Die deutsche Bildungskrise ist nicht nur eine der Institutionen, sie ist primär eine der Ideen. Allerorten werden nur die Symptome behandelt, mit den bekannten Folgen: Alle Beteiligten sind überfordert, die Lehrer, die Eltern, die Kinder sowieso, auch die Politiker. Den aktuellen Bildungsreformen fehle die kulturelle Leitidee, sie ziele nur noch auf die "Employability", erklärt Nida-Rümelin. Aber eine Bildung, die den Menschen immer nur "fit für" etwas machen will, die nicht nach seinen Interessen und Talenten fragt, wird nicht einmal den erträumten Markterfolg bringen.
Nida-Rümelins "Philosophie einer humanen Bildung" gibt den Anstoß zu einer neuen gesellschaftlichen Verständigung darüber, was Bildung bedeutet: für uns, für unsere Zukunft, unser Bild vom Menschen. Er beruft sich auf Humanismus und Pragmatismus, greift Denkschulen von der Antike bis Wittgenstein und Dewey auf, und leitet daraus seine eigene Vision einer "Bildungsrepublik" her. Wenn wir den Mut zu einer konsequent humanen Bildungspraxis fänden, den Mut, uns vom Gedanken an die unmittelbare Verwertbarkeit zu trennen, wäre die Basis für gelingendes Leben gelegt und damit auch für eine fundamentale Form von Erfolg: Lebensglück.
Einführung und Moderation
Heinz-Elmar Tenorth
Professor für Historische Erziehungswissenschaft
Humboldt-Universität zu Berlin
Philosophie einer humanen Bildung
Julian Nida-Rümelin
Ludwig-Maximilians-Universität München
Akademiemitglied
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der edition Körber Stiftung.
Philosophie einer humanen Bildung
edition Körber Stiftung, Hamburg 2013
220 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-89684-096-7