Franz Theodor Kugler (1808-1858) gehört unbestritten zu den ersten namhaften deutschen Kunsthistorikern. Auf die Veröffentlichung seines "Handbuchs der Geschichte der Malerei von Konstantin dem Großen bis auf die neuere Zeit" (1837) folgte bald ein zweites bahnbrechendes Werk, das "Handbuch der Kunstgeschichte" (1842). Die zweite Ausgabe beider Handbücher wurde von seinem Schüler Jakob Burckhardt bearbeitet.
Franz Kugler, dem man insbesondere verdankt, die Kunstgeschichte als ästhetische Auseinandersetzung mit den überlieferten Kunstwerken in die allgemeine Geschichte eingebettet zu haben, hatte zwar die übliche Italienreise 1835 absolviert, bevor er zum Professor an der Akademie der Künste berufen wurde. In seinen Schriften legte er aber einerseits den Akzent auf die Kunstgeschichte Berlins und der Umgebung und versuchte andrerseits die Kunstwissenschaft mit geographischen Betrachtungen zu verknüpfen, die ihn manchmal zu kunstanthropologischen Einsichten hinführten.
Seine Geschichte der Baukunst, an der Jacob Burckhardt und Wilhelm Lübke mitwirkten, zeugt von seiner Neigung zu Gesamtdarstellungen. Der Gelehrte war auch als Kunstreferent des preußischen Kultusministeriums tätig und konnte seine Ansichten in die Praxis der Kunstverwaltung umsetzen.
Sein weitverzweigtes Netz von Bekannten und Freunden unter den Berliner Schriftstellern der Zeit, von Emanuel Geibel und Paul Heyse bis zum jungen Theodor Fontane, illustriert eine paradigmatische Verbindung von Literatur- und Kunstbetrachtung, die von der Zusammenarbeit mit Adolph Menzel an einer Biographie Friedrich des Großen, aber auch von seinen eigenen Gedichten weiter dokumentiert wird.
Die Figur Franz Kugler ist weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie für das Verständnis der Kunstwissenschaft, der Berliner Salonkultur und der allgemeinen deutschen Kulturgeschichte von den 1830er bis zu den 1850er Jahren unerlässliche Schlüssel liefert. Die geplante Konferenz nimmt sich vor, die verschiedenen Seiten dieser Persönlichkeit zu erhellen.
Programm
Donnerstag, 11. Dezember 2008
09.30 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter
09.45 Uhr
Hubertus Kohle, München
Kugler und Menzel
10.30 Uhr
Heinrich Dilly, Halle
Kunstgeschichte, "weniger mit der Schreibfeder als mit dem Zeichenstifte gemacht“. Franz Kuglers Buch- und Zeichenkunst
Kaffeepause
11.30 Uhr
Adrian von Buttlar, Berlin
Kuglers Schinkel – eine Relektüre
12.15 Uhr
Hubert Locher, Marburg
Kuglers Berücksichtigung der französischen und italienischen Malerei im Handbuch
Mittagspause
14.30 Uhr
Andreas Beyer, Basel
"Liederbuch für deutsche Künstler" 1833
15.15 Uhr
Anike Rössig, Braunschweig
Der Tunnel über der Spree
Kaffeepause
16.15 Uhr
Rainer Hillenbrand, Pécs
Poetischer Realismus und idealistische Realpolitik
17.00 Uhr
Roland Berbig, Berlin
Franz Kugler als literarischer Förderer
Freitag, 12. Dezember 2008
9.30 Uhr
Bärbel Holtz, Berlin
Franz Kuglers Amtspraxis
10.15 Uhr
Leonore Koschnick, Berlin
Kugler als Chronist der Kunst und preußischer Kulturpolitiker
Kaffeepause
11.15 Uhr
Johannes Rössler, Bern
Kugler als Architekturhistoriker
12.00 Uhr
Céline Trautmann-Waller, Paris
Kugler, Eggers und das Deutsche Kunstblatt
Mittagspause
14.30 Uhr
Kilian Heck, Berlin
Franz Kugler und seine Kritik an Carl Blechens Ikonoklasmus
15.15 Uhr
Henrik Karge, Dresden
Franz Kugler und Karl Schnaase – zwei Projekte zur Etablierung der
"Allgemeinen Kunstgeschichte"
Kaffeepause
16.15 Uhr
Andrea Meyer, Berlin
Der Begriff von der Historie bei Franz Kugler
17.00 Uhr
Michel Espagne, Paris
Kugler und Burckhardt
17.45 Uhr
Bénédicte Savoy, Berlin
Die Reisen Franz Kuglers
Veranstalter:
Michel Espagne
Paris, CNRS, UMR 8547 „Transferts culturels"
Bärbel Holtz
Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, "Preußen als Kulturstaat"
Bénédicte Savoy
Berlin, Technische Universität Berlin, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
Céline Trautmann-Waller
Paris, Université de la Sorbonne Nouvelle – Paris 3 (IUF)
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Donnerstag, 11.12.2008: 9.30 - 17.45 Uhr<br>Freitag, 12. Dezember 2008, 9.30 - 18.30 Uhr