Der charismatische Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) war der bedeutendste und bekannteste deutsche Prediger des 15. Jahrhunderts. In seinen lebhaften Predigten übte er scharfe Kritik am Zustand der Kirche und dem reformunwilligen Klerus und kann deswegen in gewisser Hinsicht als ein Vorgänger Martin Luthers gesehen werden. Im Jahre 1488 lud der in der Kirchenreform engagierte Augsburger Bischof Friedrich von Zollern seinen engen Freund Johannes Geiler nach Augsburg ein, um ihn in der Stadt mit einer Prädikatur am Dom zu etablieren, was allerdings nicht gelingen sollte. Geiler hielt seine Ansprachen zwischen dem 29. September und 28. Dezember 1488 vor einem höchst enthusiastischen Publikum und bot der Hörerschaft mit einer geschickten rhetorischen Strategie recht anspruchsvolle theologische Lehre und Kritik an gesellschaftlichen Missständen. Sein Predigtwerk ist in der äußerst seltenen Überlieferungsform der Predigtnachschriften erhalten.
Einleitung
Michael Borgolte
Akademiemitglied
Der Reformer Johannes Geiler von Kaysersberg in Augsburg (1488).
Der bedeutendste Prediger der Zeit unterrichtet die Laien der Reichsstadt
Werner Williams-Krapp
Augsburg
Johannes Geiler von Kaysersberg: Die Augsburger Predigten
Hrsg. v. Kristina Freienhagen-Baumgardt, Werner Williams-Krapp
Reihe: Deutsche Texte des Mittelalters 92, Berlin/Boston: De Gruyter, 2015
ISBN 978-3-11-041796-8