Antiochia am Orontes gehörte neben Rom, Konstantinopel und Alexandria zu den größten Metropolen der hellenistischrömischen Welt. Unser Bild dieser Stadt wird im Wesentlichen von den Berichten antiker Autoren geprägt. Der Redner und Politiker Libanios etwa, selbst ein heimatstolzer Antiochener, beschreibt wortgewaltig die spätkaiserzeitliche Stadt, die er als Metropole ohnegleichen preist. Gemessen an der überaus reichen schriftlichen Überlieferung ist die spätantike Stadt archäologisch dagegen vergleichsweise gestaltlos geblieben.
Dennoch beginnt sich abzuzeichnen, dass das spätantike Antiochia nicht die heile Mustersiedlung des Libanios gewesen ist, sondern eine Metropole, die im Gefolge demographischen und wirtschaftlichen Wandels seit dem 4. Jh. n. Chr. einschneidende Stadtumbauten erlebte.
Nach einer Katastrophenserie in justinianischer Zeit, die das alte Antiochia auslöschte, hatte sich die Stadt den Problemen eines Wiederaufbaus von Dresdner Format zu stellen. Es erscheint vor diesem Hintergrund verlockend, die verstreute und nicht selten ambivalente archäologische Überlieferung auf ihre Relevanz für die Rekonstruktion der Stadtbaugeschichte des spätantiken Antiochia zu befragen.
Gunnar Brands, Klassischer Archäologe, ist Professor am Seminar für Orientalische Archäologie der Universität Halle-Wittenberg. Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte der griechisch-römischen Stadt und ihrer Architektur. Nach Forschungen im Yemen und in Syrien hat er zuletzt in Antakya, dem antiken Antiochia am Orontes, gearbeitet.
PROGRAMM
Einführung
Christoph Markschies
Vizepräsident der Akademie
Humboldt-Universität zu Berlin
ANTIOCHIA IN DER SPÄTANTIKE
Gunnar Brands
Universität Halle-Wittenberg
Eine Veranstaltung des Akademienvorhabens „Die alexandrinische und antiochenischeBibelexegese in der Spätantike“, der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität und des Verlags Walter de Gruyter.