Europa in globaler Perspektive

Akademievorlesung

12. Juni 2014

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin

In der europäischen Öffentlichkeit wird regelmäßig ein gemeinsamer europäischer Geist beschworen, dessen Ursprung unter anderem in den gesellschaftlichen Umbrüchen ab dem Zeitalter der Aufklärung gesehen wird. Doch ist das Konzept der Aufklärung ein schlichtweg europäisches Projekt oder könnte es auch universellen Anspruch erheben? Und wie einig war sich das Europa der Aufklärung wirklich über einen gemeinsamen Wertekanon, auf den heutzutage so gern rekurriert wird? Am dritten Abend der Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ widmen sich die Historiker Barbara Stollberg-Rilinger und Sebastian Conrad diesen Fragen zum Zeitalter der Aufklärung.

Europa in globaler Perspektive
Europa in globaler Perspektive

Der dritte Abend der Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ widmet sich diesen Fragen mit Vorträgen zweier Professoren für Neuere Geschichte aus einer alternativen Blickrichtung heraus. Akademiemitglied Barbara Stollberg-Rilinger begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen der europäischen Einheit und findet sie etwa in der Konkurrenz der damaligen Dynastien begründet. Sie argumentiert: „Was man damals Europa nannte, gewann seine Konturen vor allem durch die permanente Konkurrenz unter den verschwägerten Dynastien.

 

Die strukturelle Friedlosigkeit führte zur Ausbildung eines gemeinsamen Handlungsrepertoires, mit dem Konflikte angefangen, ausgetragen und beigelegt wurden.“ Sebastian Conrad vertritt im Anschluss die These, dass die Aufklärung nicht nur „als ein europäisches Ereignis verstanden“ werden könne. Sein Vortrag zeichnet vielmehr dessen „globale Karriere“ nach und verweist auf die Auswirkungen dieser globalen Vernetzung auf das „Konzept der Aufklärung selbst“.

 

 

Das Europa der Aufklärung – ein „corps politique“?
Barbara Stollberg-Rilinger
Wilhelms-Universität Münster
Akademiemitglied

 

Wessen Aufklärung? Globalgeschichtliche Perspektiven
Sebastian Conrad
Freie Universität Berlin

 

Moderation: Jürgen Renn
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

 

Wofür steht Europa? In den vorherrschenden Bildern und Imaginationen von Europa gelten normative Ansprüche auf Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Moderne, bürgerliche Gleichheit und universelle Menschenrechte als Entdeckungen europäischer Geschichte. Doch ist die Selbstverständlichkeit dieser Annahmen historisch betrachtet noch haltbar?


Die im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ stattfindende Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ betrachtet in Doppelvorträgen transformative Epochen europäischer Geschichte. Mit ihren binnen- und außereuropäischen Sichtweisen präsentieren Akademiemitglieder und Gäste alternative Lesarten, die eine universalistische Geschichtsschreibung in Frage stellen - zugunsten einer Vielfalt der Perspektiven.

 

 Mit freundlicher Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft.

 

 Weitere Veranstaltungen:

 

Donnerstag , 3. Juli 2014: Das Bildverbot als Kraftquelle. Die europäische Bildkultur als Negation ihrer Verneinung (Horst Bredekamp) / Drei Dimensionen von Modellen: Kunst, Gelehrtentum und Staatswesen im China des 17. Jahrhundert (Dagmar Schäfer)
 

  

 

Die Initiative Jahresthema 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bietet eine Plattform, um die Aktivitäten wissenschaftlicher und kultureller Institutionen in Berlin und Brandenburg unter einem Themendach zu bündeln und Vernetzung nachhaltig zu fördern.

 

http://Jahresthema.bbaw.de 

"Friedrich II. von Preußen hat das Europa seiner Zeit als 'corps politique' bezeichnet, obwohl ihm doch fast alles fehlte, was einen politischen Körper ausmacht. Der Vortrag vertritt die These, dass die Einheit in der Zwietracht bestand und daraus folgte. Was man damals Europa nannte, gewann seine Konturen vor allem durch die permanente Konkurrenz unter den verschwägerten Dynastien. Die strukturelle Friedlosigkeit führte zur Ausbildung eines gemeinsamen Handlungsrepertoires, mit dem Konflikte angefangen, ausgetragen und beigelegt wurden."

"Die Aufklärung wird üblicherweise als ein europäisches Ereignis verstanden und im Wesentlichen auf das 18. Jahrhundert beschränkt. Aber zu einem globalen Stichwort wurde Aufklärung erst danach. Der Vortrag zeichnet die globale Karriere der Aufklärung im 19. Jahrhundert nach und argumentiert, dass es sich dabei nicht lediglich um eine nachholende Bewegung handelte. Vielmehr hatte diese längere Geschichte Auswirkungen auf das Konzept der Aufklärung selbst – und auf das Verständnis von Universalität, das mit ihr verbunden ist."

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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