Mit 49 Jahren zog sich Friedrich Engels 1869 aus dem Berufsleben zurück und erfüllte sich einen Jugendtraum: ein Leben als politisierender Privatgelehrter. Er unternahm mit seiner irischen Lebensgefährtin Lizzie Burns und Karl Marx‘ jüngster Tochter Eleanor eine Irland-Reise und begann anschließend eine deutschsprachige Geschichte Irlands zu schreiben, die er allerdings nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 nicht vollendete. Intensiv studierte er Geschichte und Politik Irlands, selbst die irische Sprache.
Irland war im 19. Jahrhundert – neben Polen – eine der beiden politischen Symbolnationen, die aus unterschiedlichen Perspektiven für deutsche Reformer und Arbeiterradikale, aber auch für den deutschen Katholizismus paradigmatische Bedeutung hatten. Engels und auch Marx beschäftigten sich zeit ihres Lebens mit Irland und der englischen Irland-Politik. Für Marx erhielt Irland in den 1860er Jahren eine wirtschaftswissenschaftliche und zunehmend auch eine revolutionsstrategische Bedeutung. Seine älteste Tochter Jenny kritisierte 1870 in französischen Zeitungsartikeln, die in Europa und den USA großes Aufsehen erregten, die Behandlung der irischen politischen Gefangenen in britischen Gefängnissen.
Die Tagung soll die Komplexität der politischen, wirtschaftsgeschichtlichen und kulturellen, aber auch persönlichen Beziehungen diskutieren, in denen Engels, aber auch Marx standen und aus denen heraus sie sich mit der Geschichte Irlands beschäftigten – als prominente Teilnehmer aber auch als Rezipienten der zeitgenössischen Debatten. Ihre Briefe, Schriften und Manuskripte, die bisher nur zu einem kleinen Teil veröffentlicht sind, geben wichtige Einblicke in die Diskurse und Kämpfe sowie in die Vermittlungsprozesse zwischen den politischen und wissenschaftlichen Kulturen, ähnlich wie die Beobachtungen anderer deutscher und europäischer Emigranten und Reisenden im 19. Jahrhundert.
Veranstalter:
Dr. Jürgen Herres
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademienvorhaben Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA)
herres@bbaw.de
Dr. Gisela Holfter
Centre for Irish-German Studies, University of Limerick
gisela.holfter@ul.ie
Dr. Eberhard Illner
Historisches Zentrum Wuppertal
Eberhard.Illner@stadt.wuppertal.de
Supported by the
Irish Embassy, Berlin
Zugleich:
13th Conference in Irish-German Studies
Centre for Irish-German Studies, Limerick
Wir danken für die Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD), die Irische Botschaft, Berlin, das College of Humanities, University of Limerick, und den Förderverein Historisches Zentrum Wuppertal.