Die Veränderungen der Deltalandschaft sind seit der Antike so grundlegend, dass sich der Besucher heute keine Vorstellung davon machen kann, wie es einst dort aussah. Dem Archäologen bieten sich als greifbare Anhaltspunkte zumindest jene Siedlungshügel an, die an der heutigen Oberfläche noch sichtbar sind. Doch gehören diese Siedlungen zu Landschaften, die nicht mehr existieren. Da Siedlungen nur im Kontext ihrer Umwelt sinnvoll verstanden werden können, stellt sich ein Survey des DAI Kairo seit 2010 der Aufgabe, die Siedlungsgeschichte und die Transformationen der Landschaft um die Stadt Buto (Tell el-Fara'in) zu untersuchen. Die Region ist sehr reich an archäologischen Stätten, die erstmals systematisch untersucht wurden.
In diesem Vortrag soll ein Überblick über Methoden und bisherige Ergebnisse präsentiert werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Rekonstruktion ehemaliger Wasserstraßen in der Region und ihrer Bedeutung für die Siedlungstätigkeit. Die Zahl der großen Nilarme des Deltas veränderte sich im Laufe der Zeit stets: Neue Arme bildeten sich, bestehende verlagerten sich und versiegten. Dass es sich bei diesen Prozessen nicht ausschließlich um natürliche Abläufe handelt, denen die Bewohner des Deltas ausgeliefert waren, ist ein wenig untersuchtes Phänomen. Anhand dieser Region sollen Möglichkeiten menschlicher Interventionen in die Wasserlandschaft illustriert werden.
Einführung
Stephan J. Seidlmayer
Akademiemitglied
Direktor des DAI Kairo
Vortrag
Immer wieder Neuland:
Siedlungsgründungen im Norden Ägyptens in alter und neuer Zeit
Aus der Arbeit des DAI Kairo im nordwestlichen Nildelta
Robert Schiestl
DAI Kairo