Im Venedig des 15. Jahrhunderts lehrte Georg hauptberuflich ein an den Bedürfnissen des Handels orientiertes Deutsch für venezianische Kaufleute. Für den Unterricht nutzte er einen Leitfaden, der nicht nur Wortlisten und grammatische Übersichten enthält, sondern auch praxisnahe, überaus lebendige Musterdialoge. Diese führen beispielsweise erfolgreiches Feilschen vor und vermitteln angemessenes Verhalten in Alltagssituationen.
Die Abendveranstaltung wird von Christoph Markschies, Präsident der Akademienunion und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, mit einem Grußwort eröffnet, bevor Horst Simon das Langzeitvorhaben und speziell das Sprachlehrwerk in einem kurzen Schlaglicht vorstellt.
Cecilie Hollberg führt in einem Gastvortrag ein in die florierenden Beziehungen der Lagunenstadt, für die Fremdsprachenkompetenzen unerlässlich waren. Die zahlreichen deutschen Kaufleute, viele davon aus Nürnberg, hatten ihr Zentrum im „Fondaco dei Tedeschi“. In dessen unmittelbarer Nähe, nahe der Rialto-Brücke, im Herzen der Stadt, befand sich auch Georgs Sprachschule, deren Angebot sich an sogenannte „unterkäuffel“ richtete, Makler, die den fränkischen Kaufleuten nicht nur den Handel erleichtern, sondern diesen auch kontrollieren sollten.
Der Vortrag wird gerahmt von einer zweisprachigen szenischen Lesung von Liv Büchler, Josephine Klingebeil und Kerstin Roth.
Eine Veranstaltung des Akademienvorhabens „Historische Fremdsprachenlehrwerke digital. Sprachgeschichte, Sprachvorstellungen und Alltagskommunikation im Kontext der Mehrsprachigkeit im Europa der Frühen Neuzeit (FSL digital)“.
PROGRAMM
| 17.00 Uhr | Grußworte und Eröffnung | Christoph Markschies |
| 17.15 Uhr | Warum Linguist:innen den Georg von Nürnberg so interessant finden | Horst Simon |
| 17.45 Uhr | Deutsche in Venedig im 15. Jahrhundert | Cecilie Hollberg |
| 18.45 Uhr | Szenische Lesung aus dem Sprachbuch 1424 | Liv Büchler, Josephine Klingebeil und Kerstin Roth |
| 21.00 Uhr | Abschluss und Verabschiedung |