Julian Nida-Rümelin: Moral, Wissenschaft und Wahrheit

Akademievorlesung

02. Mai 2013

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin

Menschen streiten sich beständig darüber, welche Handlungen moralisch richtig und welche falsch sind, welche gut und welche böse sind. Wie sind Abtreibungen oder die gleichgeschlechtliche Ehe zu bewerten? Sind wir moralisch dazu verpflichtet, einen Großteil unseres Einkommens zur Bekämpfung der Weltarmut zu spenden? Die Akademievorlesung im Sommersemester 2013 befasst sich mit diesen und verwandten Fragestellungen.

Julian Nida-Rümelin: Moral, Wissenschaft und Wahrheit
Julian Nida-Rümelin: Moral, Wissenschaft und Wahrheit

Menschen streiten sich beständig darüber, welche Handlungen moralisch richtig und welche falsch sind, welche gut und welche böse, welche geboten und welche verboten sind. Wie sind beispielsweise Abtreibungen oder die gleichgeschlechtliche Ehe zu bewerten? Oder: Sind wir moralisch dazu verpflichtet, einen Großteil unseres Einkommens zur Bekämpfung der Weltarmut zu spenden?

 

Es stellt sich die Frage, ob solche Probleme unter Verweis auf objektive moralische Wahrheit entschieden werden können. Wie ließe sich eine solche erkennen? Welche Rolle spielen die Naturwissenschaften bei der Bestimmung von moralischer Wahrheit? Was bedeutet die Vielfalt und die kontinuierliche Veränderung von Moralvorstellungen? Wie viel Toleranz ist gegenüber abweichenden moralischen Urteilen angebracht und wann ist Kritik gerechtfertigt?
 

Seit Max Weber ist es zu einem tópos innerhalb und außerhalb der Wissenschaft geworden, dass Wertfragen wissenschaftlich nicht geklärt werden können, dass Wissenschaft wertfrei zu sein habe. In einem gewissen Spannungsverhältnis dazu steht einmal die Erwartung wissenschaftlicher Politikberatung und zum anderen die Existenz normativer Disziplinen wie Jurisprudenz oder Ethik. Wenn normative Fragen wahrheitsfähig wären und mit einem vergleichbaren Anspruch objektiver Geltung beantwortbar wären, dann könnte dieser tópos als widerlegt gelten. Sogenannte moralische Realisten vertreten diese Auffassung. Julian Nida-Rümelin wird in seinem Vortrag versuchen diesen Streit beizulegen, die Rolle von Wahrheitsansprüchen in der Moral und in der Wissenschaft zu klären und damit auch die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Politikberatung abstecken.

 

Moral, Wissenschaft und Wahrheit

Julian Nida-Rümelin

Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Philosophie

Akademiemitglied

 

 

Die Akademievorlesung im Sommersemester 2013 befasst sich mit diesen und verwandten Fragestellungen. Dabei werden nicht nur aktuelle Probleme diskutiert, sondern es werden auch neuere Forschungsdiskussionen eingeführt und Bezüge zu klassischen Positionen aus der Geschichte der Ethik hergestellt. Ziel ist es, die Besonderheit von moralischem Wissen und moralischer Wahrheit genauer in den Blick zu nehmen. Nur ein differenziertes Verständnis dessen, was moralische Wahrheit ist, erlaubt einen angemessenen Umgang mit moralischen Konflikten. Die diskutierten Fragen sind daher nicht nur von theoretischem Interesse, sondern beeinflussen auch praktische Lebensbereiche.

 

Weitere Termine:

- Donnerstag, 16. Mai 2013: Relativismus als Herausforderung für die Ethik mit Thomas Schmidt (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin)

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- Donnerstag, 6. Juni 2013: Der Wert der Wahrheit wächst mit Volker Gerhardt (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin, Akademiemitglied)

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- Donnerstag, 20. Juni 2013: Warum gelten moralische Normen? – Ein Streitgespräch mit Carl Friedrich Gethmann (Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“, Universität Siegen, Akademiemitglied) und Gerhard Ernst (Institut für Philosophie, Universität Erlangen-Nürnberg)

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Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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