Der dritte Abend der Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ widmet sich diesen Fragen mit Vorträgen zweier Professoren für Neuere Geschichte aus einer alternativen Blickrichtung heraus. Akademiemitglied Barbara Stollberg-Rilinger begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen der europäischen Einheit und findet sie etwa in der Konkurrenz der damaligen Dynastien begründet. Sie argumentiert: „Was man damals Europa nannte, gewann seine Konturen vor allem durch die permanente Konkurrenz unter den verschwägerten Dynastien.
Die strukturelle Friedlosigkeit führte zur Ausbildung eines gemeinsamen Handlungsrepertoires, mit dem Konflikte angefangen, ausgetragen und beigelegt wurden.“ Sebastian Conrad vertritt im Anschluss die These, dass die Aufklärung nicht nur „als ein europäisches Ereignis verstanden“ werden könne. Sein Vortrag zeichnet vielmehr dessen „globale Karriere“ nach und verweist auf die Auswirkungen dieser globalen Vernetzung auf das „Konzept der Aufklärung selbst“.
Das Europa der Aufklärung – ein „corps politique“?
Barbara Stollberg-Rilinger
Wilhelms-Universität Münster
Akademiemitglied
Wessen Aufklärung? Globalgeschichtliche Perspektiven
Sebastian Conrad
Freie Universität Berlin
Moderation: Jürgen Renn
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
Wofür steht Europa? In den vorherrschenden Bildern und Imaginationen von Europa gelten normative Ansprüche auf Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Moderne, bürgerliche Gleichheit und universelle Menschenrechte als Entdeckungen europäischer Geschichte. Doch ist die Selbstverständlichkeit dieser Annahmen historisch betrachtet noch haltbar?
Die im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ stattfindende Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ betrachtet in Doppelvorträgen transformative Epochen europäischer Geschichte. Mit ihren binnen- und außereuropäischen Sichtweisen präsentieren Akademiemitglieder und Gäste alternative Lesarten, die eine universalistische Geschichtsschreibung in Frage stellen - zugunsten einer Vielfalt der Perspektiven.
Mit freundlicher Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft.
Weitere Veranstaltungen:
Die Initiative Jahresthema 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bietet eine Plattform, um die Aktivitäten wissenschaftlicher und kultureller Institutionen in Berlin und Brandenburg unter einem Themendach zu bündeln und Vernetzung nachhaltig zu fördern.