14. und 15. September 2006<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />
Karl Philipp Moritz heute
Festveranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
zu Moritz´ 250. Geburtstag
Die Veranstaltung findet statt im Leibniz-Saal der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Eingang Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin.
Der Eintritt ist frei.
Karl Philipp Moritz (1756-1793)
Am 15. September 2006 jährt sich Moritz‘ Geburtstag zum 250. Mal. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften möchte aus diesem Anlass an das Wirken ihres ehemali-gen Mitglieds erinnern und seine Bedeutung für unsere Zeit diskutieren.
Moritz zählt wegen der Originalität und Viel---seitigkeit seines Werkes zu den bedeutend-sten Per-sönlichkeiten der deutschen Literatur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Bekannt wurde er zunächst als Verfasser des autobiographi-schen Romans Anton Reiser, eines Buches, wie es, nach den Worten Arno Schmidts, „kein Volk der Erde sonst besitzt“, als Psychologe und als Ästhetiker. Er war Begründer und Herausgeber des Magazins zur Erfahrungsseelenkunde, der ersten deutschen Zeitschrift für empirische Psychologie. Noch vor Kant hat Moritz in einer Reihe von Aufsätzen die theoretischen Grundlagen der sog. Autonomieästhetik, der Lehre von der Selbstzweckhaftigkeit des Schönen, formuliert, die für Kunst und Literatur der deutschen Klassik maßgebend wurde. Als Mitglied der beiden Akademien Berlins hat er in öffentlichen Vorlesungen über Altertumskunde, Klassische Mythologie, Geschichte und Literatur jenem „Spree-Athen“ den Boden bereitet, welches das Bild und intellektuelle Profil der Stadt bis heu-te prägt. Weniger bekannt sind einem größeren Leserkreis bis heute Moritz´ weitere poetische Werke, ebenso sein umfangreiches Œuvre als Sprachwissenschaftler und Stiltheoretiker, sein Engagement als Publizist für die Ideale der Volksaufklärung.
Goethe empfand Moritz als eine Art „jüngeren Bruder“ und schätzte ihn als Ratgeber in literatur- und kunsttheoretischen Fragen. Herder, Schiller, Moses Mendelssohn, Johann Gottfried Schadow und zahlreiche weitere Persönlichkeiten des geistigen Lebens in Weimar und Berlin waren mit ihm im Gespräch. Jean Paul hatte noch eine umfassende Würdigung in Gestalt einer Biographie des verehrten Freundes geplant; danach mussten mehr als anderthalb Jahrhunderte bis zur Wiederentdeckung durch Arno Schmidt vergehen.
Das zweitägige Festprogramm knüpft an das weite Interessenspektrum des Autors an. Im wissenschaftlichen Teil der Tagung werden international ausgewiesene Forscher Moritz˚ Werk auf seine Aktualität, sein Anregungspotential für unsere Zeit befragen. Das Nachmittags- und das Abendprogramm am 15. September wenden sich im Wechsel von wissenschaftlichem Vortrag, literarischer Diskussion und künstlerischer Darbietung auch an die kulturell interessierte Öffentlichkeit. Nicht zuletzt das junge Publikum ist eingeladen, den Lehrer, den Pädagogen und Psychologen Moritz kennen zu lernen. Die Aufführung einer lange verschollenen Kantate mit Libretto von Moritz fügt dem Bild seiner vielseitigen künstlerischen Persönlichkeit eine neue Facette hinzu.
09.30 Eröffnung durch den Vize-Präsidenten der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften
Moderation: Iwan D‘ Aprile
09.45 Conrad Wiedemann, Berlin:
Karl Philipp Moritz und der Geist der
Urbanität
10.30 Anneliese Klingenberg, Weimar:
Moritz als Kunstadministrator in
preußischen Diensten und Mitglied der
Berliner Akademien
11.15 Pause
11.30 Annelies Häcki Buhofer, Basel:
Sprachtheorie als Grundlegung der
Kulturtätigkeit
12.15 Hans-Walter Schmidt-Hanissa, Galway:
„Blunt“ oder: die Geburt des Experimentaltheaters aus dem Geist der Experimentalseelenkunde
13.00 Pause
Moderation: Stefan Goldmann
15.00 Susanne Gödde, Berlin:
Moritz und die moderne Mythenforschung
15.45 Anke Bennholdt-Thomsen, Berlin:
Sprache der Phantasie. Konzeptuelle Gemeinsamkeiten zwischen Moritz‘ Erfahrungsseelenkunde und Mythologie
16.30 Hartmut Raguse, Basel:
Moritz – ein Vorläufer der Psychoanalyse?
17.15 Ende des Programms der wissenschaftlichen Fachkonferenz
Programm Freitag, 15.09.06
Moderation: Barbara Breysach
10.00 Christof Wingertszahn, Berlin:
Präsentation der Kritischen Moritz-Ausgabe
10.45 Alessandro Costazza, Mailand:
Autonomieästhetik heute
11.30 Pause
11.45 Reiner Marx, Saarbrücken:
Die Modernität von Moritz’ Romanwerk
12.30 Tomishige Yoshio, Tokio: Moritz in Japan
13.15 Ende der wissenschaftlichen Fachkonferenz
Öffentliches Nachmittagsprogramm
Moderation: Yvonne Pauly
15.00 Georges-Arthur Goldschmidt, Paris:
Selbstwahrnehmung ohne Nachfolge? Wortlose
Selbst-erfahrung als Ausgangspunkt der Erkenntnis am Beispiel des „Anton Reiser“
16.00 Karl Philipp Moritz an der Schule. Kooperationsprojekt
mit Schülern des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster, Berlin
17.00 Lesung aus Moritz‘ Werken (Hanns Zischler, Berlin)
Öffentliches Abendprogramm
Moderation: Jürgen Trabant
19.00 Begrüßung durch den Präsidenten der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften
19.30 Aufführung von J. S. Possins „Die Schöpfungs-Feier oder die Hirten in Midian“ (Ensemble
1800 Berlin; Leitung: Thomas Kretschmer)
20.00 Podiumsdiskussion (Ursula Krechel, Thomas Meinecke, Bruno Preisendörfer, Willi Winkler,
Moderation: Lothar Müller)
21.30 Empfang
Konzept und Organisation:
Yvonne Pauly und Christof Wingertszahn, Kritische Moritz-Ausgabe bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; Gisela Lerch, Referat Kommunikation und Information der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Gefördert durch die Stiftung Preußische Seehandlung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und den Förderverein des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster – Berlinisches Gymnasium in Berlin-Mitte e. V.
Weitere Informationen: Barbara Breysach
Tel: +49 (030) 203 70 657
E-mail: breysach@bbaw.de
14.9.2006: 9.30 - 17.00 15.9.2006, 9.30 - 21.30