zur Leichtigkeit, Großzügigkeit und Heiterkeit der Kunst. Dennoch gibt es tragende historische, kulturelle und sogar methodologische Gemeinsamkeiten, die es rechtfertigen, von einer produktiven Wirkungseinheit zu sprechen.
In der Akademievorlesungsreihe des Sommersemesters geht es um eine Gesamteinschätzung des Themas: Von den Anfängen der Kunst in der Frühgeschichte der Menschheit, über die unter ihrem Einfluss entstandenen Wissenschaften der Antike und die Entdeckung ihrer handwerklich-technischen Gemeinsamkeiten in der Renaissance soll die Entwicklung bis in die Gegenwart nachgezeichnet werden. In diesem historischen Längsschnitt entsteht so ein Eindruck von der produktiven Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft und Kunst.
Zweifel an der üblichen Abgrenzung zwischen Vorgeschichte, Antike, Mittelalter und Neuzeit sind hierbei ebenso erwünscht wie eine Verunsicherung des Glaubens an eine scheinbar eindeutige Abgrenzung von Theorie und Praxis. Dabei soll in der Reihe die zentrale Rolle der Technik als Mittlerin zwischen Kunst und Wissenschaft beleuchtet werden.
Ziel ist es, in dieser historischen und systematischen Ausrichtung die Offenheit im Selbstverständnis der Wissenschaften kenntlich zu machen und Annäherungen sowohl zwischen Kunst und Wissenschaft als auch zwischen theoretischen, technischen und praktischen Lebensbereichen aufzuzeigen.